Am Ende muss Enke retten

Von Oliver Wittenburg
Robert Huth (l.) bestritt gegen China sein erstes Länderspiel nach drei Jahren
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einem schwachen 1:1 (1:1) gegen China in Shanghai in die Asien-Reise gestartet. Nachdem China schon in der 5. Minute die Führung gelang, glich Lukas Podolski für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw postwendend aus.

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Vor dem Spiel: Löw entscheidet sich fürs Portugal-System 4-2-3-1. Debütant Gentner bekleidet anders als im Verein den Posten des zweiten Sechsers neben Hitzlsperger. Lahm ist erstmals Kapitän und wechselt auf die rechte Abwehrseite. Huth gibt sein Comeback nach drei Jahren.

 5., 1:0, Hao Junmin: Unfassbar, wie sich Huth da von Hunmin düpieren lässt. Der flinke Chinese zieht locker am Innenverteidiger vorbei und jagt die Kugel aus spitzem Winkel ins linke Eck.

 7., 1:1, Podolski: Über Lahm und Hitzlsperger kommt der Ball zu Schweinsteiger, der mit einem vorzüglichen Steilpass auf Podolski weiterleitet. Der Kölner schiebt die Kugel überlegt ins linke Eck. Zhi Yang im Tor ist ohne Chance.

21.: Schwach, was Deutschland bisher spielt. Kein Spieler steht eng am Mann, die Chinesen nutzen die Freiräume und spielen technisch sauberen Fußball. Einzig die Durchschlagskraft und die letzte Präzision fehlen.

38.: Chance für Lin! Nach einem Ballverlust von Gentner im Mittelfeld flanken die Chinesen von links, Huth steht schlecht und der Angreifer steigt zum Kopfball hoch. Leider bekommt er nicht den nötigen Druck hinter den Ball.

Halbzeitfazit: Pause! Auch die Chinesen haben kurz vor der Halbzeit etwas nachgelassen. Wir sehen ein über weite Strecken grausiges Spiel, in dem allenfalls China für schöne Aktionen gesorgt hat.

58.: Tolles Dribbling von Ning, der erst Lahm den Ball abnimmt und dann Friedrich austanzt. Erst Huth kann den Schuss des Mittelfeldmanns mit einer Grätsche abblocken.

73.: Riesenschuss von Ning! Der 16er der Chinesen haut aus 18 Metern volley drauf, das Ding wäre flach in die rechte Ecke gegangen, aber Enke ist zur Stelle.

75.: Noch ein guter Schuss, dieser kommt vom eigewechselten Haibin. Wieder hauen die Chinesen aus zwanzig Metern drauf, wieder pariert Enke glänzend.

85.: Chance für Schweinsteiger. Nach einem langen Ball von Hitzlsperger nimmt Schweini die Kugel super mit, aber im Abschluss fehlt ihm die Präzision. Der Schlenzer geht einige Meter rechts vorbei.

Fazit: Das Spiel ist aus. Wir haben es geschafft und diese Partie ohne bleibende Schäden überstanden. Ganz schwach was Deutschland "gespielt" hat. Die Chinesen haben sich immerhin bemüht, ihnen fehlte einfach die Klasse.

Der Star des Spiels: Es hat sich wirklich keiner aufgedrängt für den Star des Spiels, so dass die Wahl am Ende auf Robert Enke fällt. Zeigte in der zweiten Spielhälfte einige starke Paraden, als die deutsche Mannschaft immer mehr abbaute und China immer frecher wurde. Enke hielt sozusagen das Remis gegen den 97. der Weltrangliste fest.

Die Gurke des Spiels: Robert Huth feierte nach drei Jahren sein Comeback im DFB-Dress. Nach nicht einmal fünf Minuten sah er dann schon ganz alt aus, als ihn Hao einfach stehen ließ und China in Führung schoss. Die Abstimmungsschwierigkeiten mit Arne Friedrich kann man ihm nicht vorwerfen, durchaus aber seine Mängel im Stellungsspiel und seine Schwächen am Boden. Immer dann gut, wenn er seinen Körper einsetzen konnte, nur das war gegen die flinken Chinesen viel zu wenig.

Die Pfeife des Spiels: Min Hu Lee hatte eine leicht zu leitende Partie problemlos im Griff und ließ sich keine Fehler zu Schulden kommen. Lahm und Podolski zeigte er zu Recht die Gelbe Karte.

Die Lehren des Spiels: Vom Anpfiff weg ein typisches deutsches Freundschaftsspiel der jüngeren Zeit. Keiner wollte in die Zweikämpfe, kaum einer versprühte Spielwitz. Daran änderten auch die beiden frühen Tore nichts.

In gemäßigtem Tempo versuchte die deutsche Mannschaft dabei das Spiel zu kontrollieren, traf aber bei kompakt stehenden Chinesen auf zu wenig Räume. Meistens ging es mit Klein-Klein-Spiel durch die Mitte über den zumindest im ersten Abschnitt sehr agilen Schweinsteiger, Angriffe über die Flügel waren Mangelware.

China setzte dagegen auf eine Art Überfalltaktik, bei der man nach der Balleroberung schnell versuchte, mit langen Bällen hinter die deutsche Viererkette zu kommen, was recht oft gelang. Vor allem weil Huth oft gegen seine quirligen Gegenspieler auf verlorenem Posten stand, entwickelte China doch des öfteren Torgefahr.

Bei der deutschen Mannschaft fehlte so kurz nach dem Saisonfinale die Leidenschaft, höchstes Tempo zu gehen und auf den Siegtreffer zu drängen. Leistungsgerechtes Resultat am Ende, was für Löw wohl die bitterste Erkenntnis sein dürfte.

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