DFB-Team besiegt Frankreich-Fluch

Von Andreas Lehner / Udo Hutflötz
Keine Geschenke im Freundschaftsspiel: Sami Khedira grätscht Blaise Matuidi um
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einem Sieg ins Jahr 2013 gestartet. In Paris gewann das DFB-Team gegen Frankreich mit 2:1 (0:1).

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Vor 75.000 Zuschauern im Pariser Stade de France brachte Mathieu Valbuena die Hausherren kurz vor der Pause per Kopf in Führung (43.). Die deutsche Mannschaft drehte das Spiel nach der Pause durch Tore von Thomas Müller (51.) und Sami Khedira (74.).

Für Deutschland war es der erste Sieg gegen Frankreich seit 1987 und der erste Auswärtssieg im Nachbarland seit 1935.

Reaktionen:

Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Es war ein temporeiches Spiel mit hoher Qualität. Solche Spiele zeigen, dass auch Freundschaftspiele echte Tests sein können. Heute haben wir viele Dinge gut umgesetzt. In der ersten Halbezeit kam jedoch oft der letzte Pass nicht an. Aber alle Spieler haben heute ein großes Laufpensum absolviert. Es waren heute einige gute Duelle auf dem Platz zu sehen. Wir waren die eindeutig bessere Mannschaft."

Didier Deschamps (Trainer Frankreich): "Es war ein schönes Spiel mit einem guten Rhythmus. Man hat gesehen, was für eine Qualität Deutschland hat. Wir hatten auch gute Torchancen, haben aber vor dem 1:1 einen Fehler gemacht. Wir haben bis zum Schluss gekämpft, aber gegen so eine Mannschaft ist es nicht einfach."

Rene Adler (Deutschland): "Ich war richtig nervös, das muss ich ehrlich zugeben. Auch wenn man schon das eine oder andere Fußballspiel erlebt hat. Ich muss erst einmal runterkommen, das war sehr intensiv. Frankreich gegen Deutschland ist allerhöchstes Fußballniveau. Heute ist es mir egal, ob ich bald wieder die Nummer zwei bin. Wir haben ein sehr gutes Team. Die Rollenverteilung ist klar. Mein oberstes Ziel ist es, nach Brasilien mitzufahren."

Thomas Müller (Deutschland): "Es gab viele Möglichkeiten auf beiden Seiten. In der ersten Halbzeit hatten wir eine gute Spielanlage, bekommen aber ein unglückliches Gegentor. Wir haben vermutlich die Siegermentalität wieder in uns."

Ilkay Gündogan (Deutschland): "Gegen eine solche Mannschaft wie Frankreich zu spielen, macht viel Spaß. Das sind die Mannschaften, mit denen wir uns messen müssen. Ich habe versucht, meine gute Form auch in der Nationalmannschaft zu zeigen."

Sami Khedira (Deutschland): "Zur Pause war es ein ungerechtes Ergebnis, weil wir schon in der ersten Halbzeit sehr guten Fußball gespielt haben. Das Gegentor war unnötig, aber 90 Minuten lang kann man die Franzosen nicht ausschalten. In der zweiten Halbzeit haben wir die richtige Antwort gegeben. Das Siegtor war eine perfekte Kombination. Mesut kann den Ball so gut spielen wie fast kein Zweiter auf der Welt. Er kennt meine Laufwege."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Franzosen mit der erwarteten Elf im 4-3-3. Bei Deutschland bilden Höwedes und Podolski die linke Seite, Boateng und Schürrle sitzen auf der Bank.

6.: Müller marschiert mit Tempo durchs Mittelfeld und grätscht den Ball Richtung linke Seite, Özil geht in den Ball, nimmt ihn mit dem rechten Knie mit und läuft auf Lloris zu. Özil will den Keeper umkurven, doch Lloris spitzelt ihm den Ball mit der linken Fußspitze weg.

21.: Özil mit der Ecke von rechts. Mertesacker steigt am kurzen Pfosten hoch und verlängert den Ball Richtung Tor. Lloris lenkt den Ball über die Latte.

27.: Valbuena schaufelt den Ball über die deutsche Viererkette. Benzema steht zwar klar im Abseits, darf aber trotzdem allein auf Adler zugehen. Der steht weit vor dem Tor und Benzema schließt schon aus 20 Metern ab. Harmlos, schöner Torwartball auf links, den Adler locker abwehrt.

43., 1:0, Valbuena: Benzema nagelt einen Freistoß aus 25 Metern ans rechte Lattenkreuz. Sissoko köpft den Abpraller zur Mitte und Valbuena nickt aus sechs Metern links unten ein.

