Auslandsreise

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Eine traumhafte Kulisse: Das Moses-Mabhida-Stadium in Durban
© Getty

Das kann ja was werden... Drei Stunden Schlaf müssen reichen, als um 4 Uhr am Sonntagmorgen der Wecker klingelt. Um 5 Uhr ist unten am Hotel Abfahrt zum Flughafen nach Johannesburg, Abflug 7.25 Uhr.

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Zerzauste Gesichter überall, die jedoch schnell wacher werden, weil es im Bus gefühlte 10 Grad minus hat. Wir wollen nach Durban, an der Küste, gut 600 Kilometer von Jo-burg entfernt.

Mit einer Chartermaschine geht's rüber und schon beim Anflug auf Durban ist zu erkennen, dass wir an einen für uns völlig neuen Ort kommen. Mit dem Bus geht es gleich zum Stadion, die Akkreditierungen abholen und erste Texte schreiben.

Bei der Abfahrt morgens hatte es in Pretoria noch knapp über null Grad, hier ist es gegen 10 Uhr schon 24 Grad warm. Der Indische Ozean bringt viel warme Luft mit, Durban ist der heißeste Ort des gesamten Landes.

Wie in Venice Beach

Bis zu 30 Grad sollen es gegen Nachmittag sein - und das im Winter. Bei 12 Grad kramen die hier schon die langen Unterhosen raus. Ist eben alles eine Frage der Perspektive...

Nach dem der ganze organisatorische Kram erledigt ist und die ersten Arbeiten verrichtet sind, geht's zum Essen. Das Praktische an diesem Moses-Mabhida-Stadium ist ja, dass es nur 500 Meter vom Strand entfernt liegt.

Die Promenade ist ein Traum, man fühlt sich richtig unbeschwert und sicher. Vieles erinnert an Venice Beach in L.A. Das Publikum ist sehr gemischt, Weiße, Schwarze, Inder. In Durban wohnen so viele Inder außerhalb ihrer Heimat wie nirgendwo anders auf der Welt. Und die sind offenbar alle Deutschland-Fans. Jeder hat ein schwarz-weißes Trikot an.

Wo steckt der Fanreporter?

Der Strand ist ein Traum und das Meer so warm, dass man drin schwimmen kann. Einige Surfer spielen mit den ca. drei bis vier Meter hohen Wellen. Urlaubsgefühle kommen auf, man fühlt sich nach nur einer Stunde Flug quasi in einem völlig anderen Land.

Nach zwei Stunden Erholung wird's wieder ungemütlicher. Ghana spielt gegen Serbien, ich mache mir Notizen zu beiden Mannschaften. Dazwischen habe ich immer wieder Kontakt zu unserem FanreporterBjörn, der heute mit dem Bus die Reise von Jo-burg nach Durban angetreten hat, aber leider immer noch nicht da ist.

Im Medienzentrum blasen die Klimaanlagen unerbittlich, nach eben noch 30 Grad haben hier plötzlich alle wieder Pullover oder sogar Jacken an. Wie schnell man doch so eine Klimazone wechseln kann...

Unglaublich schönes Stadion

Um 19 Uhr ist Björn dann da - aber nirgendwo aufzufinden. Telefonieren ist beinahe unmöglich, weil das Netz komplett ausgelastet ist und die Vuvuzelas jedes Wort in Grund und Boden tröten. Nach insgesamt 18 SMS treffen wir uns vor dem unglaublichen Stadion, das selbst bei Nacht schöner ist als 80 Prozent der Bundesligastadien.

Jetzt aber schnell wieder runter, im Medienzentrum noch ein paar Dinge erledigt und rauf auf die Pressetribüne. Das Spiel passt zum Spielort: Es ist leicht, beschwingt und bunt. Der eigentliche Stress beginnt jetzt erst.

Nach einer Stunde in der Mixed Zone geht es mit dem Bus zurück zum Flughafen Durban. Anders als sonst hat der Bus aber nicht die Klimaanlage an - die Afrikaner haben ja offenbar auch noch die Klima an, wenn es draußen schneit - er hat noch nicht mal eine Lüftung.

Feier"abend" um 7 Uhr

Bei 50 Menschen in einem geschlossenen Raum, immer noch gut 20 Grad Außentemperatur und einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit hat sich im Inneren schnell eine dampfende Saunalandschaft gebildet. Das Wasser läuft nur so an den Scheiben runter.

Am Flughafen die gute Nachricht: Der Flieger steht schon bereit, wir können gegen 2 Uhr abheben. Aus dem Bus, mit verschwitzten Klamotten, rein. Drinnen: Schweinekälte. Zumindest fühlt es sich so an. Landung um 3 Uhr, mit dem Bus zurück nach Pretoria, Ankunft 4.30 Uhr.

Die letzten beiden Geschichten wollen noch geschrieben werden, der Geistes- und Gemütszustand ist mit "angeschlagen" noch schmeichelnd umschrieben. Um 7 Uhr ist Schluss. Ein knalliger Trip, der nächste folgt schon am Freitag, wenn Deutschland in Port Elizabeth auf Serbien trifft. Wird anstrengend. Aber sicher auch schön.

Tagebuch, Teil 3: Ein tragisch-schöner Tag