Scharfschützen aus Eis

SID
Ist Poldi der neue Klose?
© Getty

Eine gekonnte Ballmitnahme mit der Brust, zwei, drei blitzschnelle Zwischenschritte, ein präziser Flachschuss - und der deutsche Stürmer hatte wieder einmal alle im Stadio Olimpico verzückt.

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"Mamma mia! Miro Klose!", rief Lazio Roms Kultreporter Guido de Angelis in sein Mikrofon. "Klose, ce l'abbiamo solo noi - so einen haben nur wir", sangen die Fans in der Kurve. Zweimal schlug der 34-Jährige am Sonntag beim 3:0-Sieg gegen US Palermo zu, seine ersten beiden Treffer seit dem 28. Februar in der Liga, in der er lange wegen einer Muskelverletzung fehlte.

Die italienischen Zeitungen waren hernach voll der Hymnen für "Super-Klose", den "Scharfschützen aus Eis", der ungeachtet seines Alters und der Enttäuschung bei der EM im Verein genau da weitermacht, wo er vor seiner langwierigen Verletzung aufgehört hatte. Für Bundestrainer Joachim Löw, der sich auf den spielstarken Deutsch-Polen als seinen Wunschstürmer festgelegt hat, genau die richtige Nachricht vor den beiden anstehenden Länderspielen.

"Klose ist eine Garantie"

"Wenn Klose in guter Form ist, habe ich gar keine Sorgen", sagt Löw vor den Partien am Freitag gegen die Färöer und in Österreich am Dienstag. Er gehe davon aus, "dass er in den nächsten zwei Jahren sein Niveau halten wird." Mit 36 Jahren will Klose dann bei der WM in Brasilien sein endgültig letztes großes Turnier bestreiten. Das deutsche Phänomen beschrieb der "Corriere della Sera" so: "Klose ist eine Garantie. Andere zerbrechen sich den Kopf über Taktiken und innovative Trainings-Wissenschaften - Lazio hat Klose."

Ob in der Europa-League-Qualifikation in Slowenien oder gegen den Abstiegskandidaten Palermo, Klose ist in seinem Einsatzwillen nicht zu bremsen, auch von seiner Wendigkeit hat er nichts eingebüßt, wie der Ex-Herthaner Steve von Bergen bestätigen wird. Vor Kloses zweitem Treffer am Sonntag ließ der sich gnadenlos verladen und wirkte dabei hüftsteif wie ein Seniorenspieler.

Klose dagegen ist von solchen Alterserscheinungen weit entfernt und immer noch Löws Topkandidat für die einzige Spitze. "Er ist ein komplett ausgebildeter Spieler, der alles für diese Position beherrscht", lobt der Bundestrainer und hat einen möglichen Nachfolger schon im Blick: "Marco Reus ist der nächste, der das ausfüllen kann."

Wenger: "Podolski ist tödlich"

Den Neu-Dortmunder hatte Löw gegen Argentinien auf Linksaußen getestet, dort, wo eigentlich Lukas Podolski seit Jahren gesetzt ist. Der sollte sich in Ruhe eingewöhnen in London, und scheint diesen Prozess so langsam abzuschließen. Ebenso wie über Kloses Leistung wird sich Löw über die Kunde gefreut haben, die ihn aus Liverpool erreichte.

Die ehrwürdige Anfield Road hatte sich nämlich der Ex-Kölner für sein erstes Tor für den FC Arsenal ausgewählt - und zeigte am Sonntagnachmittag auch sonst eine offensiv wie defensiv starke Partie. "Podolski ist tödlich, wenn er eine Chance sieht, man sieht das im Training", lobte sein Trainer Arsene Wenger.

"Er hat auch gute Teamarbeit geleistet, das freut mich sehr." Nach dem Spiel stand auch 27 Jahre alte Ex-Kölner selbst dem übertragenden Sender Rede und Antwort und erfreute die Arsenal-Fans dabei mit schon ganz passablen Englischkenntnissen.

Kampf mit Reus und Schürrle

Gerade rechtzeitig hat Podolski, der in Polen und der Ukraine nie so recht ins Laufen kam und seine Kritiker auf den Plan rief, dem Bundestrainer also mal wieder ein paar Argumente geliefert, ihm im Stammplatzkampf mit Reus und Andre Schürrle den Vorzug zu geben. "Er hat jetzt mit dem Wechsel nach England einen wichtigen Schritt gemacht", sagte Löw dem "kicker". "Ich glaube, dass er da noch mal Fortschritte macht."

Argumente solcher Art benötigt Klose, wenn er fit ist, nicht mehr. Warum, das brachte die "Gazzetta dello Sport" am Montag auf den Punkt: "Super-Klose ist ein Mannschaftsteil für sich, ein Greifvogel, in den richtigen Momenten."

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