51., 1:1, Müller: Schlimmer Ballverlust von Capoue in der eigenen Hälfte. Gündogan schnappt sich den Ball und spielt einen starken Pass auf rechts zu Müller. Der schießt Lloris das Ding aus 14 Metern über den Kopf ins Tor. Erster Treffer Deutschlands im Stade de France überhaupt.

73.: Ganz starke Aktion von Ribery, der Höwedes locker stehen lässt und den Ball in den Rücken der Abwehr auf Benzema legt. Dessen Schuss fliegt Richtung linkes unteres Eck, wo Müller für den bereits geschlagenen Adler rettet.

74., 1:2, Khedira: Zum Zungeschnalzen! Khedira lässt 25 Meter vor dem Tor für Özil liegen und startet in den Strafraum durch. Özil verzögert und spielt dann einen herrlichen Pass in die Gasse auf Khedira. Der schiebt das Ding aus sechs Metern mit dem rechten Außenrist ins lange Eck.

Fazit: Vor allem aufgrund der starken ersten Hälfte ein verdienter Sieg für Deutschland.

Der Star des Spiels: Thomas Müller. Übertrug seine starke Form aus der Bundesliga auch in die Nationalmannschaft. War an fast allen gefährlichen Offensivaktionen der Deutschen beteiligt und erzielte den Treffer zum Ausgleich eiskalt. Rettete zudem bei einem Benzema-Schuss vor der Linie. Ebenfalls stark: Özil bei Deutschland und Ribery bei Frankreich.

Der Flop des Spiels: Blaise Matuidi. Steht stellvertretend für die schwache Dreierreihe im französischen Mittelfeld. Bekam in der ersten Hälfte überhaupt keinen Zugriff, hatte nur 17 Ballkontakte und wurde zur Pause ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Paolo Mazzoleni. Mit einigen Fehlern in der Zweikampfbewertung. Wurde in der ersten Halbzeit zweimal von seinem Assistenten bei Abseitssituationen pro Frankreich im Stich gelassen. Daraus resultierte auch das 1:0. Derselbe Assistent übersah auch die Abseitsstellung von Khedira vor dem 2:1.

Die Trainer:

Didier Deschamps wechselte schon nach zur Halbzeit doppelt und ließ seine Mannschaft in Durchgang zwei auch etwas mutiger spielen.

Joachim Löw wechselte schon in der 57. Minute die einzige Sturmspitze Gomez aus und zog Özil weiter nach vorne. Gab Schürrle noch 20 Minuten Einsatzzeit für Podolski.

Das fiel auf:

 

  • Kein Spaßspiel, sondern einen Härtetest hatte Bundestrainer Löw angekündigt. Genauso begann seine Elf: engagiert und konzentriert. Das DFB-Team hatte das Spiel durch viel Ballbesitz unter Kontrolle, nutzte Ballgewinne aber auch immer wieder zum schnellen Umschalten. Das große Aber: Trotz der klaren Überlegenheit fehlte die Konsequenz im Abschluss, der letzte Pass wurde oft zu unsauber gespielt.
  • Frankreich begann sehr passiv, überließ dem DFB das Feld und konzentrierte sich in erster Linie auf Sicherung des eigenen Tores. Offensiv wurde der Gastgeber eigentlich nur gefährlich, wenn der Ball bei Ribery war. Sein individuelle Klasse und mit Abstrichen die von Benzema und Valbuena war das einzige Offensivrezept der Franzosen.
  • Gündogan machte als Schweinsteiger-Ersatz eine gute Partie. Der Dortmunder war im Aufbau die erste Anspielstation und sammelte 111 Ballkontakte - absoluter Höchstwert. Spielte einige kluge Pässe und war auch in der Defensive beim Schaffen von Überzahlsituationen präsent. Schaffte durch sein gutes Antizipationsvermögen einige Ballgewinne - so auch vor dem 1:1.
  • Aushilfs-Linksverteidiger Höwedes wurde in der Defensive kaum gefordert, weil die Franzosen über diese Seite so gut wie nie angriffen. Offensiv mit einigen guten Aktionen beim Hinterlaufen, seine Flanken mit links waren aber allesamt unbrauchbar.
  • Die Franzosen waren nach dem Wechsel deutlich aktiver. Deutschland suchte dagegen nach der Auswechslung von Gomez eine zeitlang nach seinem Spiel. Ein Geniestreich von Özil brachte schließlich den Sieg.

 

Frankreich - Deutschland: Daten zum Spiel