Italien-Fluch geht weiter

Hitzig war's zwischen Italien und Deutschland. Am Ende trennten sich beide Teams 1:1
© getty

Es bleibt dabei: Deutschland kann gegen Italien einfach nicht mehr gewinnen. In einem zum Teil hitzigen Testspiel in Mailand kam das DFB-Team zu einem 1:1 (1:1).

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Im 100. Länderspiel von Joachim Löw als Bundestrainer brachte Mats Hummels die DFB-Auswahl vor 49.000 Zuschauern im Giuseppe-Meazza-Stadion von Mailand per Kopfball in Führung (8.). Ignazio Abate erzielte den Ausgleich für die Squadra Azzurra (28.).

Deutschland wartet damit weiter auf den ersten Sieg gegen Italien seit dem 21. Juni 1995. In Italien sind die Deutschen sogar schon seit Februar 1986 ohne Erfolg.

Bitterer Randaspekt: Sami Khedira musste wegen einer Verletzung am Knie ausgewechselt werden. Er wurde umgehend zu einer Kernspinuntersuchung in ein Mailänder Krankenhaus gebracht.

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Ich bin schon zufrieden, wie das Spiel insgesamt lief. Wir haben kämpferisch eine gute Leistung abgeliefert und defensiv gut agiert. Mats Hummels hat sich bei seinem Führungstor klasse durchgesetzt, aber auch die Italiener haben es super gemacht."

Philipp Lahm: "Wir hätten hier locker gewinnen können. Über das gesamte Spiel gesehen, waren wir die die bessere Mannschaft. Wir hatten die besseren Chancen, vor allem noch einen Pfostenschuss in letzter Sekunde. Wir haben vieles gut gemacht, besser geht es immer noch."

Thomas Müller: "Ich hätte das Spiel gerne gewonnen, aber der Pfostenschuss in der Nachspielzeit passte zu dem Spiel. Die Italiener haben so gespielt, wie man sie kennt. Sie spielen clever, aber es sind immer viele Nickligkeiten dabei."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Italiens Nationaltrainer hat seine Aufstellung schon am Vortag verraten. Osvaldo ersetzt den kranken Rossi im Sturm und beginnt an der Seite Balotellis. De Rossi setzt erstmal auf der Bank.

Löw experimentiert in seinem Jubiläumsspiel. Lahm rückt ins defensive Mittelfeld und Höwedes verteidigt rechts. Links darf Jansen statt Schmelzer ran. Auch Reus sitzt nur auf der Bank, Schürrle bleibt nach seiner Gala in Schweden im Team. Den von einer Grippe geschwächten Özil ersetzt Kroos. Götze ist in Abwesenheit von Klose und Gomez Stürmer. Erwartungsgemäß kommt Hummels für den kranken Mertesacker ins Team.

3.: Pirlo tritt einen Freistoß mit ungewöhnlicher Flugkurve knapp über die Latte.

8., 0:1, Hummels: Kroos mit der Ecke von rechts. Hummels setzt sich am Elfer gegen Barzagli durch und köpft den Ball in den linken Innenpfosten. Von dort springt der Ball hinter die Linie.

11.: Wieder Ecke von rechts, wieder Kroos. Diesmal kommt Höwedes zum Kopfball, knapp rechts vorbei.

17.: Khedira hat halbrechts 22 Meter vor dem Tor viel Platz und zieht flach ab. Der Ball klatscht an den linken Pfosten und von dort Buffon an den Rücken, aber nicht wieder Richtung Tor. Buffon im Nachfassen.

28., 1:1, Abate: Hummels will an der linken Eckfahne den Ball gegen Pirlo im Spiel halten und legt ihn Abate vor dei Füße. Der zieht von rechts in den Strafraum, spielt Doppelpass mit dem nach einer Ecke aufgerückten Bonucci und zimmert den Ball mit links aus elf Metern ins lange Eck.

32.: Bonucci mit einem kapitalen Fehlpass am eigenen Strafraum in die Füße von Schürrle. Der nimmt den Ball kurz hoch und zieht dann sofort ab - auf die Latte.

51.: Freistoß Italien von halblinks, 20 Meter. Pirlo läuft an, schiebt den Ball dann aber links an der Mauer vorbei auf Marchisio. Der zieht mit links aus spitzem Winkel aus sieben Metern ab. Neuer wehrt den Schuss aufs kurze Eck ab.

