Jogi Löw zieht im WM-Jahr die Zügel an

SID
Jogi Löw (2.v.r.) wird erst unterschreiben, wenn die Rahmenbedingungen erfüllt sind
© Getty

Bevor Joachim Löw seinen neuen Vertrag unterschreibt, sieht der Bundestrainer noch Gesprächsbedarf. Für Kevin Kuranyi gibt es unter dem 49-Jährigen keinen Weg zurück. In der Torwartfrage wird es beim Testspiel gegen Argentinien eine Vorentscheidung geben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Bundestrainer Joachim Löw lässt zum Auftakt des WM-Jahres die Muskeln spielen und hat seine per Handschlag vereinbarte Vertragsverlängerung bis 2012 noch einmal an knallharte Forderungen geknüpft.

"Fakt ist, dass ich Verantwortung für das Trainerteam habe, das bestimmte Vorstellungen und Wünsche hat. Ich werde deshalb der Letzte sein, der seinen Vertrag unterschreibt", kündigte Löw in der "Welt am Sonntag" an und erklärte: "Ich möchte gewährleistet haben, dass wir unter den bisherigen Voraussetzungen weiterarbeiten können, auf jeden Fall mit der einen oder anderen Verbesserung."

Löw hat für die Zukunft klare Visionen und will seine Vorstellungen alsbald in richtungweisenden Gesprächen vom DFB-Präsidenten Theo Zwanziger absegnen lassen. Erst dann wird der 49-Jährige wohl seine Unterschrift unter den millionenschweren neuen Vertrag setzen.

Löw: "Brauchen neue Ziele, Visionen"

In puncto Motivation und Energie indes hatte Löw ("Ich bekenne mich zum DFB") bezüglich der anstehenden Vertragsverlängerung nie Zweifel. "Aber das ist das eine. Das andere sind neue Ziele, die wir brauchen, Visionen."

Darüber habe er nachgedacht und dahingehend gebe es "einiges zu besprechen", sagte Löw und mahnte: "Wir haben uns in der Weltspitze etabliert, aber wir müssen schauen, dass dies auch von Dauer ist."

Mit seinem Trainerteam hat er deshalb bereits ein entsprechendes Konzept erstellt. Kurz vor Weihnachten hatte Theo Zwanziger angekündigt, Löw sämtliche Forderungen zu erfüllen.

WM-Kandidaten werden intensiv beobachtet

So soll der Zugriff auf die U 21 künftig allein dem Bundestrainer obliegen - auch, um den Kompetenzstreit mit Sportdirektor Matthias Sammer zu unterbinden. Mit Blick auf die WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) will Löw die WM-Kandidaten besonders genau unter die Lupe nehmen.

"Da wir mit dem Spiel gegen Argentinien am 3. März nur noch einen Test vor der Bekanntgabe des WM-Kaders haben, werden wir unsere Spieler nun noch intensiver beobachten", kündigte Löw an.

Neben der physischen Fitness sieht der DFB-Coach in der mentalen Stärke einen weiteren Schlüssel auf dem Weg zum vierten WM-Titel.

Kein Comeback von Kuranyi

Es sei wichtig, dass man sensibel miteinander umgehe und noch mehr kommuniziere, wenn es Probleme gebe. Vor allen Dingen die "besonderen Bedingungen" in Südafrika sieht Löw als große Herausforderung: "Allen muss klar sein, dass es nicht diese Freizeit-Möglichkeiten geben wird wie 2006 in Deutschland."

Löw machte zudem deutlich, dass es in seiner Amtszeit kein Nationalmannschafts-Comeback von Stürmer Kevin Kuranyi geben wird. Löw: "Da gibt es eine klare Linie, von der ich nicht abweichen werde." Kuranyi war im Oktober 2008 aus der Nationalelf verbannt worden, nachdem er die Mannschaft während des WM-Qualifikationsspiels gegen Russland in Dortmund verlassen hatte, weil er auf der Tribüne hatte Platz nehmen müssen.

Löw schwärmt von Özil

Dagegen wollte Löw eine WM-Nominierung der zuletzt unberücksichtigten Torsten Frings und Christoph Metzelder nicht ausschließen.

Besonders angetan ist Löw aber von Mesut Özil. "Mesut ist der Meister der Einfachheit", sagte Löw: "Weil er ganz einfach spielt. Aber das auf einem genialen Niveau. Sein Spiel ist ja nicht immer geprägt von spektakulären Pässen. Jedoch bringt er die entscheidenden Bälle perfekt getimt in die Spitze. Das zählt. In seinem Alter einen solchen Spieler zu haben, ist ein Glücksfall."

Mit Özil sei das deutsche Spiel taktisch flexibler geworden. Neben dem über Jahre hinweg gewohnten 4-4-2 könne man nun auch das 4-3-3 besser nutzen.

Vorentscheidung in der Torwartfrage im März

Im Gerangel um den Stammplatz zwischen den Pfosten könnte bis März eine Vorentscheidung zwischen Rene Adler (Bayer Leverkusen), Tim Wiese (Werder Bremen) und Manuel Neuer (Schalke 04) fallen.

"Derjenige, der gegen Argentinien im Tor steht, hat auf jeden Fall einen Vorteil", sagte Löw.

Tim Wiese will "ordentlich Gas geben"