Hrubesch: Darum verzichte ich auf Kroos

Von Interview: Haruka Gruber
Toni Kroos (r.) sollte Deutschland zur U-19-EM schießen - dennoch scheiterte das Team in der Quali
© Imago

Ein dicker Brocken gleich zum Auftakt: Die deutsche U 21 trifft zum EM-Auftakt auf Turnier-Mitfavorit Spanien (Mo., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER). U-21-Bundestrainer Horst Hrubesch wähnt das DFB-Team aber auf Augenhöhe mit der Seleccion. Mindestens.

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"In Bezug auf die Technik haben wir inzwischen keine Nachteile mehr, bei der Physis vielleicht sogar einige Vorteile", sagt Hrubesch.

"Sicher reden wir hier immer von den spanischen Wunderkindern. Aber in Spanien reden sie auch von unseren Wunderkindern."

Im Interview spricht der 58-Jährige über den Weg in die Weltspitze, die deutschen Hoffnungssträger und die Nichtnominierung von Kroos und Baumjohann.

SPOX: Was sind die Stärken der spanischen U 21?

Hrubesch: Spanien kenne ich in- und auswendig. Vor drei Jahren haben wir im U-19-Jahrgang gegen das Team gespielt und natürlich haben wir sie auch beobachtet und uns Videos angesehen. Die Spanier sind spielstark und gut organisiert. Zudem haben sie mit Bojan Krkic einen Ausnahmespieler im Kader.

SPOX: Um das Halbfinale zu erreichen, müssen Sie wahrscheinlich Spanien oder England besiegen. Wie gut sind die Three Lions?

Hrubesch: England gehört wie Spanien und wir zu den Topfavoriten. Das Team ist gespickt mit Spielern, die sich in der Premier League durchgesetzt haben. Sie sind ein robustes Team, das aber auch schnell umschalten kann und im Angriff sehr gut besetzt ist. Aber auch unseren dritten Vorrunden-Gegner Finnland sollten wir nicht unterschätzen.

SPOX: Deutschland ist U-17- und U-19-Europameister, die U 21 gehört zu den Topteams. Hat sich der deutsche Jugend-Fußball in der Elite etabliert?

Horst Hrubesch: Wir sind auf einem guten Weg - und der Titelgewinn mit der U 21 wäre ein weiterer Meilenstein, nachdem die Erfolge der U 17 und der U 19 wichtige Zwischenschritte in die Weltspitze waren. Über allem steht aber unser großes Ziel, dass die A-Nationalmannschaft wieder eine Welt- oder Europameisterschaft gewinnt.

SPOX: DFB-Sportdirektor Matthias Sammer betont die Wichtigkeit von starken Charakteren. Haben Sie genug Leadertypen im Kader?

Hrubesch: Wir haben viele gute Individualisten im Team und auch einige Führungsspieler. Manuel Neuer kann diese Position ausfüllen, Sami Khedira und Jerome Boateng waren schon Spielführer in der U 21.  Zudem haben Spieler wie Andreas Beck oder Marko Marin schon in der Nationalmannschaft gespielt. Diese Spieler müssen Verantwortung übernehmen.

SPOX: Warum haben Sie hingegen Toni Kroos und Alexander Baumjohann nicht nominiert?

Hrubesch: Die beiden Spieler muss man getrennt voneinander beurteilen. Toni Kroos hatte durch seine Situation in Leverkusen keinen Spielrhythmus. Daher haben wir entschieden, ihn bei der U 19 von Trainer Heiko Herrlich in der EM-Qualifikation einzusetzen, wo er ein Führungsspieler ist. Mit diesem Team hat er vor zwei Jahren bei der U-17-Weltmeisterschaft in Südkorea den dritten Platz geschafft.

SPOX: Und Baumjohann? Passt er als Spielmacher-Typ nicht in Ihr System?

Hrubesch­: Mit unserer Taktik hat das wenig zu tun, die Spieler sind ja variabel. Vielmehr hat Alex auf seiner Position mit Mesut Özil und Marko Marin qualitativ gute Spieler vor sich, die zudem Stammspieler bei der U 21 sind und sogar zum A-Team gehören. 

SPOX: Die Nichtnominierung von Kroos und Baumjohann zeigt, dass im offensiven Mittelfeld die Auswahl groß ist. Dafür klafft im Sturm ein Loch.

Hrubesch: Wir besitzen auf jeden Fall die Qualität, gegen jeden Gegner Tore zu erzielen, denn wir haben mehrere Varianten zur Verfügung. Sandro Wagner kann in der Spitze spielen und Ashkan Dejagah etwas zurückgezogen als spielender Stürmer. Eine Waffe ist auch Chinedu Ede. Und Marko Marin oder Mesut Özil wären auch Kandidaten für die vorderste Reihe.

Die deutsche Vorrunden-Gruppe im Überblick