Bloß kein zweiter Kahn

SID
Blöd gelaufen: Rowen Fernandez spielte gegen Serbien (1:3) eine Halbzeit und kassierte alle drei Tore
© Getty

2006 erlebte Oliver Kahn als Bankdrücker beim WM-Gastgeber die sportliche Tragik des Torwart-Lebens, vier Jahre später könnte schon wieder ein "Deutscher" der Leidtragende sein.

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Nummer zwei beim nächsten WM-Ausrichter Südafrika, Ersatz sogar bei Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld und eine unglaubliche Pechsträhne in den vergangenen sechs Jahren - derzeit spricht nicht viel dafür, dass Rowen Fernandez im nächsten Sommer der WM-Schlussmann der Bafana Bafana sein wird.

Denn wie damals Kahn, der zunächst die Stammplatzgarantie und letztlich den Kampf gegen Jens Lehmann verlor, ist Fernandez bereits jenseits der 30. Wie damals bei Kahn sollte die Weltmeisterschaft in der Heimat für den 31-Jährigen die Krönung der Karriere sein. "Ich hoffe, dass mir Kahns Schicksal erspart bleibt", sagt der Bielefelder.

Gegen Deutschland im Tor

Die Bilder Kahns, der gute Miene zum bösen Spiel machte, aber sichtlich litt, hat er noch vor Augen: "Es passiert nicht so oft, dass eine WM im eigenen Land stattfindet. Und deshalb will ich unbedingt spielen."

Am Samstag gegen Deutschland in Leverkusen (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) wird Fernandez seine Bewährungschance bekommen. Dass er dafür auf eine Verletzung des 22-Jährigen Itumeleng Khune angewiesen ist, verrät viel über den Lauf der letzten Jahre.

Todesangst nach Spinnenbiss

Denn 2007 war jener Khune bei den Kaizer Chiefs unter Trainer Ernst Middendorp noch die Nummer drei, Fernandez die unangefochtene Nummer eins. Doch das Pech klebte dem in Springs geborenen Schlussmann stets an den Fersen.

2003 fiel er nach einem Spinnenbiss für ein Jahr aus. In einer Woche nahm er angeblich 20 Kilo ab. Ein Priester kümmerte sich damals schon um Fernandez' Mutter und die Freundin, denn niemand wusste, ob er überleben wird.

Ersatzmann wird zum "Bieleheld"

Als er sich den Stammplatz in der Nationalelf erobert hatte, wechselte der Trainer. Als er den in Bielefeld errungen hatte, verletzte er sich schwer und Vertreter Dennis Eilhoff stieg mit starken Leistungen zum "Bieleheld" auf.

Unvergessen auch die Szene, als Fernandez im Mai 2008 wenige Minuten vor Ende des Spiels gegen Borussia Dortmund ein Eigentor zum 2:2 köpfte und die bereits den Klassenerhalt feiernden Arminen-Fans verstummen ließ.

Den Kampf um die Rückkehr ins Bielefelder Tor hat er aber noch nicht aufgegeben. Deshalb hat er seinen Vertrag auch bis 2012 verlängert. "Trainer Thomas Gerstner wird sich das Spiel am Samstag ansehen, und ich hoffe, ich kann ihn mit einer guten Leistung überzeugen", sagt Fernandez: "Und wenn ich in Bielefeld regelmäßig spiele, sollte ich auch in der Nationalelf die Nummer eins sein."

Fremdenführer für die Kollegen

Dieser Tage kommt ihm erst einmal die Rolle des Fremdenführers zu. "Viele Spieler haben mich gefragt, wie es ist, in Deutschland zu spielen. Ich habe ihnen erzählt, wie fußballverrückt dieses Land ist", berichtet er: "Vom Stadion in Leverkusen sind alle begeistert."

Abgeschreckt seien die Kollegen nur vom ständigen Regen. "Da musste ich ihnen sagen: Auch das ist hier leider meistens so", meint Fernandez schmunzelnd. Im vierten Länderspiel der Bafana Bafana gegen Deutschland will er "möglichst zu Null spielen".

Südafrika im Fußball-Fieber

Eine Riesenleistung in Leverkusen könnte neun Monate vor dem WM-Start noch einmal die Hoffnung auf die Wende sein. Die erste WM auf dem afrikanischen Kontinent wird nach Fernandez' Meinung in jedem Fall ein Erlebnis.

"Das Fußball-Fieber in Südafrika ist gestiegen", erzählt er: "Beim Confed-Cup haben die Fans mit ihren Vuvuzelas von der ersten bis zur letzten Minute für Stimmung gesorgt. Und das war erst ein kleiner Vorgeschmack."

Und dies nur von der Bank zu erleben, ist das Schlimmste, was einem Torhüter passieren kann. Oliver Kahn kann ein Lied davon singen.

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