DFB: Lahm und Schweinsteiger sichern Sieg

Von Andreas Lehner
Wolfsburgs Stürmer Edin Dzeko erzielte gegen Deutschland das 1:0 für Bosnien
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat eine gelungene Generalprobe für die WM in Südafrika gefeiert. Gegen Bosnien-Herzegowina gewann das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit 3:1 (0:1). Doch es bleiben noch einige Fragen offen.

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Der Wolfsburger Edin Dzeko (15.) hatte Bosnien vor 48.000 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter WM-Arena in Führung gebracht.

Aber Philipp Lahm (53.) in seinem ersten Spiel als Kapitän und Bastian Schweinsteiger (73., 77.) mit zwei Foulelfmetern drehten die Partie.

Damit geht das DFB-Team gut gerüstet in die WM. Deutschland startet am 13. Juni in Durban gegen Australien ins Turnier.

Nachbetrachtung: Das Spiel sollte die letzten Fragen klären. Zumindest auf einigen Positionen brachte die Partie die erhofften Erkenntnisse. Schweinsteiger und Khedira: das passt! Zumindest wenn Khedira seinen Offensivdrang zügelt. Nach Westermanns Ausfall scheint Badstuber aufgrund seiner Defensivstärke die erste Wahl auf links zu sein. Löw plant mit Lahm auf rechts.

Offen bleibt dagegen, ob Klose bis zur WM noch zu seiner Form findet oder Löw Cacau bringen sollte. Trochowski dürfte sich mit seiner Leistung aus der Mannschaft gespielt haben. Zu seinem Leidwesen überzeugte Müller in der zweiten Hälfte und wurde vom Bundestrainer ausdrücklich gelobt.

Reaktionen:

Joachim Löw: "In der zweiten Halbzeit haben wir einen Zahn zugelegt. Es war klasse, wie die Mannschaft das Tempo verschärft hat. Ich denke, wir hatten über das gesamte Spiel noch einige Chancen, deswegen war der Sieg letztlich verdient. Thomas Müller hat sehr gut gespielt."

Bastian Schweinsteiger: "Wir haben nicht nur 3:1 gewonnen, sondern auch teilweise guten Fußball gespielt. Aber Freundschaftsspiel bleibt Freundschaftsspiel. Gegen Australien müssen wir noch besser spielen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw probiert auch im letzten Testspiel etwas aus. Badstuber verteidigt links hinten. Im rechten Mittelfeld bekommt Trochowski den Vorzug vor Müller und Kroos.

Bosnien beginnt mit vier Bundesliga-Legionären: Misimovic und Dzeko (beide Wolfsburg) sowie Ibisevic und Salihovic (beide Hoffenheim).

15., 0:1, Dzeko: Mertesacker mit einem schlechten Klärungsversuch. Er spielt den Ball 30 Meter vor dem Tor Jahic in die Beine. Querpass auf Pjanic. Der hebt den Ball über den herausgerückten Mertesacker in den Lauf von Dzeko. Lahm ist dran, aber Dzeko setzt seinen Körper gut ein. Lahm versucht mit dem langen Bein zu klären, schießt dabei aber Dzeko an. Von dessen Schulter fliegt der Ball über Neuer ins Tor.

50.,1:1, Lahm: Cacau tankt sich im Mittelfeld zwei Mal durch und bringt den Ball zu Lahm, der mit viel Zug Richtung Tor geht. Kein Bosnier greift ihn an und Lahm zieht aus 18 Metern mit rechts ab. Direkt in den Knick!

72., Elfmeter für Deutschland: Jahic holt Marin auf links im Strafraum von den Beinen. Klare Sache!

73., 2:1, Schweinsteiger: Der Bayer haut den Ball halbhoch ins linke Eck.

76., Elfmeter für Deutschland: Spahic legt Müller im Strafraum.

77., 3:1, Schweinsteiger: Wieder wählt er die linke Ecke. Wieder halbhoch. Wieder drin.

Fazit: Verdienter Sieg für Deutschland. Dank einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit.

Der Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Nicht wegen seiner beiden Tore, sondern wegen seines Auftretens auf dem Platz. Soll die Rolle von Ballack ausfüllen und macht das auch. Ist die erste Anspielstation, organisiert seine Mitspieler und kommuniziert auch mit dem Schiedsrichter. So gibt er auch Khedira Sicherheit.

Die Gurke des Spiels: Piotr Trochowski. Der Hamburger spielte eine schwache Saison und galt auch als Wackelkandidat. Gegen Bosnien sammelte er wieder keine Pluspunkte. Fand keine Bindung zum Spiel, harmonierte nicht mit Lahm und leistete sich einige Ballverluste. Der für ihn eingewechselte Müller machte einen deutlich besseren Eindruck.

Die Pfeife des Spiels: Nicola Rizzoli. Hatte lange Zeit keine Probleme mit der Partie, wurde erst in der Schlussphase gefordert. Beide Strafstöße waren berechtigt. Lag auch richtig, bei Attacken gegen Cacau und Marin keinen Elfmeter zu pfeifen. Hätte Spahic' Ohrfeige gegen Marin aber mit Rot bestrafen müssen.

Analyse: Bosnien war der erwartet und erhofft schwere Gegner, der die Deutschen sowohl offensiv wie auch defensiv forderte. Vor allem in der ersten Hälfte erledigten die Bosnier ihren Job als Serbien-Double sehr gut. Sie zogen sich bei Ballbesitz des Gegners sehr weit zurück und machten die Räume eng, um bei Ballgewinn zu explodieren und schnell nach vorne zu spielen.

Das deutsche Team hatte mit dieser Spielweise zu Beginn erheblich Probleme, weil Ordnung und Raumaufteilung nicht stimmten. Die Folge waren viele Ballverluste und Räume, die die Bosnier zu gefährlichen Kontern nutzten.

Vor allem Badstuber wirkte in seinem ersten Länderspiel von Beginn an etwas übermotiviert und rückte immer wieder überhastet und ohne richtige Absicherung auf. Stabilisierte sich mit zunehmender Spieldauer in der Defensive. Trotzdem: das Fragezeichen links hinten bleibt.

Ebenso wenig passte die Abstimmung zwischen Khedira und Schweinsteiger zu Beginn. Beide suchten oft den Weg nach vorne und öffneten so das Zentrum und den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld. Offensiv ging lange Zeit nur etwas über den aktiven und spritzigen Podolski auf links.

Erst als Khedira nicht mehr ganz so aggressiv in die Spitze ging, mit Schweinsteiger mehr als Ballverteiler im Mittelfeld agierte und Müller für den erneut schwachen Trochowski in die Partie kam, wurde die Dominanz der Deutschen größer und das Spiel zwingender.

Besonders Müller machte auf seiner rechten Seite richtig Dampf, forderte viele Bälle und ging auch immer wieder als zweiter Stürmer in die Spitze. Auch Cacau sorgte für Belebung.

In der zweiten Halbzeit spielte Deutschland Bosnien dann müde. Es war deutlich zu erkennen, dass das DFB-Team seit drei Wochen in der Vorbereitung befindet und die Bosnier praktisch im Urlaub sind. Die physische Präsenz und das hohe Tempo der Deutschen über 90 Minuten war trotzdem sehr beeindruckend.

Deutschland - Bosnien-Herzegowina: Daten und Fakten