"Weiß, wie man Titel gewinnt"

Von Marco Heibel
Bastian Schweinsteigers größter Triumph: Champions-League-Sieger 2013
© getty

Vor seinem 100. Länderspiel hat Bayern-Star Bastian Schweinsteiger Bilanz über seine bisherige Nationalmannschaftslaufbahn gezogen. Das verlorene EM-Finale 2008 war seine größte Enttäuschung, der WM-Titel 2014 ist sein großes Ziel. Für die titellose Spielergeneration um Michael Ballack und Oliver Kahn forderte er mehr Respekt ein.

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Im "Kicker" sprach Schweinsteiger über seine besten und dunkelsten Stunden als Nationalspieler. Negativer Höhepunkt war dabei "das verlorene EM-Finale 2008 gegen Spanien. Wenn man so kurz vor dem Ziel scheitert, tut das besonders weh".

Allerdings ist der 29-Jährige davon überzeugt, seine zehnjährige Erfahrung als Profi auf allerhöchstem Niveau bei der WM im kommenden Jahr ausspielen zu können: "Ich habe mit Bayern die Champions League, den internationalen Klub-Titel, gewonnen. Jetzt möchte ich mit der Nationalelf das ganz Große erreichen."

WM-Titel nicht allein eine Qualitätsfrage

Bis zu den Titelkämpfen sei "glücklicherweise noch etwas Zeit", aber in der Mannschaft stecke bereits jetzt "sehr viel Potenzial, und wir sind auf einem guten Weg". Aufgrund des Triple-Gewinns mit dem FC Bayern in der Vorsaison hat Schweinsteiger "das Gefühl zu wissen, wie man Titel gewinnen kann".

Die WM wird sich seiner Meinung nach allerdings nicht allein in den Beinen entscheiden: "Dazu gehört nicht nur die fußballerische Qualität, da muss man auch noch etwas anderes mitbringen. Nicht immer gewinnt die Mannschaft mit der größten fußballerischen Qualität."

Mehr Respekt für die Stars von früher

Im Lauf seiner Karriere hat Schweinsteiger mit vielen großen Spielern die Klingen gekreuzt. Am meisten imponiert haben ihm dabei "Frank Lampard, auch Xavi oder Andrea Pirlo".

Geprägt haben ihn aber auch Michael Ballack und Oliver Kahn, die er als "ebenso große Persönlichkeiten" würdigte und deren Standing im Lande er kritisierte: "Es wird in Deutschland immer gern ein wenig unterschätzt, welch große Spieler man in den eigenen Reihen hatte oder hat. Das finde ich schade, denn beide haben einen großen Beitrag dazu geleistet, dass der deutsche Fußball heute da ist, wo er ist."

Schweinsteiger findet auch nicht, dass Ballacks Karriere unvollendet ist, weil er keinen großen Titel gewonnen hat: "Das zu behaupten ist eigentlich sogar respektlos."

"Fußball ist nicht immer nur Spaß"

Auch die Bedeutung anderer Spieler der frühen 2000er Jahre werde heute unterschätzt: "Ich bin unglaublich froh, dass ich die alten Zeiten miterlebt habe, dass ich mit Spielern wie Jens Jeremies, Torsten Frings, Jens Lehmann und wie sie alle heißen, spielen durfte. Ich verstehe die Leute von damals heute immer besser. Sie hatten damals Eigenschaften, die auch im heutigen Fußball extrem wichtig sind."

Schweinsteiger glaubt, dass die aktuelle Spielergeneration besonders in mentaler Hinsicht von den Stars früherer Tage lernen kann: "Fußball ist nicht immer nur Spaß, Schönheit, Freude, da geht es manchmal auch hart zu, da sind andere Fähigkeiten gefragt. Die frühere Generation hatte nicht die fußballerischen Qualitäten wie die heutige, aber diese Dinge haben sie damals beherrscht."

Fasziniert von Taktik

Der Mittelfeldstar erklärte, mittlerweile in vielerlei Hinsicht wie ein Trainer zu denken: "Für mich gibt es nichts Wichtigeres, als den Fußball zu verstehen. Was man selbst plant, was der Gegner vorhat, welche Lösungen es gibt - das sind für mich spannende Fragen."

Auf Top-Niveau würden "oft Kleinigkeiten" entscheiden, "die man von außen meist gar nicht wahrnimmt." Zu seiner Idealvorstellung auf dem Platz gehört, "wenn man selbst aktiv ist, wenn man sein Spiel durchsetzt, wenn man dominiert, wenn man viele Facetten hat".

Bastian Schweinsteiger debütierte am 6. Juni 2004 im Freundschaftsspiel gegen Ungarn (0:2) für die deutsche Nationalmannschaft. Die WM in Brasilien wäre sein sechstes großes Turnier im DFB-Dress. In seinen bisherigen 99 Länderspielen gelangen Schweinsteiger 23 Tore.

Bastian Schweinsteiger im Steckbrief

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