Michael Ballack fällt für WM 2010 in Südafrika aus

Von SPOX
Samstag in Wembley: Nach einem Tritt von Kevin-Prince Boateng humpelt Michael Ballack vom Platz
© Getty

Was für ein Schock für die deutsche Nationalmannschaft! Michael Ballack fällt für die WM 2010 in Südafrika aus. Dies ist das Ergebnis einer Kernspintomographie am Montagmorgen in München. Bei dem 33-Jährigen wurde ein Riss des Innenbandes und ein Teilriss der Syndesmose im rechten oberen Sprunggelenk festgestellt.

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Sein rechtes Sprunggelenk wird für vier Wochen in einem Gipsverband ruhig gestellt worden, danach soll eine weitere Ruhigstellung in einem Spezialschuh erfolgen.

Nach der aktuellen Diagnose von Nationalmannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist mit einer völligen Heilung der Verletzung zu rechnen. Der Wiedereinstieg ist für Ballack allerdings frühestens in acht Wochen möglich.

"Wenn man so eine Diagnose zwei, drei Wochen vor einer WM bekommt, dann ist man natürlich enttäuscht", sagte Ballack am Montagmittag. "Das ist die bitterste Verletzung meiner Karriere. Aber was soll ich machen? Ich muss damit leben."

Die Reaktionen zum Ballack-Aus

Foul von Boateng

Der 98-malige Nationalspieler Ballack war bereits am Sonntagabend in Absprache mit den Medizinern des FC Chelsea und Müller-Wohlfahrt in die bayerische Landeshauptstadt geflogen.

Die Verletzung hatte Ballack am vergangenen Samstag im FA-Cup-Finale mit Chelsea gegen den FC Portsmouth nach einem Foul des gebürtigen Berliners Kevin-Prince Boateng erlitten. Dieser hatte für das Foulspiel lediglich eine Gelbe Karte kassiert.

"Was soll ich jetzt zu Kevin-Prince Boateng sagen? Natürlich bin ich sauer", sagte Ballack.

Löw: Keine Resignation

Geschockt reagierte Bundestrainer Joachim Löw: "Natürlich sind wir alle tieftraurig, weil er unser Kapitän ist und ein Weltklassespieler, der gerade in den wichtigen, in den entscheidenden Spielen, immer eine tragende Rolle bei uns eingenommen hat."

Löw gab sich aber gleichzeitig kämpferisch: "Von Resignation kann keine Rede sein." Vielmehr betonte der 50-Jährige, dass es nun gelte "alle Kräfte zu bündeln". Aufgabe des Trainerstabes sei es nun, die jungen Spieler auf die neue Aufgabe optimal vorzubereiten.

Die schwerwiegendsten Verletzungen von Ballack in der Ära Löw:

August 2006: Wenige Tage vor der Premiere von Joachim Löw als Bundestrainer verletzt sich Ballack im englischen Supercup-Spiel mit dem FC Chelsea gegen den FC Liverpool an der Hüfte. Ein Einsatz beim Löw-Debüt gegen Schweden (3:0) in Gelsenkirchen ist nicht möglich.

April 2007 - Februar 2008: Ballack zieht sich im Ligaspiel gegen Newcastle eine Knöchelverletzung zu. Nach einer ersten Operation muss er zunächst die Teilnahme an den Juni-Länderspielen gegen San Marino und die Slowakei absagen. Comeback-Pläne scheitern mehrmals, es folgt eine zweite Operation und eine Auseinandersetzung zwischen dem Spieler, Chelsea, und den DFB-Verantwortlichen um die Behandlung von Ballacks Knöchel. Erst zu Beginn des EM-Jahres 2008 kann Ballack nach fast einem Jahr Länderspiel-Zwangspause wieder im DFB-Trikot auflaufen.

Juni 2008: Einen Tag vor dem EM-Finale wird publik, dass Ballack wegen einer Wadenverletzung nicht trainieren kann. Löw ging nicht davon aus, dass sein Kapitän gegen Spanien spielen kann. 24 Stunden später steht der Kapitän aber auf dem Rasen, kann die 0:1-Niederlage gegen die Iberer aber nicht verhindern.

August - September 2008: Im Ligaspiel gegen Portsmouth zieht sich Ballack eine Sehnenverletzung im linken Mittelfuß zu und sagt für das Länderspiel gegen Belgien (2:0) ab. Vier Tage später spielt er gegen Wigan Athletic wieder für Chelsea, doch die Probleme bleiben. Nach einer Untersuchung bei Bayern- und DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt muss er aber auch für die WM-Qualifikation in Liechtenstein und Finnland absagen.

Oktober - November 2008: Die rechte "Problem-Wade" macht Ballack nach einem Tritt von Juri Schirkow beim 2:1 gegen Russland erneut zu schaffen. Ballack verpasst zwar das Abschlusstraining vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Wales, kann jedoch auflaufen. Nach der Partie (1:0) klagt er über Schmerzen in den Füßen. In Augsburg wird ihm im Vorderfuß jeweils ein Neurom (gutartige Knotenbildung) entfernt. Müller-Wohlfahrt ging bei normaler Heilung von zwei Wochen Pause aus. Doch nach dem öffentlich ausgetragenen Streit mit Bundestrainer Löw steht Ballack einen Monat nach seiner OP nicht im Kader für das Länderspiel gegen England.

Dezember 2008: Trotz einer Platzwunde an der rechten Schläfe hält Ballack mit einem Kopfverband im Ligaspiel bei den Bolton Wanderers bis zum Schluss durch.

Juli 2009: Ballack erlitt im Vorbereitungsspiel von Chelsea beiden Seattle Sounders einen Bruch des kleinen Zehs und flog aus dem Trainingslager nach England zurück, wo er mit einer Spezialbandage ein individuelles Fitnessprogramm absolviert. Der Einsatz im WM-Qualifikationsspiel in Aserbaidschan drei Wochen später wird zum Wettlauf gegen die Zeit.

Mai 2010: Ballack wird im FA-Cup-Finale mit dem FC Chelsea gegen den FC Portsmouth vom früheren Bundesligaprofi Kevin Boateng brutal gefoult und muss noch vor der Pause ausgewechselt werden. Eine erste Röntgenuntersuchung ergibt, dass nichts gebrochen ist. Der Knöchel ist stark geschwollen, sodass erst am Montag in München bei Nationalmannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München eine Kernspintomographie folgt. Dabei wurde ein Innenbandriss und ein Teilriss der Syndesmose im oberen rechten Sprunggelenk diagnostiziert. Damit ist das WM-Aus von Ballack perfekt. Er muss voraussichtlich eine achtwöchige Pause einlegen.