Ein herzliches Chaos

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Trotz aller Unwegsamkeiten verlieren die Südafrikaner nie ihre Lebensfreude und Warmherzigkeit
© Getty

Der Tagesablauf in Südafrika hält weiterhin allerlei unangenehmer Überraschungen parat. Und trotzdem besticht das Land weiter auch durch seine Warmherzigkeit.

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Ich musste lange überlegen, ob und wie ich die nächsten Tagebücher angehe. Jetzt also nach einigen Tagen ein neuerlicher Versuch zu beschreiben, was hier los ist.

Auch auf die Gefahr hin, dass viele Dinge für den einen oder anderen vielleicht nicht so ganz nachvollziehbar sind. Von wegen die verwöhnten Deutschen sollen sich mal nicht so anstellen...

Die Sache ist nämlich leider die: Es vergeht kein einziger Tag, an dem nicht irgendetwas völlig daneben geht. Ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen...

Wasserschaden im 2. Stock mit Komplett-Evakuierung der Bewohner: check. Fürchterliche Verspätung des Fliegers nach Port Elizabeth: check. Zweimal Feueralarm im Hotel: check. Tageskasse für Tickets nicht am Stadion, sondern 40 Kilometer entfernt: check. Gekappte Stromleitung für mehr als einen halben Tag: check.

Natürlich sind das für sich alles Lappalien. Innerhalb von ein paar Tagen aber ein bisschen viel Ungereimtheiten, zumal man sich ja eigentlich auf andere Dinge konzentrieren müsste, als drei Hotelangestellte im Zimmer, während man im Dunkeln schnell ne Dusche nimmt.

Hoffnung auf Besserung

Und arbeiten so ganz ohne Strom is nunmal auch nicht. Der Akku hält zwei Stunden und dann ist Schicht.

Man darf gar nicht zu oft daran denken, was das hier alles kostet und was man dafür in den anderen 48 Wochen des Jahres, wenn ausnahmsweise mal keine Fußball-WM stattfindet, für Standards dafür genießen dürfte. Dann ist Südafrika ein Traum. Momentan wird es leider immer chaotischer. Was bleibt, ist die Hoffnung auf Besserung.

Immerhin, und da wiederhole ich mich gerne, sind die Leute trotz des eher bescheidenen Auftreten Bafana Bafanas immer noch herzlich und sehr hilfsbereit. Und warmherzig.

Burger und Fritten für die Obdachlosen

Im Laden der großen Fast-Food-Kette gegenüber finden sich immer wieder diejenigen ein, für die ein paar Stunden ohne Strom ein geradezu lächerliches Problem in ihrem Leben darstellen. Das große M lädt Bedürftige zu einer kleinen Mahlzeit ein.

Ich habe noch nicht final rausgefunden, ob das jetzt nur ein kleiner WM-Bonus des Multi-Milliarden-FIFA-WM-Sponsor-Unternehmens ist oder ob sich die Angestellten einfach über die weltweit gängigen Franchise-Regeln hinwegsetzen und ein paar Burger und Fritten an die Obdachlosen hier verschenken.

Jedenfalls finde ich das sehr gut und ich würde mir auch in Deutschland mehr Souveränität und Eigenständigkeit vieler Filialchefs wünschen, die ihre mehr oder weniger nahrhaften Lebensmittel nicht einfach nach der Spätschicht in den Müll werfen, sondern sie denen geben, die eh schon nichts zu beißen haben.

Hier darf der McDonalds in der Jeppe Street in Sunnyside/Pretoria gerne als Anschauungsbeispiel dienen.

Tagebuch, Teil 5: Ice Age Afrika