"Das Finale war fast schon demütigend"

Von Interview: Benedikt Treuer
Constantin Frommann hielt im Viertelfinale gegen Spanien zwei Elfmeter
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SPOX: Wundern Sie sich trotzdem, wie schnell dann alles ging? Erst der Wechsel nach Freiburg, dann die Berufung ins DFB-Team und nun Stammkeeper bei der EM?

Frommann: Das war definitiv ein rasanter Aufstieg und ging so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, wirklich darüber nachzudenken. Diese Entwicklung hätte ich mir so nie träumen lassen.

SPOX: Einige Spieler der heutigen A-Nationalmannschaft sind einen ähnlichen Weg gegangen wie Sie. Nach den Junioren-Nationalteams haben sie den Durchbruch in den Profi-Fußball dann auch geschafft. Beschäftigen Sie sich damit, was in ein paar Jahren sein könnte?

Frommann: Natürlich weiß man, was mit einem Götze oder Ter Stegen nach der U17-EM passiert ist. Jeder wünscht sich, dass es so läuft wie bei ihnen, dazu bedarf es aber noch viel Arbeit. Gerade nach so einem Großereignis wie der Europameisterschaft muss man noch mehr Gas geben. Dann können die Dinge ihren Lauf nehmen.

SPOX: Arbeit, die Sie jetzt vor allem im Verein leisten müssen. Ab der nächsten Saison spielen Sie in der A-Jugend des SC.

Frommann: Das ist wieder eine neue Herausforderung, bei der ich mich auszeichnen möchte. Ich muss mir meinen Platz im Team wieder neu erkämpfen. Stand jetzt sind wir drei gute Torhüter: Marvin Geng, Niklas Schindler und ich. Jeder möchte spielen. Da müssen wir sehen, wie der Trainer entscheidet.

SPOX: Das wird mit Thomas Stamm ein neues Gesicht beim SC sein. Er wechselt aus dem Nachwuchsbereich des FC Winterthur nach Freiburg. Hatten Sie schon erste Gespräche?

Frommann: Da Jonas Busam und ich mit der Nationalmannschaft unterwegs waren, hatten wir zum neuen Trainer noch keinen Kontakt. Deshalb kann ich auch noch nicht sagen, wie er mit mir oder den anderen plant. Ich denke aber, entscheidend wird die Vorbereitung sein. Wer die am besten bestreitet, wird wohl spielen.

SPOX: Fühlt sich der Stammplatz im DFB-Team bei dieser Überlegung plötzlich wieder weniger wertvoll an?

Frommann: Es wird nie so sein, dass man sich darauf verlassen kann, immer zu spielen. Der Konkurrenzkampf wird immer da sein, egal ob man beim DFB spielt oder nicht. Es spornt mich an, im Training noch mehr zu geben, um auch im nächsten Jahr wieder die Nummer eins zu werden.

SPOX: Der SC bezeichnet sich selbst als Ausbildungsverein, Christian Streich gilt als absoluter Förderer der Jugend. Haben Sie ihn schon persönlich kennengelernt?

Frommann: Ich war leider noch nicht bei den Profis im Training, sodass ich das noch nicht so gut einschätzen kann. Jeder weiß aber, dass Christian Streich früher schon viel in der Jugend getan hat und immer noch auf junge Leute baut. Für Spieler in meinem Alter ist es wichtig zu wissen, dass jemand wie Streich da ist, der einem eine Chance gibt.

SPOX: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Liga-Zugehörigkeit der Profis? Der SC ist am Wochenende abgestiegen.

Frommann: Das war wirklich bitter. Es hätte mich gefreut, wenn wir mit unserem Verein in der ersten Liga geblieben wären. Für mich hat es aber noch nicht die ganz große Bedeutung, ich komme ja erst einmal in die A-Jugend.

SPOX: Von dort ist der Weg aber nicht mehr weit...

Frommann: Das wäre auf jeden Fall schön. Es ist ja auch nicht gesagt, dass der SC nicht wieder aufsteigt. Das würde mich natürlich sehr freuen. Genauso wie alle anderen im Team muss ich aber noch hart arbeiten, um meine Ziele zu erreichen.

SPOX: Eines davon ist sicherlich die Weltmeisterschaft in Chile im Oktober?

Frommann: Na klar. Dort wollen wir auf jeden Fall gut abschneiden. Der große Vorteil gegenüber der EM ist, dass wir nicht den großen Druck haben werden, uns für irgendetwas qualifizieren zu müssen. Wie die genaue Zielsetzung bis dahin aussieht, werden wir aber erst noch sehen.

SPOX: Sie haben im Klub in dieser Saison stark gehalten, dazu eine sehenswerte EM gespielt. Gab es denn schon Anfragen von anderen Vereinen?

Frommann: Bei mir persönlich nicht, das läuft dann meistens über meinen Berater. Ich mag mich da nicht einmischen (lacht).

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