Flick: "Uns fehlen Optionen im Sturm"

SID
Im aktuellen Kader ist Miroslav Klose (r.) der einzige nominelle Stürmer
© Getty

Der Jubiläumssieg ist absolute Pflicht, ein Unentschieden gegen die Färöer (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) wäre eine Blamage, eine Niederlage gegen die Amateur-Kicker von den Schafinseln aus dem Nordatlantik sogar eine Schmach. Beim Start der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 ist der 500. Erfolg der Nationalmannschaft seit der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes vor 112 Jahren fest eingeplant.

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Bundestrainer Joachim Löw und die Nationalspieler haben zum Beginn eines neuen Abschnitts in Hannover allerdings nur die jüngere Vergangenheit und mittelfristige Zukunft im Blick. "Wir haben zwei Jahre Zeit, die Fehler auszuräumen, die wir bei der EM gemacht haben", sagte Kapitän Philipp Lahm in Barsinghausen.

Er und seine Mitspieler wollen die EM, die sie als unglaublich große Enttäuschung empfunden haben, vergessen machen und bis zur WM in Brasilien ein neues, besseres Leistungsniveau erreichen.

"Wir wollen Weltmeister werden"

Lahm gab das höchste denkbare Ziel aus. Er traut seinen Kollegen und sich selbst den Titelgewinn in zwei Jahren zu. "Unser Ziel kann es doch mit dieser Vergangenheit nur sein, 2014 Weltmeister zu werden", sagte er in einem Interview mit der "Bild" und bekräftigte es bei der Pressekonferenz im Rittergut Eckerde, wo die DFB-Flagge gehisst worden war.

"Wir können, nachdem wir bei den letzten vier Turnieren immer im Halbfinale waren, nicht sagen, wir wollen ins Viertelfinale. Nein, wir sagen: Wir wollen Weltmeister werden." Aber das wollten andere Mannschaften auch und eventuell müsse man damit leben, einer Generation anzugehören, der kein Titelgewinn vergönnt ist, sagte der 28 Jahre alte Münchner.

Vom "letzten Schritt", der bei der WM dann vollzogen werde müsse, um ganz Großes zu erreichen, sprachen Löw, Flick und Teammanager Oliver Bierhoff. Aber es geht klein los. Färöer, das Team von Platz 154 der Weltrangliste, ist ein Aufbaugegner für die Partie in Österreich am Dienstag, dem zweiten Spiel der europäischen Qualifikationsgruppe C.

Löw erhöht den Druck

Die bisherigen Siege mit 2:1 im Oktober 2002 und 2:0 im Juni 2003 in der Ära des Teamchefs Rudi Völler waren alles andere als überzeugend, eher schon blamabel, weil für die meisten der Färöer-Kicker der Fußball nur ein Hobby ist. "Miroslav Klose ist ja ein Zeitzeuge, wenn man das so nennen darf", sagte Flick, weil der Stürmer damals gegen die Färöer dabei war und sogar in beiden Spielen in Hannover und Torshavn je ein Tor schoss.

Es waren furchtbar zähe Veranstaltungen. "Sie sollen relativ schnell für klare Verhältnisse sorgen", nannte Flick das Ziel für das dritte Aufeinandertreffen. Klose könnte in seinem 123. Länderspiel Gerd Müllers Torrekord (68 Tore für den DFB) wieder um einige Treffer näher kommen. Vier Treffer fehlen noch.

Um gegen die Färöer nicht ein Gurkenspiel abzuliefern, müsse die Einstellung stimmen, mahnte Klose die Kollegen bei der Teambesprechung. Um die Einstellung auf hohem Niveau zu halten und die Motivation neu zu schüren, hat Löw und sein Trainerstab den Druck erhöht.

So sieht Co-Trainer Flick sowohl im Sturm als auch auf den beiden Außenposition in der Abwehrkette sieht Verbesserungsbedarf: "Wir hätten gerne auf der Außenverteidigerposition noch ein oder zwei Optionen mehr. Und natürlich auch im Sturm."

Jerome Boateng ist seinen Stammplatz mit der Rückkehr von Lahm auf die rechte Abwehrseite erst einmal los. Lukas Podolski ist nach seinen schwachen EM-Auftritten auch nur noch zweite Wahl. Neue Stammspieler sind dafür die Dortmunder Marco Reus und Marcel Schmelzer. Löw fordert eine neue Spielweise, die angelehnt ist an Borussia Dortmund. Die Nationalelf erhält quasi einen Klopp-Faktor.

Toni Kroos fällt aus

Frühes Attackieren, aggressives Pressing, hoch stehen, nach der Balleroberung nur kurze Wege zum gegnerischen Tor: Dahin soll die taktisch-strategische Weiterentwicklung der Elf gehen, in der gegen die Färöer vier Dortmunder und vier Bayern stehen könnten. Auch die Blockbildung lehnt Löw nicht mehr so kategorisch ab, wie er es früher getan hat. Eingespielte Fraktionen aus den Vereinen haben einfach ihre Vorteile.

Es soll alles versucht werden, um in der WM-Qualifikation, in der Irland, Schweden und Kasachstan die weiteren Gegner sind, die Mannschaft titelreif werden zu lassen. Die Unterbringung in der Sportschule Barsinghausen war auch ein Argument seitens des DFB gegen die Vorwürfe, die Spieler seien verwöhnt und würden viel zu viel in einer Luxus-Umgebung umhätschelt.

Die Stimmung unter den 22 Spielern, von denen nur Toni Kroos wegen einer Hüftprellung nicht einsatzbereit ist, sei trotzdem gut, hieß es. Aber zu überprüfen ist das nicht. Fest steht, dass das Ausscheiden bei der EM im Halbfinale gegen Italien tiefe Spuren hinterlassen hat. "Das war eine Negativerfahrung, die ich in dieser Wucht so noch nie erlebt hatte", sagte Andre Schürrle. Nun gehe Löw auf dem neuen Weg voran: "Man spürt seine Motivation, und wir Spieler spüren, dass er sich nicht von seinem Weg abbringen lässt."

Seite 2: Die ganze Pressekonferenz zum Nachlesen