Das Spiel der persönlichen Ehren

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Miroslav Klose (M.) hat bei Weltmeisterschaften bereits 14 Treffer erzielt
© Getty

Eigentlich ist es eine wertlose Partie - wenn Deutschland im Spiel um Platz drei aber auf Uruguay trifft, steht gleich eine ganze Reihe von Spielern im Blickpunkt. Besonders Miroslav Klose.

Anzeige
Cookie-Einstellungen
Der meist gehasste Mann Afrikas ist zurück. Die "Hand des Teufels" hat der Kontinent Luis Suarez getauft. Nach seinem Handspiel in der letzten Minute der Viertelfinale-Verlängerung gegen Ghana ist der 23-Jährige die unerwünschte Person Afrikas - zum Spiel um Platz drei gegen Deutschland (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) aber wieder zurück auf dem Platz.

Es ist eine der Geschichte dieses an sich wertlosen Spiels. Eine andere ist die Jagd nach der Torjägerkanone bei diesem Turnier. Gleich vier Spieler dürfen sich noch berechtigte Hoffnungen machen.

Neben Suarez (drei Tore) streiten dessen Mannschaftskollege Diego Forlan, sowie Thomas Müller und Miroslav Klose (alle vier Tore) um den Goldenen Schuh. Alle drei liegen einen Treffer hinter den Führenden Wesley Sneijder und David Villa.

Holt Klose Ronaldo ein?

Für Klose geht es dabei sogar noch um ein bisschen mehr. Der Bayern-Spieler hat die große und wohl einmalige Chance, Ronaldo als erfolgreichsten WM-Torjäger aller Zeiten abzulösen.

14 Tore hat Klose bei drei WM-Teilnahmen schon erzielt, ein weiterer Treffer würde ihn auf eine Stufe mit dem Brasilianer stellen. "Ich möchte bei der WM mindestens fünf Tore schießen", sagt Klose. "Wenn mir sechs gelingen, bin ich sehr zufrieden."

Mit sechs Toren wäre er an Ronaldo vorbei und wohl auf lange Sicht in der ewigen Torjägerliste uneinholbar. "Das wäre eine unglaubliche Sache, wenn ich Ronaldo als WM-Rekord-Torjäger ablösen könnte. Aber der WM-Titel wäre mir lieber gewesen", sagte Klose vor seinem 20. und wohl letzten WM-Spiel.

Auszeichnungen für deutsche Spieler?

"Die Mannschaft wird alles dafür tun, dass sich Miro diesen Traum erfüllt. Wenn das klappt, würde es die ganze Mannschaft mit Stolz erfüllen", lässt Teammanager Oliver Bierhoff durchblicken.

Allerdings war Klose in den letzten Tagen angeschlagen, einem Einsatz soll trotzdem nichts im Weg stehen. Ähnlich wie Klose spielen auch Müller, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil gegen Uruguay noch um persönliche Ehren.

Dem 20-jährigen Müller dürfte die Auszeichnung zum besten Nachwuchsspieler des Turniers nicht mehr zu nehmen sein. Selbst die Torjägerkanone scheint nicht aussichtslos.

"Die Torjägerkrone wäre natürlich ein Preis für die Ewigkeit. Es gibt nicht viele, die so eine Auszeichnung im Schrank haben. Wichtiger ist mir aber, dass die Mannschaft im letzten Spiel gewinnt und wir mit einem positiven Gefühl nach Hause fahren", sagt Müller.

Schweinsteiger und Özil haben zumindest kleine Chancen, zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt zu werden. Bundestrainer Joachim Löw muss den Grat zwischen ernsthafter Pflichterfüllung und generöser Belohnung seiner Reservisten gehen.

Chance für Aogo und Tasci?

Deutschland will das Spiel um Platz drei gewinnen und im günstigsten Fall seinen Spielern wie Klose, Müller oder Schweinsteiger auch noch zu persönlichen Ehren verhelfen. Daneben will Löw aber auch diejenigen belohnen, die bisher trotz einer persönlich enttäuschend verlaufenen WM für das Kollektiv gearbeitet haben.

"Das Turnier ist noch nicht beendet, darauf lege ich großen Wert. Wir wollen das Turnier erfolgreich abschließen, genau wie 2006. Es gibt auch eine Medaille und es ist immer besser zu sagen, wir sind Dritter geworden, als zu sagen, wir sind im Halbfinale ausgeschieden", sagte Bierhoff.

Serdar Tasci und Dennis Aogo sind die beiden deutschen Feldspieler, die bisher keine Sekunde auf dem Platz standen. Vor allem der Stuttgarter Tasci darf sich berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz machen.

"Alle Ersatzspieler haben sich in der ganzen Zeit vorbildlich verhalten. Wir wussten immer, dass wir auf sie zählen können. Das wäre auch eine kleine Belohnung für ihr vorbildliches Verhalten", so Bierhoff weiter.

Uruguay will Sieg unbedingt

Ob gegen Uruguay aber eine bessere B-Mannschaft reicht? Der zweimalige Weltmeister ist heiß auf das Spiel, das in Uruguay 40 Jahre nach dem letzten Spiel um Platz drei offenbar einen deutlich höheren Stellenwert besitzt.

"Ob wir gewinnen oder nicht, weiß ich nicht. Aber wir werden bis in den Tod vorbereitet sein!", sagte Trainer Oscar Tabarez martialisch. Für Uruguay wäre ein Sieg der größte Erfolg seit dem letzten WM-Titel vor 60 Jahren.

"Es wäre überragend, wenn wir WM-Dritter würden. Und Torschützenkönig zu werden, wäre die Krönung einer tollen Saison"" sagte Forlan, der seinen Klub Atletico Madrid in der abgelaufenen Saison quasi im Alleingang zum Europa-League-Titel geschossen hatte.

Ihm zur Seite steht nach einem Spiel Sperre auch wieder der meist gehasste Mann Afrikas. "Was passiert ist, ist passiert. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Und das möchte ich auch nicht, weil ich mit dem, was ich getan habe, der Mannschaft geholfen habe", sagt Luis Suarez.

Gegen Uruguay: Kroos ersetzt Podolski