Löw bleibt Bundestrainer: Jogi Allmächtig

Von SPOX
Joachim Löw (M., mit Zwanziger und Bierhoff) bei der Vertragsunterzeichnung: Er bleibt bis 2012
© Getty

Joachim Löw hat seinen Vertrag als Bundestrainer bis 2012 verlängert. Mit ihm bleiben auch Teammanager Oliver Bierhoff, Co-Trainer Hansi Flick und Torwart-Trainer Andreas Köpke. Die Einigung zwischen dem Trainer-Team und der DFB-Spitze ist mehrheitlich positiv aufgenommen worden. Doch es gibt auch kritische Stimmen. SPOX hat die Reaktionen gesammelt.

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Das sagt SPOX

(von SPOX-Redakteur Andreas Lehner)

Es ist vollbracht. Joachim Löw bleibt zumindest bis nach der EM 2012 Bundestrainer. Die Entscheidung zur Vertragsverlängerung mit dem Team Löw ist der richtige Schritt und die logische Konsequenz der Entwicklung der letzten Wochen, Monate, ja, Jahre. Bereits im Februar war Löw bereit, seinen Vertrag mit dem DFB zu verlängern und nannte seine Konditionen. Vorgebracht durch den Verhandlungspartner Oliver Bierhoff. Der DFB fühlte sich durch gewisse Vertragsinhalte (finanzielle Details, Kompetenzgerangel um U 21) unter Druck gesetzt, wollte den Druck umkehren und durch gezielte Indiskretionen in der Öffentlichkeit auf Bierhoff und Löw lenken. Für kurze Zeit mag dies besonders im Fall Bierhoff sogar gelungen sein, am Ende stehen aber die anfänglichen Verlierer als große Gewinner da.

Die starken Auftritte der Mannschaft bei der WM haben Löw in eine herausragende Verhandlungsposition gebracht. Und in diesem Fall geht es gar nicht um finanzielle Aspekte. Er hat gezeigt, dass er die sportlich beste Lösung ist, um diese junge Mannschaft weiterzuentwickeln und den sogenannten neuen deutschen Stil weiter zu verfeinern. DFB-Präsident Theo Zwanziger konnte gar nicht anders, als auf die Begeisterungswelle in der Heimat aufzuspringen und bei jeder Gelegenheit zu betonen, dass er mit Löw verlängern wolle.

Löw verlängert: Die Pressekonferenz zum Nachlesen

Damit gab er aber auch unweigerlich das Heft des Handelns aus der Hand. So konnte Löw sowohl den Zeitpunkt der Unterschrift als wohl auch Inhalte des neuen Kontrakts bestimmen. Löw hat sich damit noch ein kleines Stück mehr Macht erarbeitet, als er ohnehin schon inne hatte. Sein Handeln innerhalb des DFB funktioniert autark, er besitzt die absolute Richtlinienkompetenz im sportlichen Bereich bis hin zur Schnittstelle zwischen A-Nationalmannschaft und Junioren-Bereich. Vorbei an Sportdirektor Matthias Sammer. Der solle zwar laut Bierhoff bei der U 21 "mehr anpacken", die endgültige Entscheidungsgewalt liegt aber bei Löw.

Das stellte Zwanziger deutlich heraus und beendete die langwierige Streitfrage somit zugunsten des Bundestrainers. Damit hat der Präsident auch die letzte Bedingung Löws akzeptiert und die Kompetenzen des von ihm sehr geschätzten Sportdirektors Sammer beschnitten. Jogi Allmächtig.

Zwanziger ist dieser Schritt sicher nicht leicht gefallen. Er wirkte auf der Pressekonferenz am Dienstag auch wenig euphorisch. Aber es blieb ihm keine andere Möglichkeit. Er musste den Vertrag mit Löw verlängern, etwas anderes hätte das Volk nicht verstanden. Wie es mit ihm selbst weitergeht, ließ Zwanziger erneut offen.

Vieles deutet auf Ende seiner Präsidentschaft hin. Mit der Vertragsverlängerung des Team Löw könnte er sich wenigstens mit einem Erfolg verabschieden.

Das sagt die Bundesliga

Christian Nerlinger (Sportdirektor FC Bayern München): "Ich habe das erwartet. Eins muss man auch ganz klar sagen: Es gibt sicherlich schlimmere Posten als den des Bundestrainers. Ich glaube, dass insgesamt ganz hervorragend gearbeitet wird beim DFB. Die Spieler gehen gerne zur Nationalmannschaft. Ich finde es sehr positiv, dass man eine Lösung gefunden hat - obwohl es zwischenzeitlich nicht danach aus sah."

Felix Magath (Trainer und Manager Schalke 04): "Ich habe nach dieser Weltmeisterschaft nichts anderes erwartet. Das ist für alle Beteiligten die logische und sinnvollste Lösung und für den deutschen Fußball das Beste."

Michael Ballack (Bayer Leverkusen, Nationalspieler): "Ich freue mich, dass das gesamte Team weiter macht. Es hat gemeinsam hervorragende Arbeit geleistet. Die Mannschaft vertraut Joachim Löw, deshalb wird der von ihm eingeschlagene Weg richtigerweise fortgesetzt."

Klaus Allofs (Sportdirektor und Geschäftsführer Werder Bremen): "Wenn man sieht, wie stark die Nationalmannschaft in Südafrika aufgetreten ist und wie gut die Arbeit im Trainerteam funktioniert, kann man diese Vertragsverlängerung nur gutheißen. Dass der gesamte Stab weitermacht, ist sicher die beste Lösung."

