Geboren für die Premier League

Von Für SPOX bei der U-17-EM: Torsten Adams
Shkodran Mustafi (re.) schoss bei der U-17-EM gegen die Türkei sein drittes Tor für Deutschland
© Getty

Shkodran Mustafi gehört zu den talentiertesten Nachwuchs-Verteidigern Deutschlands. Bei SPOX spricht der Noch-Hamburger über Vorbilder, Ziele und seinen Wechsel zum englischen Traditionsklub FC Everton.

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Bei der EM-Endrunde überzeugt der Hamburger Shkodran Mustafi als Abwehrorganisator der deutschen U-17-Nationalmannschaft.

Doch auf die Notizblöcke der zahlreichen Scouts von europäischen Topklubs muss sich der 17-Jährige nicht mehr spielen.

Wechsel zum FC Everton

Denn Mustafis großer Traum ist bereits vor dem Turnier in Erfüllung gegangen. Der gebürtige Bad Hersfelder mit albanischen Vorfahren hat vor Beginn der Europameisterschaft beim FC Everton einen Profivertrag bis 2012 unterschrieben.

Die Hamburger mussten Mustafi Zähne knirschend ziehen lassen. "Bei englischen Klubs können und wollen wir finanziell nicht mithalten", sagte HSV-Nachwuchschef Jens Todt zu SPOX. "Wir wollten Shkodran gerne behalten, aber wir müssen seinen Wechsel akzeptieren. Glücklich sind wir darüber natürlich nicht."

Todt: "Er hat den absoluten Willen"

Ob Mustafi den Sprung in den Profikader des FC Everton tatsächlich schafft, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht voraussagen, weil er erst am Anfang seiner Karriere stünde, meint Todt. "Allerdings hat er den absoluten Willen und die fußballerischen Voraussetzungen. Wir wünschen ihm viel Glück für seine Zukunft." 

Am Rande der U-17-EM sprach SPOX im Leipziger Mannschaftsquartier mit dem Ausnahmetalent über seine Vorbilder, die fußballerischen Ziele und seine Zukunft am Mersey River.

SPOX: Herr Mustafi, kennen Sie eigentlich Nick Hamann und Mamadi Keita?

Shkodran Mustafi: Ja, die beiden spielen bei uns in der zweiten Mannschaft.

SPOX: Und beide haben davor in Chelsea und in Blackburn den Sprung in das Profiteam nicht geschafft. Im Sommer wagen Sie selbst den Schritt nach England.

Mustafi: Genau. Ich wollte schon immer dort spielen und möchte unbedingt Stammspieler in der Premier League werden. Mit dem Wechsel zum FC Everton geht für mich ein Traum in Erfüllung.

SPOX: Die Negativbeispiele Hamann und Keita schrecken Sie nicht ab?

Mustafi: Es ist für mich kein Argument, dass viele Spieler wieder von der Insel zurückgekommen sind, denn jeder Spielertyp ist individuell.

SPOX: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es bei Ihnen anders läuft?

Mustafi: Ich sehe mich als einen enorm willensstarken Typen, der nie aufgibt. Deshalb denke ich, dass ich wie für die englische Liga gemacht bin. Ich werde solange kämpfen und alles geben, bis ich irgendwann in der ersten Liga spiele.

SPOX: Wie kam eigentlich der Kontakt zu Everton zustande?

Mustafi: Die Verantwortlichen sind nach dem Länderspiel gegen Schottland auf mich zugekommen. Ich selbst habe anfangs gar nicht soviel mit Ihnen geredet, sondern die Verhandlungen in die Hände meines Vaters gegeben.

SPOX: An Ihnen hatten auch Newcastle United, Manchester City und Borussia Dortmund Interesse.

Mustafi: Das stimmt. Aber die drei Vereine konnten mir nicht die Perspektive geben, die ich bei Everton habe.

SPOX: Was genau meinen Sie? Warum gerade der FC Everton?

Mustafi: Die Verantwortlichen haben sich sehr um mich bemüht. Sie sind nach Deutschland gekommen, haben sich Spiele von mir angeschaut. Das war mir wichtig.

SPOX: Waren Sie auch schon in England?

Mustafi: Klar. Ich habe mir die Bedingungen vor Ort angeschaut und mich sofort wohl gefühlt. Es hat alles gepasst und dann habe ich zusammen mit meiner Familie entschieden, dass ich den Schritt machen werde.

SPOX: Jose Baxter aus der englischen U 17 wurde bei Everton bereits drei Mal in der Premier League eingesetzt. Stimmt Sie das optimistisch, in solch jungen Jahren auch einmal die Chance zu bekommen?

Mustafi: Das war sicherlich ein weiteres Kriterium für meinen Wechsel. Ich weiß, dass Everton in der Vergangenheit sehr vielen jungen Spielern die Chance gegeben hat, in die erste Mannschaft hineinzuschnuppern und dadurch auch viele zum Profi geworden sind.

SPOX: So wie Wayne Rooney, dessen Karriere im Goodison Park so richtig in Schwung kam. Hatten Sie schon die Gelegenheit, sich ein Spiel im Stadion anzuschauen?

Mustafi: Leider noch nicht, da es vor der EM zeitlich alles sehr eng war. Ich werde aber direkt nach dem Turnier nach England zum medizinischen Check fliegen. Vielleicht ergibt sich ja dann die Möglichkeit.

SPOX: Dann können Sie ja den gleichen Flieger nehmen wie Ihr Nationalmannschaft-Kollege Christopher Buchtmann, der beim Stadtrivalen Liverpool spielt. Haben Sie schon wertvolle Tipps von ihm erhalten?

Mustafi: Klar haben wir schon darüber gesprochen. Allerdings möchte ich ohne große Vorurteile nach Everton gehen und selbst meine Erfahrungen machen. Deshalb muss mir Christopher nicht allzu viel verraten.

SPOX: Ihre Einstellungen hören sich sehr professionell an und Ihre Ziele haben Sie ja schon exakt abgesteckt.

Mustafi: Träumen sollte man immer. Diese Erfahrung habe ich in meinem Leben schon oft gemacht. Denn bis jetzt habe ich bereits einige Dinge geschafft, an die ich vor vier Jahren noch nicht geglaubt habe.

SPOX: Welche genau meinen Sie?

Mustafi: Mit 13 hätte ich es mir nicht träumen lassen, heute für Deutschland in der U-17-Nationalmannschaft aufzulaufen. Ich will aber noch weiter kommen und irgendwann mit der A-Nationalmannschaft an einer EM oder WM teilnehmen.

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