Wie Poldi, Schweini und Lahm

Von Für SPOX bei der U-17-EM: Torsten Adams
Kevin Scheidhauer (M.) erzielte für Deutschland bei der U-17-EM den Treffer zum 1:1 gegen die Türkei
© Getty

Nach dem Sieg gegen die Türkei kann Trainer Pezzaiuoli zwar gut schlafen, sieht aber auch noch Verbesserungsbedarf. Für Christopher Buchtmann war das 2:1 sein bisher wichtigster Treffer, wie er SPOX verriet.

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Sichtlich zufrieden resümierte Marco Pezzaiuoli sein erstes EM-Spiel als Trainer der deutschen U-17-Auswahl: "Es war ein guter Start. Die Mannschaft hat nach dem frühen Rückstand eine tolle Moral gezeigt und ganz schnell zurückgeschlagen."

Wie 2008 im Sankt-Jakob-Park

Dabei hatte alles so angefangen wie vor gut zehn Monaten. Im Sankt-Jakob-Park zu Basel traf eine deutsche Nationalmannschaft zum letzten Mal bei einer EM auf die Türkei. 2008 hießen die Protagonisten Klose, Lahm und Schweinsteiger und es ging um den Einzug in das Finale.

Wie damals gingen die Türken früh in Führung. Und genau wie damals drehte Deutschland eine intensive Partie zu seinen Gunsten. Hauptverantwortlich für den ersten Dreier auf dem Weg zum anvisierten EM-Titel: die zentrale Achse mit Marc-Andre ter Stegen, Shkodran Mustafi, Christopher Buchtmann, Reinhold Yabo und Kevin Scheidhauer.

Erst überlegt, dann volley ins Glück

Wolfsburgs Angreifer Scheidhauer nahm dabei die Rolle von Schweinsteiger bei der EM 2008 ein. Sein Ausgleich in der elften Minute brachte die DFB-Jungs zurück in die Partie. Einen langen Diagonalpass von Linksverteidiger Marvin Plattenhardt vollstreckte der robuste Mittelstürmer per Volleyschuss zum 1:1.

Dabei schoss ihm zuerst eine ganz andere Alternative durch den Kopf: "Ich habe erst noch überlegt, ob ich das Ding nicht besser annehmen soll, aber dann hat alles gepasst."

Ausbaufähig: die Chancenverwertung

Scheidhauer sprang für den mit sechs Toren in dieser Saison bislang erfolgreichsten deutschen Stürmer Lennart Thy in die Bresche, der erst kurz vor Turnierbeginn fit geworden war und in der 48. Minute in die Partie kam.

Thy war es auch, der nur 60 Sekunden nach seiner Einwechslung sinnbildlich für das einzige Manko der DFB-Elf an diesem Tag stand: die ausbaufähige Chancenverwertung.

Nach blitzsauberer Vorarbeit von Kapitän Yabo verpasste der Bremer nur hauchdünn das lange Eck - und somit die vollständige Glückseeligkeit seines Trainers: "In der zweiten Halbzeit haben wir es versäumt nachzulegen und unsere Konterchancen noch besser auszuspielen."

Starke rechte Seite

Weniger Grund zur Rüge dürfte Pezzaiuoli die starke rechte Seite gegeben haben. Vor allem im ersten Abschnitt der zwei Mal 40 Minuten war die Rechtslastigkeit der deutschen Angriffe enorm auffällig.

Bienvenue "Ben" Basala-Mazana interpretierte seine Position als rechter Teil der Viererabwehrkette extrem offensiv und brachte die türkische Defensive mit seinen explosiven Flankenläufen mehrmals in arge Bedrängnis.

Buchtmann wie Hitzlsperger

Genauso wie Christopher Buchtmann. Der England-Legionär drehte das Spiel mit seinem Treffer zum 2:1 nach einem sehenswerten Spaziergang durch den türkischen Strafraum. "Ich denke, dass es mein bisher wichtigster Treffer war", sagte der Mittelfeldspieler des FC Liverpool nach der Partie gegenüber SPOX.

Ähnlich wie A-Nationalmannschafts-Kollege Thomas Hitzlsperger bei der Pressekonferenz vor dem Quali-Spiel gegen Wales stand auch Buchtmann den britischen Journalisten in Erfurt in feinstem Englisch Rede und Antwort.

Buchtmann, der Engländer: Hier geht's zur Teamvorstellung

Pezzaiuoli: "Wir können mithalten"

Den Sack endgültig zu machte Shkodran Mustafi eine Viertelstunde vor Abpfiff. Mit seinem Kopfball zum 3:1 nach Buchtmann-Ecke bescherte der Hamburger seinem Coach einen geruhsamen Schlaf: "Es war ein ganz wichtiger Sieg für uns. Klar geht man da heute Abend erleichtert ins Bett", gab Pezzaiuoli nach der Partie Auskunft über seinen Gemütszustand.

Doch nicht nur seinen Gemütszustand, sondern eine ganz wichtige Erkenntnis gab der 40-Jährige preis, nachdem sich das deutsche Team aufgrund seiner Rolle als Gastgeber keine Wettkampfhärte in der Qualifikation holen konnte: "Insgesamt bin ich mit dem heutigen Spiel zufrieden. Wir haben die ersten drei Punkte und gesehen, dass wir mithalten können."

Nächste Hürde: England

Die nächste Hürde gilt es für sein Team am Samstag zu überspringen. Als Tabellenführer der Gruppe B treffen die hoffnungsvollen deutschen Talente dann auf England, das mit einer Qualifikations-Empfehlung von neun Punkten aus drei Partien aufwartet.

"Wir werden gegen England ebenso motiviert ins Spiel gehen und wollen wieder siegen. Denn unser Ziel ist es, das Finale zu erreichen", sagt Buchtmann. Ob die britischen Journalisten ihn dann erneut so höflich um die Beantwortung ihrer Fragen bitten?

Die deutsche Aufstellung gegen die Türkei: 1 Ter Stegen - 2 Basala-Mazana, 5 Mustafi, 4 Labus, 3 Plattenhardt - 7 Buchtmann (80. 14 Malli), 8 Yabo, 18 Zimmermann, 19Trinks (48. 9 Thy) - 10 Götze, 20 Scheidhauer (65. 13 Opper)

Spielbericht: Deutschland - Türkei