Die alten Nerv-Themen

Von SPOX
Das Hinspiel in Tiflis gewann die deutsche Nationalmannschaft mit 2:0
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft braucht im abschließenden Spiel der EM-Qualifikation gegen Georgien (20.45 Uhr im LIVETICKER) noch einen Punkt, um das Ticket für das Turnier 2016 in Frankreich endgültig zu lösen. Die Niederlage in Irland hat die Stimmung rund ums Team aber verändert.

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Nur keine Zeit verlieren. Fünf Minuten vor der angekündigten Zeit eröffnete Joachim Löw die Pressekonferenz am Samstag in Leipzig. Man konnte meinen, der Bundestrainer wollte den Termin schnell hinter sich bringen. Denn er konnte erahnen, mit welchen Themen er sich einen Tag vor dem letzten Spiel der EM-Qualifikation würde auseinandersetzen müssen.

Nur am Rande ging es die nächsten rund 20 Minuten dann um den nächsten Gegner. Georgien ist nicht gerade das Kaliber, das in aller Welt Furcht und Schrecken verbreitet. Aber die Situation ist nun mal so, dass der Weltmeister am letzten Spieltag noch einen Punkt braucht, um seine Teilnahme der EM 2016 in Frankreich zu sichern.

Ein Endspiel wurde also ausgerufen, das im Grunde genommen gar kein Endspiel ist, weil zum einen ein Unentschieden schon genügen würde und zum anderen niemand daran zweifelt, dass dem DFB-Team dieser letzte Schritt gelingen wird. Aber die Niederlage in Dublin gegen ein doch sehr durchschnittliches und biederes Irland hat ein paar alte Diskussionspunkte wieder auf die Agenda gesetzt.

Löw muss sich verteidigen

Themen, die Löw nerven und von denen er dachte, sie hätten sich endgültig mit dem Weltmeistertitel in Brasilien erledigt. Aber nicht nur das Spiel in Irland, auch die gesamte Qualifikation und die Wankelmütigkeit seiner Elf seit der WM haben Löw diese Fragen beschert.

Es ging also um die Spielidee im Allgemeinen, Führungsspieler, die Einstellung, die Rückkehr von echten Stürmern und natürlich um die Chancenverwertung. Löw hat die ersten vier Themen recht schnell abgehandelt und jegliche Zweifel weggewischt. Kurz zusammengefasst: Spielidee alternativlos, Führungsspieler vorhanden, Einstellung passt, Stürmer wie Gomez vielleicht, wenn sie zur Spielidee passen und treffen.

Bleibt die fehlende Stärke im Abschluss. "Das zieht sich durch die Qualifikation. Wir brauchen sechs Großchancen, um ein Tor zu erzielen", sagte Löw. "Die Effizienz ist nicht die gleiche wie bei der WM. Gegen Frankreich oder Brasilien haben wir fast jede Chance genutzt. Im letzten Jahr fehlt uns Effizienz. Das ist ein Thema, das wir angehen müssen."

Sinne schärfen und Feuerwerk abbrennen

Welche Maßnahmen er genau ergreifen will, erklärte er nicht. Er wolle aber jetzt vor Georgien "die Sinne schärfen" und von den Spielern erwarte er, dass "sie mit einer Chance so umgehen, als wäre es die einzige im Spiel".

Es kann gut sein, dass die Georgier, die sich im Hinspiel noch über das akzeptable Ergebnis mit nur zwei Gegentoren freuten, am Sonntag für die deutschen Versäumnisse der Vergangenheit büßen müssen. Bereits in Dublin forderte Jerome Boateng für Sonntag ein "Feuerwerk".

Das DFB-Team wird von Beginn an auf Tore spielen, um gar keine Zweifel am Sieg aufkommen zu lassen. Ein Risikospiel wie in Irland, das sich beim Stande von 0:0 mit einem langen Ball in eine andere Richtung drehen kann, gilt es zu vermeiden.

Nicht noch ein Übergangsjahr

Denn im November hat Löw schon deutlich bessere Sachen geplant, als Playoffspiele gegen andere Drittplatzierte. Am 13. testet die DFB-Auswahl in Paris gegen EM-Gastgeber Frankreich, am 17. sollte es eigentlich gegen Holland gehen, aber Oranje hat möglicherweise selbst Playoff-Verpflichtungen. Anschließend wäre das Länderspieljahr erstmal vorbei und Zeit für die Analyse, ehe im März mit Spielen gegen England und Italien weitere Gegner der höchsten Kategorie anberaumt sind.

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Nachdem Jahr eins nach dem WM-Titel zu einem Übergangsjahr herabgestuft wurde, sollte Jahr zwei genutzt werden, um Löws angekündigte Entwicklung voranzutreiben und Fahrt Richtung Turnier aufzunehmen. Ein zweites Übergangsjahr will beim DFB keiner.

Lahm: Trainingslager entscheidend

Zuspruch gab es am Samstag auch von einem, der es wissen muss. Weltmeisterkapitän Philipp Lahm redete in einem tz-Interview der Nation ins Gewissen, dass sie sich keine Sorgen um die Mannschaft machen müsse. Wichtig sei nicht wie, sondern dass man sich qualifiziere. Alles andere entscheide sich dann erst in den Wochen vor dem Turnier.

"Am wichtigsten für die EM ist das Trainingslager unmittelbar davor. Und da hat unsere Nationalmannschaft nicht nur in den vergangenen Jahren, sondern seit Jahrzehnten schon immer sehr, sehr gute Arbeit geleistet. Das wird diesmal nicht anders sein. Das weiß ich, schließlich kenne ich den Trainer und sein Team ganz genau. Nicht umsonst heißt es, dass Deutschland eine Turniermannschaft ist."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland: Neuer - Rudy, Boateng, Hummels, Hector - Kroos, Gündogan - Bellarabi, Özil, Reus - Müller

Georgien: Rewischwili - Kaschia, Amisulaschwili, Kwerkwelia - Lobjanidse, Kankawa, Kwekweskiri, Nawalowsky - Okriaschwili, Kasaischwili - Watsadse

Die EM-Qualifikation im Überblick