Bierhoff: "Die Spieler folgen Jogi blind"

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Erleichterung nach dem starken Auftakt: Das 4:0 war bisher das torreichste Spiel der WM
© Imago

Das überragende 4:0 gegen Australien zum Auftakt der WM 2010 in Südafrika sorgt für große Begeisterung. Auch im Lager des DFB herrscht nach dem gelungenen Start Zufriedenheit. Im SPOX-Interview analysiert Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff das Spiel der Deutschen und erklärt, was es für den weiteren Turnierverlauf bedeutet. Und er spricht über aggressive Serben.

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SPOX: Herr Bierhoff, wie haben Sie das Spiel gegen Australien gesehen?

Oliver Bierhoff: Wir hatten Startschwierigkeiten. Wir haben es dann aber durch unsere Kombinationen immer wieder geschafft, das Spiel schnell zu machen. Wir hatten gute Bewegungen in die Zwischenräume durch Mesut Özil, Thomas Müller, Lukas Podolski oder Sami Khedira. Da waren wir für den Gegner sehr schwer auszurechnen.

SPOX: War das deutsche Spiel für die Australier schlicht zu schnell?

Bierhoff: Es war ihnen zu flexibel. Sie hatten immer wieder Probleme, wenn wir uns intelligent bewegt haben und nicht starr nach einem fixen Schema gespielt haben.

SPOX: Wie viel Übung erfordert das?

Bierhoff: Es ist natürlich ein Vorteil, dass sich viele Spieler von der U 21 kennen und einfach Spaß miteinander haben. Wenn man drei Wochen mit der Mannschaft arbeiten kann, sieht man erst, was sich umsetzen lässt. Selbst die einfachsten Trainingsübungen und Passformen setzen sich in den Köpfen fest. Das hat man gespürt, dass das bei den Spielern festhängt und sie das umsetzen wollen.

SPOX: Spielt hierbei auch eine Rolle, dass fünf eingespielte Bayern-Spieler auf dem Feld standen?

Bierhoff: Es ist natürlich hilfreich, wenn sich bestimmte Spieler besonders gut kennen. Aber wichtiger ist, dass sie miteinander arbeiten, sich eingespielt haben und verstehen.

SPOX: Ein großer Teil der Fans im Stadion schien geradezu überrascht vom schönen, schnellen Spiel der Deutschen. Überrascht Sie das manchmal auch noch?

Bierhoff: Nach dem Bosnien-Spiel hatte es sich schon angedeutet. Der Sieg war schön und wichtig, aber wir sollten ihn nicht zu hoch hängen. Dafür war Australien nicht aggressiv genug und hat uns diese Möglichkeiten zugelassen. Zumal nach dem 2:0 und der Roten Karte das Spiel vorbei war. Es aber dennoch begeisternd, wie die Mannschaft Spaß daran hat, die direkten Doppelpassformen im Automatismus einzusetzen.

SPOX: Das 4:0 war der mit Abstand klarste Sieg des Turniers bisher. Was müssen oder können Sie tun, dass die Mannschaft auf dem Boden bleibt?

Bierhoff: In der Kabine war Zufriedenheit, aber keine übermäßige Euphorie. Man merkt auch in den Diskussionen, dass man auch die Fehler anspricht und die nächsten Tage konzentriert weiter angehen will. Das macht mir Hoffnung. Denn mit einer Niederlage gegen Serbien stünde man ganz schnell wieder mit dem Rücken zur Wand. Da muss man wirklich aufpassen. Aber heute Abend und morgen können wir den schönen Sieg auch mal sacken lassen. Denn das Selbstvertrauen der Mannschaft ist schließlich auch ein wichtiger Aspekt.

SPOX: Für Philipp Lahm ist das die spielstärkste Nationalmannschaft, in der er je gespielt hat. Ist es für Sie die lernwilligste?

Bierhoff: Lernwillig waren andere auch. Aber es ist die neugierigste Mannschaft. Die Spieler folgen Jogi's Anweisungen blind, sie setzen sie dann auch um und wollen als Gruppe etwas erreichen.

SPOX: Gibt es überhaupt etwas zu bemängeln?

Bierhoff: Die Torausbeute hätte noch besser sein können. Wenn wir nach der Halbzeit das 2:1 kassieren, kann es nochmal eng werden. Es gibt sicherlich noch Dinge, die wir verbessern müssen und bei denen uns andere Gegner anders fordern werden.

SPOX: Der nächste Gegner Serbien hat gegen Ghana verloren, steht also unter Druck. Was für ein Spiel erwarten Sie am Freitag?

Bierhoff: Es kann auch für uns ein sehr wichtiges Spiel sein, weil wir unter Umständen schon den Achtelfinaleinzug klarmachen können. Aber die Serben werden sehr aggressiv zu Werke gehen, dazu haben sie im Vergleich zu Australien die technisch besseren Spieler, um nach vorne zu spielen.

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