Die Suche nach den Streichkandidaten

Von Stefan Rommel
Joachim Löw wird nach dem Trainingslager in Südtirol einige Spieler nach Hause schicken
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Der Angriff:

Früher war Deutschland einmal eine Nation der Torhüter, Vorstopper - und Stürmer. Morlock, Seeler, Müller, Rummenigge, Fischer, Völler, Kirsten: Die Liste war bis ins neue Jahrtausend lang. Seit einigen Jahren herrscht in Deutschland aber neben den Positionen auf den Außen der Abwehrkette auch im Angriff ein Notstand.

Dass die Nationalmannschaft auf mittelfristige Sicht ein Personalproblem bekommen würde, war schon vor vier, fünf Jahren absehbar. Dass die Lage aber wenige Wochen vor einem WM-Endturnier derart angespannt ist, hat mehrere Gründe. Nach den Ausbootungen von Kevin Kuranyi und zuletzt Stefan Kießling hat sich der Kreis potenzieller Kandidaten enorm verkleinert.

Bereits zur EM vor zwei Jahren hatte Löw nur noch zwei nominelle Spitzen eingeladen. Bei der letzten WM waren es noch vier (Klose, Gomez, Kießling, Cacau), bei der Heim-WM 2006 fünf (Klose, Podolski, Neuville, Asamoah, Hanke) und bei der Europameisterschaft 2008 waren offiziell sogar sechs Angreifer gelistet (Klose, Podolski, Kuranyi, Gomez, Neuville, Odonkor).

Das Seuchenjahr von Mario Gomez hat dessen Nichtberücksichtigung zu verantworten. In seinem ersten Jahr in Florenz hat er rund dreiviertel der Saison wegen diverser Verletzungen auf der Tribüne verbracht, nicht umsonst bezeichnete er die letzten knapp zehn Monate als "die hässlichste Saison meiner Karriere".

Löw bleiben der ewige Miro Klose bei seiner vierten WM-Teilnahme und Newcomer Kevin Volland. Der U-21-Kapitän hat gewissermaßen den Vorzug von Max Kruse bekommen. Ein gewagtes Manöver von Löw: Kruse hat sich zuletzt aus seinem persönlichen Tal befreit und bei Borussia Mönchengladbach merklich die Kurve bekommen. Die doch sehr außergewöhnliche und unberechenbare Spielweise von Kruse hätte durchaus etwas Überraschendes für den Gegner parat gehabt.

Volland passt aufgrund seiner Spielweise aber auch recht gut ins Anforderungsprofil und hat sich wie Durm, Goretzka und Meyer "seine Chance verdient, sich in unserem Kreis zu präsentieren". Die Chancen, letztlich dann auch in Brasilien dabei zu sein, stehen für Volland gar nicht so schlecht.

Klose ist als erster Stürmer selbstredend gesetzt, muss aber wie vor den letzten Großereignissen auch dieses Mal bewiesen, dass er sich auf den Punkt topfit bekommt. "Er weiß, wie er seine beste Form erreichen kann. Wir sind überzeugt, dass er der Mannschaft - in welcher Form auch immer - helfen kann", betont Löw. Zumindest eine Alternative für Klose, der wenige Tage vor dem ersten Spiel gegen Portugal 36 Jahre alt wird, wird sich aber auch Löw leisten müssen.

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