Die Suche nach mehr Zukunft

Von Stefan Rommel
Drei aus Sechs: Die DFB-Youngster Andre Schürrle, Mats Hummels und Marcel Schmelzer (v.l.)
© Getty
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Lewis Holtby

Die Situation: Holtby gilt seit Jahren als eines der großen Talente des Landes. Allerdings schaffte er erst in dieser Saison in Mainz den Durchbruch. In der abgelaufenen Saison wärmte er auf Schalke lediglich die Bank. Das Leihgeschäft mit Mainz brachte den gewünschten Effekt. Einem rasanten Aufstieg im Klub und der Ernennung zum Kapitän der neuformierten U 21 folgt jetzt ein kleines Tief. Löw hatte sich aber schon früh darauf festgelegt, Holtby gegen die Schweden testen zu wollen.

Die Perspektive: Anders als bei den beiden Dortmunder Abwehrspielern tummelt sich Holtby in einem Bereich, in dem der DFB fast schon ein Überangebot an Spielern hat. Insofern wird es für Holtby schwer. Allerdings passt er mit seinen Fähigkeiten zu der Art Fußball, die Löw vorschwebt. Holtby bringt genügend Qualitäten im Dribbling mit, hat ein tolles Auge und kann aus dem Zentrum auch den schnellen, tödlichen Pass in die Spitze spielen.

Wer muss zittern? Vorerst niemand. Holtby darf sich beweisen, ein echter Konkurrent für einen Platz in der Mannschaft wird er aber vorerst eher nicht werden. Die Rolle in der Zentrale hinter den Spitzen ist für Mesut Özil reserviert, über die Flügel ist das Angebot mit Thomas Müller, Toni Kroos oder Lukas Podolski auch recht üppig. Dazu fehlt es Holtby noch an Erfahrung auf internationaler Bühne. Der Mainzer ist derzeit ein ambitionierter Perspektivspieler mit der Hoffnung darauf, Stück für Stück weiter an den Kader herangeführt zu werden.

Kevin Großkreutz

Die Situation: Großkreutz hat in der Saison den Schritt getan, den ihm einige nicht zugetraut hätten: Der Dortmunder hat seine starken Leistungen aus der Vorsaison gefestigt. Vielleicht ist sein Spiel nicht mehr so torgefährlich, vielleicht auch weniger spektakulär. Aber im Dortmunder System ist er einer der laufstärksten Spieler, bildet zusammen mit Schmelzer eine dynamische linke Seite. Zudem hat er bei seinem ersten Spiel im DFB-Dress im Mai gegen Malta auch durchaus bleibende Eindrücke hinterlassen.

Die Perspektive: Auf den ersten Blick ist kaum ein Platz in der Mannschaft. Großkreutz ist zwar ein guter Allrounder, kann aber nichts überragend gut. Und trotzdem hat er auch Qualitäten, die auf der Position im offensiven Mittelfeld wichtig sind: Erst vor einigen Tagen bescheinigte ihm sein Vereinstrainer Jürgen Klopp, dass er die taktischen Vorgaben so gut wie kaum ein anderer umsetzen würde. Besonders sein Laufpensum und seine gute Defensivarbeit imponieren. Allerdings kann er seine Stärken fast nur auf der linken Außenbahn ausspielen. Die Experimente im Zentrum und rechts auf dem Flügel sind im Verein gescheitert.

Wer muss zittern? In naher Zukunft wird es Großkreutz sehr schwer haben, ernsthaft am Thron von Podolski, Marin oder Kroos zu rütteln. Mittelfristig kann er aber durchaus zu einer Alternative werden.

Andre Schürrle

Die Situation: Ähnlich wie Holtby hängt Schürrle derzeit in einem kleinen Loch. Zu Beginn der Saison zeigte er trotz vieler Teilzeitarbeit nach seiner Verletzung in beinahe jedem Spiel spektakuläre Highlights. Jetzt, wo die Saison in vollem Gange und Schürrle beschwerdefrei ist, schafft er in Mainz aber trotzdem noch zu selten den Sprung in die Startelf.

Die Perspektive: Als Spielertyp ähnelt Schürrle am ehesten Thomas Müller. Ganz vorne in der Spitze kann er seine Dynamik und Schnelligkeit nicht so gut ausspielen. Wenn er mit dem Ball am Fuß aus der Tiefe kommt und nach innen ziehen kann, ist Schürrle am gefährlichsten. Allerdings gibt es diese Art Spieler bereits in der Nationalmannschaft. Ein Vorteil könnte aber der Wechsel nach Leverkusen in der kommenden Saison sein: Dort ist die Chance groß, sich auf internationaler (Top-)Bühne zu beweisen und die nötige Erfahrung zu sammeln.

Wer muss zittern? Schürrle ist zum Lernen angereist. Das Gute ist, dass er sich dessen offenbar selbst absolut bewusst ist und keine große Erwartungshaltung an den Tag legt. Es wird wohl eine Weile dauern, bis er über einen längeren Zeitraum die Chance bekommt, sich zu beweisen.

Mario Götze

Die Situation: Götze macht in Dortmund rasend schnell Fortschritte und entwickelt sich zu einer unverzichtbaren Größe - trotz starker Konkurrenz hat er sich im rechten offensiven Mittelfeld vorerst durchgesetzt. Klopp baut ihn behutsam auf, nimmt ihn von Fall zu Fall auch mal vom Feld. Die Dosierung zeigt Wirkung: Selbst gegen Routinier und Dampfmacher Ze Roberto vertraute Klopp dem 18-Jährigen gegen den HSV. Götze war letztlich an beiden Toren zum 2:0 beteiligt und machte die rechte Dortmunder Seite von der vermeintlichen Schwachstelle zum spielentscheidenden Faktor.

Die Perspektive: Seit etlichen Jahren hat es in Deutschland keinen Spieler seiner Qualität mehr gegeben. Götze hat ein unheimliches spielerisches Potenzial, kann Pässe spielen wie Özil, dribbeln wie Marin, hat ein Gefühl für den (freien) Raum wie Müller. Dazu lernt er schnell, wie er taktische Vorgaben umzusetzen hat. Wenn er am Mittwoch gegen die Schweden spielt, ist er nach Uwe Seeler der zweitjüngste Debütant der Nachkriegsgeschichte.

"Er hat herausragende Eigenschaften. Und er weiß trotz seiner 18 Jahre schon, was er in bestimmten Situationen auf dem Platz machen muss", sagt Teamkollege Hummels.

Wer muss zittern? Götze ist auf Grund seiner Voraussetzungen das größte Versprechen für die Zukunft. Momentan ist eher noch kein Platz, aber schon bald kann sich das ändern. So schnell, wie er derzeit an seinen Aufgaben wächst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sich auch im Kader der Nationalmannschaft etabliert.

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