Weltklasse mit Hindernissen

Von Stefan Rommel / Andreas Lehner
Vom Testspiel gegen Chile bis zum WM-Titel: das Jahr 2014 des DFB
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Die Leistung

Vor der Weltmeisterschaft lief wenig zusammen bei der deutschen Mannschaft und danach auch. Die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur. Erst waren da die vielen gesundheitlichen Probleme, danach kamen ein Umbruch und eine gewisse Zufriedenheit dazu.

Beim Highlight des Jahres aber war die Mannschaft auf den Punkt voll da und zeigte beim Turnier alle Fähigkeiten eines Champions. Deutschland war als einzige Mannschaft des Turniers in der Lage, die gesamte Palette der Anforderungen zu bedienen.

Löws Mannschaft zeigte sich flexibel, hochkonzentriert, kampf- und willensstark. Löw überraschte mit einigen ungewöhnlichen, aber effektiven taktischen Maßnahmen und konnte sich in den entscheidenden Momenten auf seine Spieler verlassen.

Thomas Müller startete einmal mehr furios ins Turnier, die Bankspieler Klose, Mario Götze oder Andre Schürrle streuten frische Impulse, die Mannschaft konnte Rückstände wegstecken und auch dieses eine schwierige Spiel überstehen, das gemeinhin immer auf dem Weg nach ganz oben lauert.

Gegen Algerien staunte die Welt über Torhüter Neuer, die Franzosen wurden mit einer soliden Defensivtaktik geschlagen, das Brasilien-Spiel wird für alle Zeit ein Highlight der deutschen Länderspielgeschichte bleiben. Und im Finale gegen einen Gegner auf Augenhöhe machte am Ende auch der unbedingte Wille dieser Generation den Unterschied zu Argentinien aus.

"Wir haben, glaube ich, in diesem Turnier die beste Leistung gezeigt über die kompletten sieben Spiele", sagte Löw. "Alle Spieler dieser Mannschaft haben alles gegeben. Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir nicht mit elf Spielern über die Runden kommen. Sondern dass wir eine erste 14 haben, dass alle in höchster Alarmbereitschaft sein müssen."

Ungeachtet des sportlichen Erfolgs hat das Team mit seinem Auftreten und seiner Art im Gastgeberland und im Rest der Welt für Aufsehen gesorgt. "Wir repräsentieren 80 Millionen Deutsche und ein ganzes Land auf einem anderen Kontinent. Da wollten wir auch eine gewisse Sympathie ausstrahlen", sagte Löw.

Für den Bundestrainer selbst wurde das Turnier auch zu einer Befreiung. Löw stand nach dem verlorenen EM-Halbfinale gegen Italien zwei Jahre zuvor unter besonderer Beobachtung. Mit jeder Absage und jeder neuen Verletzung eines Leistungsträgers entwich aber auch für Löw etwas der Druck, die Gegebenheiten erinnerten im Vorfeld des Turniers ein wenig an die vor der WM in Südafrika, als Deutschland mit einer erneuerten Mannschaft die Welt verblüffte.

Dass am Ende nicht der bestmögliche Kader zur Verfügung stand und Löw einige grundlegende Entscheidungen somit förmlich abgenommen wurden, ersparte ihm einige leidige Personaldiskussionen und drängte manches Mal die letztlich richtige Entscheidung förmlich auf - etwa in der personellen Besetzung der Viererkette, in der Löw in Ermangelung an Alternativen für die Außenverteidigerpositionen zunächst mit vier gelernten Innenverteidigern spielen ließ und nach Shkodran Mustafis Verletzung dann doch wieder Lahm nach hinten zog.

Seit dem 13. Juli 2014 steht Löw jetzt also in einer Reihe mit Sepp Herberger, Helmut Schön und Franz Beckenbauer. Mehr kann man von einem Bundestrainer kaum erwarten.

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