Asien-Reise sportpolitisch von großer Bedeutung

SID
Oliver Bierhoff (l.) sieht Nachholbedarf in der Vermarktung des deutschen Fußballs
© Getty

Sportlich hat die Asien-Reise der Nationalmannschaft angesichts einiger Personalsorgen nur bedingt Gewicht, aber sportpolitisch ist der Trip nach Shanghai und Dubai für den deutschen Fußball von immenser Bedeutung.

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Die Liga will auf dem riesigen asiatischen Markt durch den Auftritt der DFB-Auswahl ihre Position weiter stärken und weltweit möglichst schnell hinter der englischen Premier League zur zweiten Kraft aufsteigen.

Die vom 26. Mai bis 3. Juni dauernde Reise des dreimaligen Welt- und Europameisters mit den Länderspielen gegen China in Shanghai am 29. Mai und gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai am 2. Juni soll richtungweisenden Charakter haben.

Steigerungspotenzial in der Vermarktung

"Dieser Markt ist für den deutschen Fußball sehr wichtig. Wir haben Aufholbedarf. Die Auslandsvermarktung ist auf jeden Fall ein Punkt, in dem noch Steigerungsmöglichkeiten da sind", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Abflug am Dienstag im Interview: "Wir wollen als Nationalmannschaft dazu beitragen, dass die Bundesliga in Asien noch interessanter wird."

Auch Liga-Präsident Reinhard Rauball machte deutlich, wie wichtig der Trip ist. "Wir haben dort viele Fans, denen wir die Möglichkeit geben wollen, die deutschen Stars einmal live zu erleben. Natürlich erhoffen wir uns davon mittelfristig auch wirtschaftliche Vorteile", erklärte Rauball. Es gehe aber zunächst einmal darum, "die vom DFB unter Beteiligung der Liga beschlossene Kooperation mit China zu leben".

Kahn und Heidemann als Botschafter

Deshalb veranstaltet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zusammen mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Shanghai und Dubai jeweils einen Empfang. In Shanghai werden unter anderem auch die in China äußerst bekannte Fecht-Olymiasiegerin Britta Heidemann und der in Asien seit der WM 2002 als Titan verehrte Ex-Nationalkeeper Oliver Kahn als Werbebotschafter auftreten.

Auch die Nationalspieler werden sich die Ehre geben. "Dies soll ein klares Zeichen sein, wie wichtig uns die Reise ist und dass wir uns der Verpflichtung auf jeden Fall bewusst sind", sagte Bierhoff, obwohl es schon "weh tut", dass in Kapitän Michael Ballack der derzeit prominenteste deutsche Nationalspieler fehlt.

Spanien und Italien in Reichweite

Dennoch sei der Auftritt des Vize-Europameisters für die Vermarktung von "herausragendem Interesse, weil der asiatische Markt ein großer Wachstumsmarkt ist", sagte Jörg Daubitzer, Geschätsführer der DFL Sports Enterprises, die die Rechte der Liga weltweit vermarktet. Die Nationalelf sei dabei eine "ideale Botschafterin".

Auch Robert Niemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL Sports Enterprises, sieht die "gemeinschaftliche Werbeaktion" sehr positiv, "um die Liga mittelfristig näher an die Primera Division heranzurücken, die zur Zeit die zweitstärkste europäische Liga in der Auslandsvermarktung ist".

Zuletzt hat die DFL bei der Auslandsvermarktung weltweit rund 18 Millionen Euro eingenommen, in den kommenden drei Jahren verdoppelt sich die Summe auf etwa 35 Millionen. Bis zur Premier League, die rund 200 Millionen Euro jährlich erwirtschaftet, ist es zwar noch ein weiter Weg, aber Italien und Spanien sind in Reichweite.

Anreize durch Top-Spieler

Bierhoff warnt allerdings vor zu großen Hoffnungen. "Es darf keiner glauben, dass es mit einer Aktion getan ist. Es bedarf vieler Aktionen vor Ort", sagte der studierte Betriebswirt, für den bei der Vermarktung im Ausland auch die sportliche Attraktivität der Liga eine entscheidende Rolle spielt: "Vielleicht gelingt es unseren Vereinen noch, durch die Verpflichtung des ein oder anderen international bekannten Spieler weitere Anreize zu schaffen."

Auch Niemann verdeutlicht, dass "das Gesamtthema nicht mit einer Einzelaktion zu lösen ist". Deshalb verfolge die Liga weiterhin eine "konsequente und umfassende" Wachstumsstrategie. "Wir werden permanent am Ball bleiben und die Bundesliga zum Exportschlager machen", betonte Daubitzer. Die Liga müsse im Ausland anfassbar sein.

Markt "schwierig zu erobern"

Bayern München als prominentestes Team der Liga war im vergangenen Jahr in Indien, Dortmund vor zwei Jahren in Indonesien, Cottbus reiste im Auftrag der DFL nach China. "Der Markt dort ist unglaublich interessant, aber auch schwierig zu erobern. Ein paar Kontakte wurden geknüpft, aber konkrete Sponsoren-Vereinbarungen oder ähnliches entstanden nicht", sagte Steffen Heidrich, Manager bei Energie Cottbus, über seine Erfahrungen.

Deshalb müsse Deutschland "auf dem asiatischen Markt noch präsenter sein".

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