Jupp Heynckes (Trainer Bayer Leverkusen): "Dies ist wichtig für die Kontinuität in der Betreuung der Nationalmannschaft. Das Trainer- und Managerteam hat in der Vergangenheit so gute Arbeit geleistet, dass die jetzige Vertragsverlängerung für mich nur ein logischer Schritt ist."

Reinhard Rauball (Präsident des Ligaverbandes): "Theo Zwanziger hat mich heute Vormittag informiert. Ich habe ihm zu dem Ergebnis der Verhandlungen gratuliert und erklärt, dass die Ligavertreter sowohl der Verlängerung mit dem Trainerstab und Oliver Bierhoff als auch den Vertragsinhalten vorbehaltslos zustimmen. Die Nationalmannschaft hat in Südafrika eine hervorragende Vorstellung abgeliefert und eine vielversprechende Zukunft vor sich. Von daher war es nur folgerichtig, in dieser Frage auf Kontinuität zu setzen."

Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund): "Das war eine logische Entscheidung. Im Prinzip hätte man das auch sofort nach der WM machen können. Der Posten des Bundestrainers ist Joachim Löw auf den Leib geschnitten. Das ist eine gute Entscheidung für den deutschen Fußball."

Rudi Völler (Sportdirektor Bayer Leverkusen/ehemaliger DFB-Teamchef): "Das ist eine sehr gute Entscheidung aller Beteiligten. Dass alle vier bleiben, ist super, das passt. Dann kann die Entwicklung der letzten Jahre mit der jungen, talentierten Mannschaft weitergehen. Die Basis für die Zukunft ist da."

Dieter Hoeneß (Geschäftsführer VfL Wolfsburg): "Deutschland kann über die Entscheidung froh sein. Sie ist gut für alle Beteiligten: Für die Nationalmannschaft, den DFB, aber auch für Löw und sein Team. Es ist wichtig, dass die erfolgreich begonnene Arbeit fortgesetzt wird und bei der Nationalmannschaft wieder Kontinuität Einzug hält."

Rene Adler (Bayer Leverkusen, Nationalspieler): "Ich kann diese Entscheidung von Joachim Löw nur begrüßen. Er und sein Trainerteam haben gemeinsam mit Oliver Bierhoff viel für den deutschen Fußball getan. Es hätte mich gewundert, wenn Joachim Löw diese Arbeit, die er selbst begonnen hat, nun einem anderem überlassen hätte."

Harald Strutz (Präsident FSV Mainz 05, DFB-Vorstandsmitglied, stellvertretender Vorsitzender der DFL): "Die Vertragsverlängerung finde ich gut. Es ist die logische Konsequenz der erfolgreichen WM. Die Mannschaft hat sich unter Löw hervorragend präsentiert und begeisternden Fußball gespielt."

Stefan Kuntz (Vorstandsvorsitzender 1. FC Kaiserslautern): "Joachim Löw hat herausragende Arbeit als Bundestrainer geleistet. Deshalb ist es sehr gut für den deutschen Fußball, dass er seine Arbeit nachhaltig fortführen kann."

Das sagen die mySPOX-User

Maulwurfen: "Vor der WM hätte ich noch laut Nein geschrien, aber nun... Man muss anerkennen, was Jogi mit dieser Truppe erreicht hat. Ausserdem haben die jungen Spieler noch etwas Luft nach oben in manchen Bereichen, das gibt Hoffnung für die Zukunft. Abwarten muss man nur noch in der Causa Ballack, aber das wird der Jogi schon noch lösen, dieses kleine Problem. Einfach weitermachen, Herr Löw!"

Larry: "Was mich tierisch nervt ist, dass Löw hier als der Unantastbare gilt. Er schafft es, die Weichspülermentalität weiterzugeben, so dass wir so weit gekommen sind, andauernd dritte Plätze zu feiern. Ich hätte sehr gerne einen neuen Trainer gesehen. Einen, der vielleicht früher auch mal ein Champion war und die großen Spiele für sich entscheiden konnte. Wir haben ein riesiges Potential, nur wir müssen aufpassen, nicht zu einem zweiten Holland zu mutieren. Also wenn wir 2012 wieder ohne Titel dastehen, dann wird es endgültig Zeit für einen Neuen! Ich möchte Titel feiern und nicht irgendwelche 4:0 Siege, die zwar absolute Begeisterung wecken, jedoch keinen neuen Pokal in die Vitrine zaubern."

Dreumex: "Löw hat sich mit seiner Arbeit auch erarbeitet, dass bei manch einem Fan (wie auch bei mir) ein Umdenken stattgefunden hat, aufgrund der sehr ansehnlichen Leistungen bei der WM mit diesem jungen Team."

DayBreak: "Super! Nun muss Löw 2012 den EM-Titel holen, alles andere zählt nicht mehr! Sollte er Europameister werden, dann sollte er auch bis 2014 weitermachen dürfen. Klappt es 2012 nicht, dann wird es Zeit für einen Nachfolger."

Rodnox: "Fail! Ich würde 2012 das Turnier gerne gewinnen und nicht wieder 2. oder 3. werden."

Siled: "Sehr gute Entscheidung! Wer nicht gesehen hat, wie sich unsere Nationalelf (seit der Ära Ribbeck oder Völler) unter Löw entwickelt hat, dem kann man auch nicht mehr helfen!"

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