Vollgas hinter Sichtschutz

Von Stefan Rommel
Die deutsche Nationalmannschaft bereitet sich in Italien auf die WM 2014 vor
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Was sind die Trainingsschwerpunkte?

Das zentrale mannschafts- und gruppentaktische Thema wird wie eigentlich immer vor großen Turnieren das Training der Defensivabläufe sein. Der Bundestrainer ist sich sicher, dass seine Mannschaft prinzipiell "auf einem guten Niveau ist. Wir sind weiter als 2010." Nicht nur das einzige ernstzunehmende Länderspiel des Jahres im März gegen Chile hat aber einmal mehr gezeigt, dass die Mannschaft in der Defensivbewegung noch einige Defizite aufzuarbeiten hat.

In den letzten Trainingslagern lag der Fokus dabei stark auf den klassischen Aufgabengebieten der Viererkette wie seitliches Verschieben, Zurückweichen, Vorschieben, Höhe halten, Klemmen und Lenken oder Durchschieben zum Doppeln. Die werden auch in Südtirol verstärkt eingefordert werden, um die viel zitierten Automatismen auch mit entsprechendem Leben zu füllen.

Die Bestandsaufnahme nach den Qualifikations- und Testspielen seit der EM vor zwei Jahren hat auch ergeben, dass es eine beziehungsweise zwei Linien weiter vorne auch noch einiges zu tun gibt. Das Angriffs- und Mittelfeldpressing war nicht immer gut, ebenso wie das Umschalten auf Abwehr. Der Druck auf die Viererkette in einigen Spielen deshalb zu groß.

Die Disziplin mit den größten Entwicklungsfortschritten dürfte das Gegenpressing sein. Geplant sind Trainingsformen in Gruppen- und Mannschaftsstärke - hier kommt die U 20 dann zum Einsatz, die den Ernstfall und bestimmte Spielsysteme der Gruppengegner im wettspielmäßigen Elf gegen Elf simulieren soll.

In der Schulung der Offensive dürfte besonders interessant werden, wie weit sich das Trainerteam dieses Mal auf das Thema Standardsituationen einlassen will. Für die letzte EM wurden kaum Offensivstandards einstudiert, weil laut Löw schlicht die Zeit dazu fehlte. Dabei sind Standards gerade auf absolutem Topniveau ein Mittel, das den Gegner wirklich noch überraschen kann und das - verglichen mit anderen Kernpunkten des Trainings - weniger Zeit des Einstudierens in Anspruch nimmt.

Auch in individueller Hinsicht kommt den Tagen in Südtirol und hier der medizinischen und der Athletikabteilung eine entscheidende Bedeutung zu, um die entsprechenden körperlichen Reize zu setzen. Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Philipp Lahm, Marcel Schmelzer, Julian Draxler, Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose reisen angeschlagen an oder waren bis vor wenige Wochen noch lange verletzt und sind dementsprechend noch nicht bei einhundert Prozent ihrer Leistungsfähigkeit.

Für zunächst daheim gebliebenen Lahm und Neuer pendelt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt täglich zwischen Südtirol und München.

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