Die beste Bank aller Zeiten

Von Für SPOX bei der EM: Stefan Rommel
Die Joker von Löw: Mario Götze, Marco Reus, Andre Schürrle (v.l.)
© Getty
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Mittelfeld

Toni Kroos: Der Münchener ist einer der wenigen Ergänzungsspieler, die schon über eine - wenngleich auch überschaubare - Turniererfahrung verfügen. Dazu ist Kroos in den 22 Spielen seit der WM 2010 19 Mal zum Einsatz gekommen. Nicht selten davon von Beginn an und an der Seite von Sami Khedira, weil Bastian Schweinsteiger oft gefehlt hat.

Kroos ist sehr nah dran an der ersten Elf, in der Zusammensetzung mit Schweinsteiger und Khedira sieht der Bundestrainer aber die beste Balance aus Defensive und Offensive auf der Doppel-Sechs. Kroos funktioniert am besten an der Seite von Khedira, weil ihm der in der Rückwärtsbewegung den Rücken freihält.

In wichtigen Spielen (beim 3:0 gegen die Türkei in der Qualifikation) oder gegen starke Gegner (beim 3:0 über die Niederlande) hat Kroos bewiesen, dass er die Rolle in der defensiven Zentrale mit Khedira stemmen kann.

Derzeit scheint er nach einer langen, am Ende unbefriedigenden Saison und dem finalen Tiefschlag mit den Bayern leicht durchzuhängen. Trotzdem wird er für Löw immer die erste Option sein, wenn mehr Druck aus dem Mittelfeld gefordert ist.

Kroos steht mit gerade 22 Jahren bei 120 Bundesligaspielen und 26 Einsätzen im Europapokal, ist Stammspieler bei den Bayern. Mit seinem Passspiel und vielleicht auch dem einen oder anderen gefährlichen Standard kann er einem Spiel neue Impulse verleihen. Dazu ist er im Mittelfeld bis auf die Position rechts offensiv überall einsetzbar.

Mario Götze: Gemessen an den Anlagen der talentierteste deutsche Spieler der letzten zehn Jahre. Angeblich soll zuletzt Sebastian Deisler im vergleichbaren Alter ähnliche Fertigkeiten gehabt haben. Hat zwei Mal die Fritz-Walter-Medaille in Gold und letztes Jahr als erster deutscher Jungprofi überhaupt den Golden Boy, die Auszeichnung zum wertvollsten Nachwuchsspieler in Europa, gewonnen.

Götze ist ein Spieler für die besonderen Momente, kann eine Partie mit einer Idee, einem Dribbling, einem Abschluss aus der zweiten Reihe wenden. Sein Spielverständnis ermöglicht es ihm, sich schnell in ein Spiel reinzufühlen. Andere brauchen dafür eine längere Anlaufzeit.

Obwohl der Dortmunder noch kein großes Turnier gespielt hat, flößt er den Gegnern doch Respekt ein. Sein Name ist nicht erst seit der 40-Millionen-Euro-Offerte des FC Arsenal international ein Begriff. Die körperlichen Defizite nach seiner langen Verletzungspause hat er fast vollständig aufgearbeitet. Er kann die Wunderwaffe sein, die es in engen Spielen braucht.

Andre Schürrle: Das spielerische Portfolio des Leverkuseners ist recht schnell erzählt. Schürrle lebt von seiner Schnelligkeit und Dynamik. Und davon, von der linken Seite mit Zug zum Tor zu ziehen und den Abschluss zu suchen.

Der Gegner kennt die Bewegung und doch ist Schürrle so schwer zu verteidigen. Ein wenig erinnert das an Arjen Robbens Stil und Qualitäten. Dazu ist er der perfekte Konterspieler.

In seinen 14 Spielen seit Ende 2010 wurde er acht Mal eingewechselt. Die Quote von sieben Treffern ist deshalb nur umso beeindruckender für einen offensiven Mittelfeldspieler. Im Schnitt trifft er alle 95 Minuten. Auffällig: Die Mehrzahl seiner Tore (vier) hat er nach seiner Einwechslung erzielt...

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Sturm

Marco Reus: Der aufregendste deutsche Feldspieler der abgelaufenen Bundesligasaison. Mit 29 Scorerpunkten, aufgeteilt in 18 Tore und elf Assists, war er zusammen mit Mario Gomez (26/3) der beste deutsche Scorer. Obwohl ihn eine Zehenverletzung einige Wochen kostete.

Löw ist begeistert von Reus' Handlungsschnelligkeit und "seinen flinken Bewegungen, die gegen eine tiefstehende Defensive Löcher reißen können". Deshalb sieht er Reus wie bei seinem Noch-Verein Mönchengladbach auch eher in vorderster Front.

Lange Zeit war die Beziehung zwischen der Nationalmannschaft und Reus eine unglückliche. Drei Mal musste er sein Debüt verletzungsbedingt verschieben, als er dann letzten Sommer endlich bis zum Spieltag gegen Brasilien gesund blieb, verzichtete der Bundestrainer auf einen Einsatz Reus'.

Nur knapp ein Jahr später gilt der 23-Jährige aber als Säule in Löws Gedankenspielen. Wenngleich auch "nur" von der Bank aus.

Mario Gomez: Kein anderer deutscher Stürmer hatte in den letzten zehn Jahren ähnlich beeindruckende Quoten. Gomez hat in 215 Bundesligaspielen 127 Treffer erzielt, dazu kommen in 55 Europacupspielen 35 Tore. In der ewigen Torjägerliste der Bundesliga ist er im vergleichsweise zarten Alter von 26 Jahren bereits auf Platz 22 und damit an Konkurrent Miroslav Klose vorbeigezogen. In der abgelaufenen Saison kam er auf 41 Tore in 57 Pflichtspielen.

Der Rückstand auf Klose im DFB-Team ist geschrumpft, seit Gomez auch bei der Nationalmannschaft zuletzt wichtige Treffer erzielen konnte. Unter Umständen wird er mit Klose sogar eine Art Wechselspiel im Angriff vollziehen. Zumindest ließ Bundestrainer Löw diese Variante als denkbar offen.

Gomez' kleines Problem: Von der Bank war er bisher längst nicht so wertvoll. Jetzt wäre die Gelegenheit günstig, diesen Makel zu tilgen.

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