Zwanziger: "Löw weiß, woran er bei uns ist"

SID
Joachim Löw (l.) und Dr. Theo Zwanziger (r.) pflegen ein gutes Verhätlnis
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DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger spricht im Interview mit dem SID über die anstehenden Vertragsgespräche mit Joachim Löw und sein Vertrauensverhältnis zum Bundestrainer.

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Dr. Theo Zwanziger, Präsident des DFB, spricht vor dem abschließenden WM-Qualifikationsspiel in Hamburg gegen Finnland über die mögliche Vertragsverlängerung mit Joachim Löw und das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und dem Bundestrainer.

Frage: "Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation steht einer Vertragsverlängerung mit Joachim Löw nichts mehr im Wege. Wann will der DFB-Präsident in die Verhandlungen einsteigen?"

Theo Zwanziger: "Im Moment habe ich den Eindruck, dass der Termin der Vertragsgespräche ein großes mediales Thema ist. Wir beim DFB und ich persönlich sehen dieses Thema aber ganz entspannt. Ich habe bereits vor dem Russland-Spiel erklärt, dass eine Vertragsverlängerung mit Joachim Löw auch im Falle eines Misserfolges unser Wunsch war. Durch den Sieg in Moskau ist die Situation aber glücklicherweise optimal. Jetzt haben wir alle Zeit der Welt, denn es herrscht ein großes Vertrauensverhältnis zwischen dem Bundestrainer und mir. Nach der hektischen WM-Qualifikation soll Löw erstmal ein paar Tage durchschnaufen. Joachim Löw gehört zu den wenigen Menschen, von denen ich sagen würde, dass ich von ihm gar keinen schriftlichen Vertrag brauche. Aber natürlich werden wir einen machen."

Frage: "Auch die Türkei soll Löw ein Angebot unterbreitet haben. Fürchten Sie, dass der Bundestrainer darüber ernsthaft nachdenkt?"

Zwanziger: "Dieses Gerücht wird mir nicht den Schlaf rauben. Ich glaube, Joachim Löw weiß, woran er bei uns ist. Zudem hat er ja auch schon gesagt, dass es gar nicht stimmt, dass er ein Angebot aus der Türkei erhalten hat."

Frage: "Können Sie sich vorstellen, den Kontrakt über die übliche Laufzeit von zwei Jahren hinaus zu verlängern?"

Zwanziger: "Seit wir uns kennen, haben wir immer von Turnier zu Turnier gedacht. Ich denke, dass wir es auch dieses Mal so halten, auch wenn ich mir grundsätzlich eine längere Zusammenarbeit vorstellen kann. Der Zeitraum von zwei Jahren hat sich aber bewährt. Ich denke, das sieht der Bundestrainer genauso."

Frage: "Kann Joachim Löw in Zeiten der Wirtschaftskrise mit einer Gehaltserhöhung rechnen?"

Zwanziger: "Zu finanziellen Details werde ich keine Stellung nehmen. Damit bin ich bislang immer gut gefahren."

Frage: "Der Bundestrainer macht zur Bedingung, dass auch sein riesiger Betreuerstab weiterbeschäftigt wird. Werden Sie diesen Wunsch erfüllen?"

Zwanziger: "Der Betreuerstab ist nicht riesig, sondern angemessen und kompetent. Die Leistung dieses Stabes garantiert den Erfolg. Wenn man in diesen Bereich nicht investiert, ist man eines Tages zweit- oder drittklassig. Deshalb habe ich keinen Grund, dem Bundestrainer in diesem Fall zu widersprechen. Jeder weiß ja auch, dass ich zum Bespiel weiter mit Teammanager Oliver Bierhoff arbeiten möchte, der neben seinen Vorzügen im Management und im sportlichen Bereich ein großes gesellschaftliches und soziales Engagement an den Tag legt."

Frage: "Rechnen Sie bei den Vertragsverhandlungen mit weiteren Forderungen des Bundestrainers?"

Zwanziger: "Es ist immer so, dass bei Vertragsverhandlungen gewisse Dinge von beiden Seiten berücksichtigt werden müssen. Aber die Verhandlungen 2006 und 2008 haben bewiesen, dass es keine Schwierigkeiten geben wird."

Frage: "Wann wird es mit der Mannschaft erste Gespräche über die WM-Prämien geben?"

Zwanziger: "Dies wird voraussichtlich im Frühjahr passieren. Denn wir müssen zunächst mal abwarten, wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bei diesem Turnier sind. Erst beim FIFA-Kongress im Dezember wird festgelegt, welche Start- und Erfolgsprämien es für die 32 teilnehmenden Verbände gibt. Danach sehen wir weiter, denn die Prämien sind auch abhängig von den Einnahmen. Klar ist aber auch, dass wir Leistungen belohnen wollen. Ich gehe davon aus, dass wir mit dem Spielerrat wie zuletzt auch in harmonischer Atmosphäre schnell eine Einigung erzielen werden."

Frage: "Was bedeutet die WM-Teilnahme denn aus wirtschaftlicher Sicht für den DFB?"

Zwanziger: "Auch das kann man noch nicht genau beantworten, denn auch dies ist davon abhängig, inwieweit die FIFA die Verbände ausstattet. Wir haben natürlich durch Prämien, Trainingslager und die Unterbringung in Südafrika hohe Kosten, die im Verhältnis aber nicht höher als bei der WM 2002 in Korea und Japan sein werden.Unser Ziel ist es immer, bei einem Turnier eine schwarze Null zu erzielen. Wenn etwas übrig bleibt, ist es umso besser. Davon würden dann auch die Bundesligaklubs und soziale Einrichtungen profitieren. Ein WM-Turnier ist aber nicht unsere Haupteinnahmequelle und wird deshalb auch den seriös geführten Haushalt des DFB nicht belasten."

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