Die Grenzen der Planbarkeit

1,2 oder 3: Wer steht gegen Portugal im Tor?
© getty

Manuel Neuer ist wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, ob er gegen Portugal wirklich spielen wird, ließ Bundestorwarttrainer Andreas Köpke aber offen. Am Mittwoch hat die heiße Phase der Vorbereitung endgültig begonnen.

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Brunch zwischen 7 und 10.30 Uhr. Was klingt wie die zeitlich recht weit gefasste Einladung bei Freunden am Sonntagvormittag, ist der erste Baustein der deutschen Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Portugal am kommenden Montag.

Die frühe Anstoßzeit (13 Uhr Ortszeit) beim ersten Gruppenspiel in Salvador (18 Uhr im LIVE-TICKER) hat dazu geführt, dass der DFB-Tross den Tagesablauf im Vergleich zu gewöhnlichen Spieltagen in der Heimat verändern musste. Einen sogenannten "Simulationstag" absolvierte die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch.

Die Spieler sollen ein Gespür dafür entwickeln, was sie in der Spielvorbereitung brauchen, um zur Mittagszeit in bester Verfassung zu sein. Eine große Mahlzeit oder zwei, drei kleinere? Wie funktioniert die Flüßigkeitsaufnahme vor dem erwarteten Hitzespiel?

All das wird beim DFB vorausschauend geplant. In der Bundesliga fangen die Partien frühestens um 15.30 Uhr an. Die England-, Spanien- und Italien-Legionäre haben dagegen Erfahrungen mit Spielen zu dieser Uhrzeit.

Wetter nicht im Simulationstag-Modus.

Um kurz nach 13 Uhr betraten Philipp Lahm und Co. dann auch den Trainingsplatz. Die Sonne schien, es war warm, aber nicht fürchterlich heiß und auch die Luftfeuchtigkeit hielt sich in Grenzen, am Mittag hatte es noch einen gewaltigen Schauer über Santo Andre gegeben.

Der Regen trommelte so stark auf die Dächer, dass im extra für die Pressekonferenzen errichteten Zelt die Protagonisten kaum noch zu verstehen waren.

Auf dem Rasen, der komplett in der Sonne liegt, wehte ein laues Lüftchen. Die extremen Bedingungen, die in den deutlich weiter im Norden gelegenen Spielorten erwartet werden, musste man sich jetzt dazu denken. Das Wetter war noch nicht im Simulationstag-Modus.

Neuer wieder im Training

Selbst die peniblen Planer des DFB stoßen im Duell mit Petrus an Grenzen. Am Freitag findet der zweite Versuch statt. Bei den beeinflussbaren Faktoren scheinen die Trainer zumindest bei Torhüter Manuel Neuer im Plan zu liegen. Fünf Tage vor der Partie gegen Portugal ist der Bayern-Keeper wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.

Nach seiner Schulterverletzung im Pokalfinale am 17. Mai gegen Borussia Dortmund sei man "absichtlich kein überhöhtes Risiko eingegangen", sagte Bundestorwarttrainer Andres Köpke. "So wie es sich herauskristallisiert, haben wir alles richtig gemacht."

Köpke gab einen kleinen Einblick in die Trainingseinheiten, die auch für Medien nur eine Viertelstunde Aufwärmprogramm zu bieten haben. Neuer zeige keine "Schutzhaltung" und die Belastung sei so abgestimmt gewesen, dass Neuer "Vertrauen in seine Schulter gewinnt". Er sei "voll belastbar".

Keine Garantie für Neuer

Was Köpke nicht sagte: Manuel Neuer steht gegen Portugal im Tor. Das mag die gewohnte Zurückhaltung in Sachen Aufstellung sein fünf Tage vor einem Spiel, aber die Aussage lässt zumindest noch Spielraum für kleine Zweifel an seinem Einsatz.

Neuers Ersatzmann Roman Weidenfeller stärkte Köpke nochmals öffentlich den Rücken. Man müsse sich auch mit dem BVB-Torhüter im Kasten keine Sorgen machen. Jeder der Torhüter habe seine Stärken und Schwächen, Weidenfeller habe sich in der Spieleröffnung stark verbessert, so dass es kaum einen Unterschied mache, wer im Tor steht.

Hansi Flick lobte am Montag Neuers Ausstrahlung und seine Strafraumbeherrschung. "Er ist einfach einen Tick besser als die anderen." So klar wollte sich Köpke nicht positionieren. "Manuel ist sehr erfahren, er hat uns nie enttäuscht. Deshalb hat er die Nase vorn."

Verantwortungsbewusstsein gefragt

Es wird eine Entscheidung sein, die weder Köpke noch Löw noch Flick noch Dr. Müller-Wohlfahrt alleine treffen werden, am Ende dürfte Neuer das letzte Wort haben. "Er würde verzichten, wenn es nicht geht." Aber wenn er spielt, "ist er hundert Prozent belastbar, er wird sich daran auch messen lassen."

Beim DFB erwarten sie das nötige Maß an Verantwortung von Neuer. Der Teamgeist und die mannschaftliche Geschlossenheit, das betonte auch Köpke nochmal, stehen über allem.

Es ist trotzdem eine spannende Frage, ob Neuer freiwillig seinen Platz abtreten würde, wenn auch nur ein paar Prozent der vollen Leistungstärke fehlen. Es geht schließlich um mehr als nur ein Spiel.

Es wäre für Deutschland ungewöhnlich mit einem Torhüter ins Turnier zu starten und dann in einem der nächsten Spiele wieder zu wechseln. Köpke wollte sich mit diesen Eventualitäten nicht auseinandersetzen. Die erste Wahl ist Neuer. "Sollte es doch anders kommen, werden wir eine klare Entscheidung treffen."

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