Özil: "Der Druck gegen Ghana war größer"

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Mesut Özil erzielte bei der WM bisher ein Tor für Deutschland und bereitete zwei vor
© Getty

Mesut Özil ist einer der Shootingstars der bisherigen WM und absoluter Leistungsträger der deutschen Mannschaft in Südafrika. Vor dem Viertelfinale gegen Argentinien (Sa., 15.45 Uhr im LIVE-TICKER und auf Sky) spricht der 21-Jährige im Interview über den Vergleich mit Lionel Messi, seine Freiheiten im System von Joachim Löw und sein besonderes Verhältnis zu Miroslav Klose.

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SPOX: Mesut Özil, Sie werden von den Kollegen "Messi" gerufen. Woher kommt eigentlich dieser Spitzname?

Mesut Özil: Das kommt aus früheren Schalker Zeiten. Wegen meines Vornamens wurde ich von den Mitspielern irgendwann mal so genannt. Mesut erinnert ja ein  bisschen an Messi. Das hat sich bis heute gehalten. Hier bei der Nationalmannschaft nennen mich die Jungs auch "Messi" oder "Mess".

SPOX: Was zeichnet das Spiel von Lionel Messi aus?

Özil: Messi ist ein sehr schneller Spieler. Dazu ist er klein. Deshalb ist er auch so wendig.  Er ist selbstbewusst auf dem Platz und sucht immer wieder den Abschluss.

SPOX: Hätten Sie gerne etwas von Messi? Was fehlt Ihnen noch im Vergleich zu ihm?

Özil: Ich bin ein anderer Spielertyp, habe meine eigenen Fähigkeiten. Messi kommt viel lieber über die Außenpositionen. Ich dagegen ziehe mein Spiel in der Mitte auf und bewege mich in der Zentrale. Der Pass in die Tiefe, die Tempodribblings, die Schüsse aus der Distanz, das sind meine Stärken.

SPOX: Haben Sie im Spiel der deutschen Nationalmannschaft wirklich alle Freiheiten?

Özil: Ja schon. Es ist ein bisschen so wie bei Werder. Deshalb kommt mir das Spiel der Nationalmannschaft auch so entgegen. Die Systeme ähneln sich. Natürlich muss man im modernen Fußball heutzutage auch nach hinten arbeiten. Das versuche ich auch (lacht.) Aber vorne bin ich eindeutig stärker. Und da habe ich auch alle Freiheiten. Die Kollegen halten mir den Rücken frei. Und der Trainer legt auch viel Wert darauf.

SPOX: Welchen Stellenwert hat die Partie gegen Argentinien? Ist es DAS Spiel Ihrer bisherigen Laufbahn?

Özil: Nein, das nicht. Ich habe schon viele K.o.-Spiele in meiner Karriere absolviert. Auch hier in Südafrika bei der WM: Der Druck gegen Ghana war viel größer. Dann kam England. Diese Hürde haben wir auch genommen. Es ist ein besonderes Spiel, natürlich, aber ich bin eigentlich ganz ruhig. Wir müssen nur unsere Fähigkeiten abrufen, dann gewinnen wir auch.

SPOX: Bastian Schweinsteiger hat vor möglichen Provokationen der Argentinier gewarnt. Wie würden Sie damit umgehen?

Özil: Ich bin ein ruhiger Typ, schon deshalb kann ich damit umgehen. Und die Mannschaft kann das auch. Die Argentinier spielen einen harten Stil, vielleicht werden sie auch provozieren. Für uns geht es darum, sich spielerisch durchzusetzen.

SPOX: Heinze, Demichelis, Walter Samuel, die Abwehrreihe der Argentinier ist sehr erfahren. Dagegen steht die Unbekümmertheit des deutschen Angriffsspiels. Wer wird sich da durchsetzen?

Özil: Die Engländer sind auch sehr erfahren. Terry, Ashley Cole, Lampard, das sind gestählte Spieler. Aber wir haben uns durchgesetzt. Erfahrung spielt eine Rolle, aber es kommen andere Faktoren dazu. Wichtig wird sein, sich auch körperlich und mit fairen Mitteln gegen die Argentinier zu stemmen.

SPOX: Wie wichtig war eigentlich Ihr Wechsel von Schalke zu Werder für Ihren weiteren Verlauf der Karriere?

Özil: Der Wechsel war das Beste, was mir passieren konnte. Bei Werder konnte ich mich entwickeln. Man gab mir die Zeit.

SPOX: Kann man daraus schließen, dass Sie Ihren Vertrag in Bremen verlängern werden?

Özil: Ich habe ja noch einen Vertrag bis 2011. Was danach kommt wird man sehen. Da wird es noch Gespräche geben. Jetzt gilt meine volle Konzentration erstmal der Weltmeisterschaft.

SPOX: Klaus Allofs hat Sie in einem Interview sogar über Messi gestellt. Was sagen Sie dazu?

Özil: Das ehrt mich sehr. Aber ich denke darüber nicht viel nach. Für Lob und Kritik ist im Moment keine Zeit. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen.

SPOX: Was für eine Stimmung herrscht vor den WM-Spielen in der Kabine?

Özil: Angespannte Lockerheit. Das trifft es vielleicht am ehesten. Wir hören viel Musik. Kurz vor dem Rausgehen wird dann unser Heißmacher-Lied aufgedreht: "Fackeln im Wind", von Bushido.

SPOX: Wie fällt die Ansprache von Joachim Löw vor den Spielen aus? Vor dem ersten Spiel gegen Australien soll es etwas lauter zugegangen sein...

Özil: Er motiviert uns unglaublich gut. Er findet auch in der Halbzeit, wenn es erforderlich ist, immer die richtigen Worte, um uns neu einzustellen. Das ist eine besondere Fähigkeit. Wenn es mal nicht so gut läuft, dann kann Löw natürlich auch mal lauter werden. Was er dann sagt, verrate ich aber nicht (lacht).

SPOX: Sie füttern die Stürmer mit Ihren Pässen. Miro Klose ist oft genug ein dankbarer Abnehmer. Was halten Sie von ihm als Angreifer?

Özil: Er ist ein fantastischer Stürmer  - und ein toller Mensch. Auf dem Platz verstehen wir uns blind. Das macht mir sehr viel Spaß. Er kann Situationen vorausahnen. Das kann nicht jeder. Abseits des Platzes machen wir auch viel zusammen.

SPOX: Wer ist denn Ihr bester Kumpel im Team?

Özil: Kumpel kann man gar nicht sagen. Es sind mehrere, vor allem natürlich meine Mitspieler von Werder. Die kenne ich einfach am Besten. Da gibt es schon so ein paar heiße Duelle beim Tischtennis oder am Snooker-Tisch.

SPOX: Argentinien hat bis jetzt zehn Tore bei dieser WM erzielt, das DFB-Team eines weniger. Rechnen Sie am Samstag mit einem Feuerwerk der Offensivreihen.

Özil: Nein, daran glaube ich nicht. Es wird ein sehr taktisch geprägtes Spiel werden. Die Defensive wird dieses Match entscheiden. Hinten zu null und vorne eine Bude machen, so könnte es gegen Argentinien klappen (lacht).

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