Trilogie der Not

Von Andreas Lehner und Stefan Rommel
Das deutsche WM-Aufgebot wird am 8. Mai bekanntgegeben
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Die Abwehr

Das Notstandsgebiet, Teil eins. Gesetzt sind eigentlich Per Mertesacker, Mats Hummels, Jerome Boateng und Benedikt Höwedes. Dahinter wird es aber schon dünn. Heiko Westermann wird vom Bundestrainer immer wieder in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gebracht. Die Leistungen des Hamburgers in dieser Saison rechtfertigen dies allerdings in keiner Weise.

Holger Badstuber hat sich gleich zweimal das Kreuzband gerissen und wird die WM verpassen. Philipp Wollscheid saß zunächst in Leverkusen nur auf der Bank und schliddert derzeit mit Bayer immer tiefer in die Krise. Blieben als Alternative noch Matthias Ginter und Shkodran Mustafi. Beide noch ohne Länderspiel und jetzt das erste Mal überhaupt dabei.

Die Alternativen müssen deshalb so eindringlich diskutiert und getestet werden, weil Löw sich nicht darauf verlassen kann und darf, dass etwa Hummels bis zur WM endlich gesund bleibt und seine Form wieder findet. Auch Höwedes war zuletzt immer wieder angeschlagen und ist nicht im Spielrhythmus.

Hummels fehlte dem BVB fast drei Monate wegen eines knöchernen Bandausrisses. Erst die nächsten Wochen werden zeigen, ob und wie schnell der Innenverteidiger seine Bestform erreichen kann. Die Dreifachbelastung im Verein könnte den zuletzt etwas verletzungsanfälligen Hummels Fluch und Segen zugleich sein.

Deutlich schlimmer ist die Lage für den Bundestrainer auf den Außenverteidigerpositionen. Links ist Marcel Schmelzer zwar gesetzt, der Dortmunder spielt aber eine allenfalls durchschnittliche Saison bisher. Dahinter breitet sich die gähnende Leere aus. Marcell Jansen bleibt ein Kandidat - aber ähnlich wie Schmelzer auch nicht wegen seiner besonders positiven Leistungen bisher, sondern weil es schlicht an Alternativen mangelt.

Auf der rechten Seite deutet einiges darauf hin, dass in Abwesenheit vom Philipp Lahm ein gelernter offensiver Mittelfeldspieler derzeit die besten Karten hat. Kevin Großkreutz hat in der Vorrunde beim BVB bewiesen, wie wandlungsfähig er ist und dass er sich schnell und auf einem hohen Level auch in eine Position in der Viererkette einfügen kann. Nicht umsonst wird Löw den Dortmunder heute Abend gegen Chile als rechtes Glied der Abwehr testen.

Lars Bender hat bereits bewiesen, dass er die Position ausfüllen könnte; auch unter großem Druck. Das Aber: Bender steckt wie sein Klub Bayer 04 in der Krise, läuft seiner Form derzeit weit hinterher.

Dahinter blieben allenfalls und mit sehr viel gutem Willen noch Sebastian Jung oder aber der ewige Westermann als Optionen. Jung hat nach einer starken Saison zuletzt in dieser Spielzeit aber mit einigen Tiefen und auch Verletzungen zu kämpfen.

Fazit: Die drei großen Fragezeichen bleiben Löw wohl noch lange erhalten: Wohin mit Kapitän Lahm? Wie sieht die Besetzung der Außenbahnen aus? Wie kann Löw mit Hummels in der Zentrale planen?

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