Schweinsteiger wohl dabei - Boateng fraglich

SID
Bastian Schweinsteiger konnte am Samstag wieder mit der Mannschaft trainieren
© Getty

Ohne Angst und ohne Cacau, dafür mit viel Mut und wohl auch mit Bastian Schweinsteiger: Bundestrainer Joachim Löw hat vor dem Achtelfinal-Schlager der deutschen Nationalmannschaft am Sonntag gegen England in Bloemfontein (ab 15.45 Uhr im LIVE-TICKER und auf Sky) wieder verstärkt Hoffnung auf einen Einsatz seines zentralen Mittelfeldspielers.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Während Stürmer Cacau wegen einer Bauchmuskelzerrung beim Klassiker gegen den Erzrivalen nicht zur Verfügung stehen wird, absolvierten Schweinsteiger ebenso wie der angeschlagene Jerome Boateng am Samstagnachmittag beim Abschlusstraining der DFB-Elf in Bloemfontein laut Bundestorwarttrainer Andreas Köpke "ein reduziertes Programm". "Wir werden erst vor dem Spiel nach Rücksprache mit den Ärzten entscheiden", sagte Köpke.

"Sie müssen 100 Prozent fit sein. Aber wir hoffen, dass es bei Schweini klappt", betonte Teammanager Oliver Bierhoff am Samstag vor der Abfahrt zum Flughafen Lanseria, von wo aus die DFB-Auswahl am Mittag ins rund 450 km entfernte Bloemfontein flog.

Wie schwerwiegend ein Ausfall des 25 Jahre alten Profis von Bayern München wäre, hatte am Freitag bereits Bundestrainer Joachim Löw deutlich gemacht: "Bastian ist das Herz, der Motor unserer Mannschaft. Er leistet in der Defensive und Offensive Klassearbeit."

Zwar ist laut Bierhoff die Anspannung bei der jungen Mannschaft "besonders groß" und England "ein bisschen favorisiert". Aber Angst herrsche deshalb keine, machte er deutlich: "Man spürt die Bedeutung dieses Spiels, aber das Selbstvertrauen ist bei uns stetig vorhanden." Auch Köpke betonte: "Die Stimmung ist sehr, sehr gut. Alle freuen sich auf diesen Klassiker."

"Werden um jeden Zentimeter kämpfen"

Obwohl die DFB-Auswahl durch den Einzug ins Achtelfinale ihr Minimalziel erreicht hat, ist der Druck auf Philipp Lahm und Co. deshalb nicht kleiner geworden. "Wir gehen nicht entspannter ins Spiel, nur weil vielleicht einige sagen, dass wir gegen England ausscheiden können. Wir haben immer noch einiges zu verlieren. Wenn wir ausscheiden, können wir unser großes Ziel nicht erreichen", sagte Bierhoff.

An ein Aus verschwendet Kapitän Lahm aber offensichtlich keinen Gedanken. "Ich bin zuversichtlich. Wir werden topvorbereitet sein und aggressiv zur Sache geben. Wir werden um jeden Zentimeter kämpfen", versprach der Münchner.

Auch Löw kündigte bei allem Respekt vor Gerrard, Lampard, Rooney und Co. entschlossene Gegenwehr des Vize-Europameisters an, um den Traum vom "vierten Stern" aufrechtzuerhalten: "Wir sind in der Lage, sie zu schlagen. Wir werden wie immer bei wichtigen Spielen nicht mit Angst, sondern mit Mut auftreten. Keiner wird zurückweichen oder klein beigeben."

Bierhoff verdeutlichte, "dass wir nicht 90 Minuten verteidigen werden. Wir werden die Engländer früh angreifen und versuchen, sie von der Abwehr fernzuhalten." Er erwartet ein "intensives Spiel, aber weniger einen offenen Schlagabtausch. Auch Fabio Capello ist bekannt dafür, dass seine Teams taktisch diszipliniert spielen."

DFB-Team trainiert Elfmeter

Trotz der positiven Bilanz gegen die Engländer bei Elfmeterschießen hofft der deutsche Teammanager darauf, dass das Spiel schon vorher entschieden wird. "Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass Deutschland immer im Elfmeterschießen gewinnt. Wir wollen das schon vorher klären."

Im Training übte die deutsche Mannschaft dennoch Elfmeter. Und auch Torwart Manuel Neuer wird im Vorfeld genau auf mögliche englische Schützen vorbereitet. Ob Köpke für den Fall der Fälle schon wieder einen Zettel vorbereitet hat, wollte Bierhoff aber nicht verraten. Vielmehr sagte er mit einem Schmunzeln: "Manuel ist ein intelligenter Junge. Er kann sich vieles merken."

Durch den Ausfall von Cacau kehrt der beim 1:0 gegen Ghana Gelb-Rot-gesperrte Miroslav Klose in die deutsche Startelf zurück. Sollte Schweinsteiger doch ausfallen, wäre Toni Kroos die erste Wahl.

"Toni hat Selbstvertrauen. Nach seiner Einwechslung gegen Ghana hat er gezeigt, dass er da ist", sagte Löw. Kroos würde dann zusammen mit Sami Khedira die "Doppel-Sechs" bilden, wobei der Stuttgarter in diesem Fall den defensiveren Part übernehmen würde.

Jansen wohl für Boateng

In der Abwehr wird wohl der Hamburger Marcell Jansen auf der linken Seite beginnen - zum einen, weil Boateng durch seine Muskelverletzung gehandicapt ist und zum anderen gegen Ghana auch nicht überzeugen konnte. Ansonsten vertraut der Bundestrainer in der Viererkette weiter auf Lahm, auf den zuletzt schwachen Per Mertesacker und auf Arne Friedrich.

Im offensiven Mittelfeld dürften weiterhin Thomas Müller, Mesut Özil und Lukas Podolski gesetzt sein. Sie sollen den Gegner beschäftigen, vor dem Löw einigen Respekt hat.

England verfüge über "eine unglaubliche Erfahrung, Zweikampfstärke und Klasse". Dies werde ein Spiel von "jugendlicher Spielfreude gegen individuelle Klasse", glaubt der Bundestrainer: "Ich habe schon vor dem Turnier gesagt, dass England für mich einer der Topfavoriten auf den Titel ist."

Spieler wie Wayne Rooney, Steven Gerrard oder Frank Lampard besäßen "die höchste Qualität, die es in Europa gibt", sagte Löw - und warnte: "Wenn wir es nicht schaffen, kompakt zu stehen, werden sie die Räume ausnutzen und kaum zu halten sein."

Die Formkurve spricht für England