"Natürlich dürfen wir gewinnen"

Thomas Müller im Zweikampf mit U-Nationalspieler Malcolm Cacutalua
© getty
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Frage: Was würde denn für das nächste Spiel vereinbart?

Wormuth: Da geht es beim A-Team um Mittelfeldpressing und schnelles Kontern nach Balleroberung. Für uns heißt das: Wir sind am Ball, eröffnen das Spiel und versuchen, das Mittelfeldpressing auszuspielen und ins letzte Drittel zu kommen. Aber nicht mit langen Bällen, sondern flach und vertikal - auch mit dem Risiko, den Ball zu verlieren. Verlieren wir auf diesem Weg den Ball, müssen wir entweder ganz schnell umschalten oder den Gegner situativ sofort unter Druck setzen, damit er nicht ins Konterspiel kommt. Grundsätzlich gilt: Wir konzentrieren uns nicht darauf, eine spezifische Mannschaft, sondern vielmehr taktische Verhaltensweisen zu imitieren, die viele Mannschaften auf den Platz bringen.

Frage: Darf die U 20 überhaupt gewinnen? Sonst würde es doch hinterher nur heißen, die A-Elf schlägt nicht einmal eine Jugendmannschaft.

Wormuth: Glauben Sie, die Jungs wollen nicht siegen? Natürlich dürfen wir gewinnen. Das Team ist total motiviert. Ich habe ihnen aber gesagt, dass sie nur einen kleinen Rahmen haben, um Tore zu erzielen. Vor dem letzten Spiel gab ich ihnen mit auf den Weg, dass wenn wir Kontersituationen bekommen, die auch innerhalb von zehn bis zwölf Sekunden abgeschlossen werden müssen. Ich wollte nicht, dass sie den Ball erobern und dann hinten rumspielen, sonst bringt es ja für die A-Elf nichts. In diesen wenigen Angriffen besteht für sie aber die Chance, das Spiel zu gewinnen.

Frage: In den ersten 40 der 80 Minuten, die die Medienvertreter sehen durften, hatte die U 20 immerhin einige ordentliche Möglichkeiten.

Wormuth: Und dafür hat sich Jogi Löw auch bedankt - weil er Hinweise bekommen hat und damit nun arbeiten kann. Wir haben Situationen geschaffen, in denen Jogi sehen konnte, woran er mit seiner Mannschaft noch zu feilen hat. Das macht uns auch stolz. Die U 20 hat in diesem kleinen Zeitfenster von zehn, zwölf Sekunden der A-Nationalelf gezeigt: Daran müsst ihr noch arbeiten. Und damit haben wir unsere Aufgabe erfüllt.

Frage: Wie fangen Sie als Trainer die Emotionen Ihrer Spieler ein, damit sie nicht über die Stränge schlagen?

Wormuth: Wir lassen den Emotionen freien Lauf. Es wäre Quatsch, diese minimieren zu wollen. Die Spieler sollen ja engagiert sein. Wir bekommen als Schwerpunkt zwar taktische Hinweise, müssen uns als Gegner aber so verhalten, dass die A-Elf gefordert wird. Wir würden unsere Aufgabe also verfehlen, wenn wir uns zurücknehmen und nicht vernünftig in die Zweikämpfe gehen würden.

Frage: Es wäre doch aber der Super-GAU, wenn sich ein A-Nationalspieler bei einer dieser Partien verletzen und für die WM ausfallen würde.

Wormuth: Natürlich gibt es Situationen, in denen wir den Fuß zurückziehen und dadurch dem Gegner vielleicht auch eine Torchance einräumen. Es darf keine Grätschen von hinten oder von der Seite geben, aber frontal soll der Körper schon eingesetzt werden. Eine gesunde Härte ist erlaubt, mehr aber nicht.

Frage: Welches Feedback haben Sie denn von Ihren Spielern bekommen? Die meisten davon sind ja noch nicht auf solche qualitativ hochwertigen Kontrahenten getroffen.

Wormuth: Wir saßen nach dem ersten Spiel zusammen und haben genau darüber diskutiert. Die Jungs fanden es unglaublich, wie sich die A-Nationalspieler auf engstem Raum behaupten können. Gerade die Leichtigkeit, mit der sie sich aus einer Umklammerung im Zweikampf lösen können, war für sie faszinierend. Sie haben zwar ständig versucht, dem Ballführenden die Kugel abzunehmen, es aber kaum geschafft. Der Unterschied allein in der Technik war für sie beeindruckend und ein gutes Lehrbeispiel.

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