67.: Khedira verdreht sich bei einem Foul an Pirlo das Knie und muss verletzt ausgewechselt werden.

81.: Rudelbildung! Erst bekommt Lahm von Motta im Zweikampf die Hand ins Gesicht, dann versucht Kroos das taktische Foul, schafft das erst im dritten Anlauf, was wiederum die halbe italienische Mannschaft gegen ihn aufbringt. Geschubse und zwei Gelbe für Kroos und Motta, dann ist wieder Ruhe.

90.+2: Höwedes hämmert den Ball aus 16 Metern an den linken Pfosten. Reus steht zum Abstauber aus sechs Metern bereit, aber Bender klaut ihm den Ball vom Fuß und verhindert das Tor.

Fazit: Intensive Partie, in der beide Mannschaften nur wenig Torchancen zuließen. Die Italiener spielten insgesamt etwas aktiver, aber auch mit Glück bei drei deutschen Aluminiumtreffern.

Der Star des Spiels: Jerome Boateng. Zementiert nach und nach seinen Platz in der Innenverteidigung. War bärenstark in den Eins-gegen-eins-Duellen mit Balotelli und gewann 100 Prozent seiner Zweikämpfe. Wehrte mit gutem Stellungsspiel viele Angriffe ab und agierte sicher im Aufbau.

Der Flop des Spiels: Mario Götze. Wurde mal wieder als Stürmer, wirkte in dieser Position aber verloren. Ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen, um in Ballbesitz zu kommen, agierte dann aber sehr pomadig. Verpasste in der ersten Halbzeit einmal den Zeitpunkt des Steilpasses auf Khedira, der dann alleine aufs Tor zugelaufen wäre. In der Defensivbewegung war vieles Alibi, so kam es auch zu unnötigen Fouls. Blieb bis zu seiner Auswechslung in der 59. Minute ohne Torschuss bzw. Torschussvorlage.

Der Schiedsrichter: Olegario Benquerenca (Portugal). Mit deutlich übertriebener Theatralik und einigen Fehlern in der Zweikampfbewertung. Hätte Hummels Foul an Balotelli kurz vor dem Strafraum mit Gelb ahnden müssen, ließ stattdessen weiterspielen. Gelb gegen Lahm wegen Meckerns war überzogen. Benquerenca hätte zuvor auch auf Freistoß nach einem üblen Foul an Khedira entscheide müssen.

Das fiel auf:

  • Deutschland agierte bei Ballbesitz in einer Art 4-3-3 mit Lahm zentral vor der Abwehr und Khedira und Kroos auf den Halbpositionen, wobei Khedira meistens den offensiveren Part übernahm und Kroos von hinten mit aufbaute. Die beiden Außen Müller und Schürrle schoben weit vor auf die letzte Linie und oft auch stark zur Mitte. Götze ließ sich dagegen als Sturmspitze etwas fallen, hing auf dieser Position aber etwas in der Luft.
  • Defensiv die Deutschen in einem 4-1-4-1. Es dauerte aber bis in der neuen Ordnung auch Stabilität herrschte. Nach dem Führungstreffer wurde es besser, Deutschland kontrollierte die Partie mit viel Ballbesitz. Der Gegentreffer brachte die DFB-Elf dagegen wieder aus dem Konzept, sie wurde passiv und der Zugriff im Mittelfeld ging verloren.
  • Italien suchte eine zeitlang nach der Lösung für das variable Offensivspiel der Deutschen, schob dann aber insgesamt weiter nach vorne und kam so besser in die Zweikämpfe. Ihre Angriffe baute die Squadra konsequent durchs Zentrum über die Mittelfeldspieler, bevorzugt natürlich Pirlo, auf. Von dort wurden die Bälle verteilt. Generell agierte die Squadra auch mal mit dem langen, hohen Ball und suchte nicht so extrem wie die Deutschen das Kurzpassspiel.
  • Beide Mannschaften stellten bei gegnerischem Abstoß vorne zu, um den langen Ball zu provozieren. Trotzdem versuchten sowohl Neuer als auch Buffon diese Möglichkeit zu umgehen und trotzdem flach von hinten rauszuspielen.
  • Nach der Pause dominierte Italien die Partie deutlich, weil Deutschand sehr passiv verteidigte und sich im Offensivspiel zu viele schnelle Ballverluste leistete. Auch die Hereinnahme von Özil und Reus brachte keine Besserung.

Italien - Deutschland: Fakten zum Spiel

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