Khedira: Raus aus Ballacks Schatten

SID
Sami Khedira könnte bei der WM Michael Ballack ersetzen
© Getty

Nach dem Ausfall von Michael Ballack rückt Stuttgarts Abräumer Sami Khedira in den Fokus. Der 23-Jährige sieht sein größtes Vorbild aber beim WM-Konkurrent Spanien.

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Bei der WM soll Sami Khedira Michael Ballack ersetzen, sein Idol kommt aber aus Spanien. "Xavi ist die perfekte Sechs, er ist mein Vorbild. Er spielt unauffällig, aber total effektiv. Nach vorne macht er das Spiel und in der Defensive gewinnt er nahezu jeden Zweikampf", sagte der Stuttgarter und beschrieb die Stärken des Mittelfeldspielers vom FC Barcelona. So möchte der 23-Jährige am liebsten auch im Trikot der deutschen Nationalmannschaft in Südafrika auftreten, wo er aller Wahrscheinlichkeit anstelle des verletzten Ballack spielen wird.

"Ich weiß, dass meine Chancen durch den Ausfall von Michael gestiegen sind, aber ihn kann man weder vom Spielerischen noch von seiner Persönlichkeit eins zu eins ersetzen", sagte Khedira im Trainingslager der DFB-Auswahl auf Sizilien und fügte kämpferisch hinzu: "Ich bin aber bereit, diese Verantwortung zu übernehmen und will den Trainer in den kommenden zwei Wochen davon überzeugen, dass er auf mich bauen kann."

Bei der WM wird zwar Bastian Schweinsteiger die Chefrolle von Ballack übernehmen, Khedira ist der erster Anwärter auf den zweiten "Sechser." Joachim Löw machte bereits klar, dass er auf den dreimaligen Nationalspieler setzt: "Er hat seine Qualitäten und muss nun mehr Verantwortung übernehmen." Zuvor waren dem Bundestrainer in Simon Rolfes (verletzt) und Thomas Hitzlsperger (formschwach) für diese Position im zentralen, defensiven Mittelfeld zwei Akteure ausgefallen, die Ende vergangenen Jahres gesetzt waren.

Bierhoff: "Khedira verfügt über eine unglaubliche Reife"

Da Torsten Frings auch nach dem WM-Aus von Ballack kein Thema mehr ist, wird Löw wohl Khedira ins kalte Wasser werfen. "Er verfügt für sein Alter schon über eine unglaubliche Reife. Er wird sich schnell freischwimmen", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff.

Khedira, dessen WM-Teilnahme wegen einer Knieverletzung zwischenzeitlich gefährdet war und der gerade mal 104 Minuten in der A-Mannschaft gespielt, wird am 29. Mai in Budapest gegen Ungarn zum ersten Mal mit Schweinsteiger die Mittelfeld-Zentrale bilden, ehe am 3. Juni in Frankfurt/Main gegen Bosnien-Herzegowina die WM-Generalprobe der DFB-Auswahl auf dem Programm steht.

"In zwei Wochen hat man die Möglichkeit, sich einzuspielen. Das wird funktionieren", sagte Ballack. Khedira will auf Sizilien noch das Gespräch mit dem Capitano suchen: "Ich werde mir von ihm wertvolle Tipps geben lassen."

In der kommenden Woche will er dann während der zweiten Trainingsphase in Südtirol Schweinsteiger kontaktieren, mit dem er noch nie zusammengespielt hat. "Wir sind beide taktisch gut geschulte Spieler, deshalb denke ich, dass wir problemlos harmonieren werden - auch wenn die Zeit knapp wird", sagte das mögliche Ballack-Double.

Dass bei der WM mangelnde Erfahrung für ihn ein Handicap sein könnte, glaubt Khedira nicht. "Ich habe mit dem VfB schon international gespielt und mit der U21 im vergangenen Jahr die EM gewonnen. Da ist man einen gewissen Druck gewohnt, auch wenn das Niveau und die Anforderungen bei der Nationalmannschaft noch viel höher sind", so der VfB-Profi, der die deutschen Junioren in Schweden als Kapitän zum Titel geführt hatte.

"Nun muss ich meine Chance nutzen"

In Stuttgart avancierte er trotz seiner Knieprobleme in der Rückrunde zum Führungsspieler, der auf und neben dem Feld äußerst abgeklärt wirkt: "Mir liegt es, eine Mannschaft an die Hand zu nehmen", sagte er und machte deutlich, dass er seit zwei Jahren auf das große Ziel WM hingearbeitet habe. "Ich habe immer gesagt, dass ich spielen will und nicht nur den Gute-Laune-Onkel machen will. Mir war aber klar, dass Ballack und Schweinsteiger gesetzt sind. Nun muss ich meine Chance nutzen."

Khediras Einsatz bei der WM wäre die Krönung seines rasanten Aufstiegs. Seit der E-Jugend spielt der Schwabe für den VfB. Sowohl mit der B- als auch mit der A-Jugend wurde er deutscher Meister, was ihm dann in seinem ersten Profijahr 2007 erneut gelang. Nach dem Wechsel von Hitzlsperger zu Lazio Rom gilt er bei den Stuttgartern als der Chef, was er nach eigenen Angaben auch seinem Trainer Christian Gross zu verdanken hat. "Unter ihm werde ich noch besser werden", sagte er über den Schweizer.

Die Bodenhaftung hat der Sohn einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters nicht verloren. "Ich komme aus einfachen Verhältnissen und musste mir immer alles hart erarbeiten, das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben." Das kann Khedira bei der WM gut gebrauchen.

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