Neuer: "Ich fahre nicht ständig das Kopfkino"

Von Für SPOX in Nürnberg: Andreas Lehner / Stefan Rommel
Der Fehler: Neuer (am Boden) verliert nach einem Dribbling den Ball an Korobkin
© imago

Beim Pflichtsieg über Kasachstan rückte Manuel Neuer ungewollt in den Blickpunkt. Nach seinem Fehler vor dem Gegentor wurde Neuer zur Zielscheibe böser Pfiffe des Nürnberger Publikums. Im Interview nimmt Neuer Stellung zu seinem Fauxpas und den Reaktionen der Fans.

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Frage: Manuel Neuer, neben dem 4:1 gegen Kasachstan war Ihr Fehler zum Gegentor ein großes Thema des Abends. Wie haben Sie die Situation gesehen?

Manuel Neuer: Ich bekomme den Rückpass von Per und habe versucht, das spielerisch zu lösen. Ich wollte eigentlich Jerome oder Marcel Schmelzer anspielen. Aber als ich den Ball nach vorne mitgenommen habe, stand plötzlich ein Stürmer vor mir. Dann konnte ich den Ball nicht mehr zum eigenen Mann bringen. Das war ein klarer Fehler von mir. Es wäre besser gewesen, wenn ich es nicht spielerisch hätte lösen wollen und den Ball irgendwo hingeschlagen hätte. Aber so ist es nun mal, ich kann es nicht mehr ändern.

Frage: Was haben Sie unmittelbar danach gedacht?

Neuer: Das war sehr ärgerlich. Zunächst mal ist es ein Gegentor, das wurmt immer. Aber vor allen Dingen war es nicht das, was wir uns für die zweite Halbzeit vorgenommen hatten. Wir wollten da anknüpfen, wo wir in der ersten Halbzeit aufgehört haben. Da haben wir tollen Fußball gezeigt. Aber wenn man so beginnt, ist es auch für die Mannschaft schwer, positiv weiterzuspielen. Das nehme ich dann auch auf meine Kappe.

Frage: Glauben Sie wirklich, dass diese Aktion die gesamte Mannschaft beeinflusst hat?

Neuer: Ja, das denke ich schon. Man sieht den Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Halbzeit. Dadurch, dass ich den Fehler begangen habe, konnte man beim einen oder anderen Spieler schon eine leichte Verunsicherung spüren. Da kamen doch viele Bälle früh zurück zum Torhüter. Vielleicht wären sie sonst selbstbewusster gewesen und hätten weiter nach vorne gespielt.

Frage: Wie sehr hat Sie dann die Reaktion des Publikums bei Ihren folgenden Ballkontakten geärgert?

Neuer: Dazu möchte ich gar nichts sagen. Es bleibt jedem selbst überlassen.

Frage: Aber Sie haben die Pfiffe gehört?

Neuer: Gehört habe ich sie - selbst abstellen kann ich sie aber nicht.

Frage: Joachim Löw hat sich am Spielfeldrand heftig darüber beschwert.

Neuer: Ich habe nicht auf den Trainer geschaut. Ich habe etwas mitbekommen, aber was soll ich dazu sagen? Ich will ja jetzt auch nichts gegen die Fans sagen.

Frage: Gab es auch einen Spruch von den Kollegen oder wurden Sie eher aufgemuntert?

Neuer: Es gab schon aufmunternde Worte. Meinen Mitspielern war auch klar, dass ich das nicht extra gemacht habe. Aber wir nehmen uns das gerade gegen eine kasachische Mannschaft natürlich vor, von hinten herauszuspielen.

Frage: Ihr Fehler hatte aber nicht damit zu tun, dass Sie die 45 Minuten davor nahezu beschäftigungslos waren und gefroren hatten?

Neuer: Das hatte nichts damit zu tun. Ich konnte mich ja in der Halbzeit aufwärmen. Es war einfach eine schlechte Ballmitnahme und deswegen ist es passiert.

Frage: Können Sie so eine Sache schnell wieder vergessen oder ärgern Sie sich tagelang darüber?

Neuer: Dass ich mich jetzt darüber ärgere, ist ganz klar. Aber ich kann auch nichts dagegen machen. Ich werde nicht ständig das Kopfkino fahren und mich fragen, warum ich das gemacht habe. Es gibt andere Lösungen für diese Situation. Das weiß ich, und deshalb gehe ich meinen Weg jetzt weiter.

Frage: Die Mannschaft hat in der Gruppe acht Punkte Vorsprung auf Rang zwei. Kann da noch was anbrennen?

Neuer: Wir werden im Herbst trotzdem schwierige Spiele haben. Besonders die Partie in München gegen Österreich wird ein Klassiker, die Brisanz des Duells konnte man in den letzten Spielen gegeneinander schon sehen. In diesen Partien müssen wir mit einer professionellen Einstellung auftreten. Wir dürfen da nicht nachlassen.

Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass am Samstag die Meisterfeier mit den Bayern ansteht?

Neuer: Das kann ich nicht sagen, ich bin ja kein Statistiker. Wir bereiten uns vor wie auf jedes andere Spiel. Und wir wissen auch, dass dann gleich darauf das Champions-League-Spiel gegen Juventus ansteht. In diese nächste Partie wollen wir mit einem positiven Ergebnis und einem tollen Spiel zu Hause gegen den HSV gehen.

Frage: Wäre es denn schade, Meister zu werden und das nicht richtig feiern zu können - weil ja das Juventus-Spiel ansteht?

Neuer: Vielleicht können wir ja noch andere Sachen zusammen feiern...

Frage: Am Samstag kommt es auch zum Duell der beiden besten deutschen Torhüter. Haben Sie mit Rene Adler im Vorfeld über die Partie gesprochen?

Neuer: Ich habe nur mit Heiko Westermann darüber gesprochen. Der freut sich, nach München zu kommen. Er meinte, die hauen uns weg.

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