DFB und DFL kritisieren die Politik

SID
Reinhard Rauball und Theo Zwanziger übten scharfe Kritik an der deutschen Politik
© Getty

Deutliche Worte fanden DFB-Präsident Theo Zwanziger und Ligapräsident Reinhard Rauball auf dem Außerordentlichen DFB-Bundestag in ihrer Kritik an der deutschen Politik.

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Der Schulterschluss zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) hinsichtlich des neuen Grundlagenvertrages (2009 bis 2012) ist nach dem eindeutigen Votum des Außerordentlichen DFB-Bundestages unübersehbar.

Unüberhörbar war auf dem Forum am vergangenen Freitag in Düsseldorf aber auch die Wut der führenden Fußball-Repräsentanten, DFB-Chef Theo Zwanziger und Ligapräsident Reinhard Rauball.

Selten haben die beiden höchsten Repräsentanten des deutschen Fußballs, beide ausgebildete Juristen und geschulte Diplomaten, solchen Klartext geredet wie im Congress Center.

Profis zahlen 665 Millionen Euro Steuern

Die Profis, die immerhin rund 35.000 Menschen Arbeit geben, vom Profi über den Trainer bis zum Zeugwart, Busfahrer und Bratwurstverkäufer im Stadion, diese Profis zahlen Jahr für Jahr 665 Millionen Euro Steuer (Saison 2007/08).

Die sogenannten Amateure, die ja auch auf ihre Art Profis sind, kutschieren Kinder zum Training und zu Spielen, organisieren Meisterschaften, lehren soziales Verhalten, stellen Schiedsrichter. Meist ehrenamtlich.

Kanzlerin Angela Merkel ist bei wichtigen Länderspielen dabei und sonnt sich im Erfolg der deutschen Nationalmannschaft, Vater Staat wirft dem Fußball Knüppel zwischen die Beine. Knüppel, die fast Baumstämme sind - so empfinden es zumindest die Fußball-Funktionäre.

Rauball beklagt mangelnde Unterstützung

Rauball benannte schonungslos, was ihn am meisten nervt.

Da war die mangelnde Unterstützung der Politik im Kampf gegen das Bundeskartellamt, das klare Vorgaben für die Verhandlungen über die Bundesliga-TV-Rechte ab der kommenden Saison machte und die Verhandlungsposition der DFL deutlich einengte. Verlust: mindestens 20 Millionen Euro!

Bußgeldbescheide werden belächelt

Da ist der Witz mit dem Verbot für Werbung für Internet-Sportwetten.

Rauball: "Wir müssen unseren Vereinen mitteilen, sie sollen bestehende Verträge kündigen, damit sie sich nicht strafbar machen. Dann kommen der AC Milan und Real Madrid nach Deutschland und werben auf ihren Trikots für bwin."

Von deutschen Behörden verhängte Bußgeldbescheide werden in Italien und Spanien belächelt und ignoriert.

Steuerbehörden sind zu bequem

Da ist der Kampf ums Werbeverbot für alkoholische Getränke. Rauball skeptisch: "Wir haben wir einen Kompromiss gefunden, aber wer weiß, wie lange der hält."

Und da ist noch die Frage der Quellensteuer. Wenn Klubs an ihre ausländischen Profis Prämien bezahlen, sind die Steuerbehörden zu bequem, von diesem Geld die Steuern einzutreiben.

Sie verlangen deshalb, dass die Vereine sie pauschal bezahlen. Auch eine Benachteiligung im internationalen Vergleich.

Zwanziger erbost über Sportausschuss

DFB-Präsident Theo Zwanziger seinerseits war erbost über die kürzlich erfolge Anhörung im Sportausschuss des Bundestages. Noch nie, betonte er, habe sich der DFB so "abgebürstet" gefühlt wie an diesem Tag.

Es ging um die Ansetzung eines Bundesligaspiels am Sonntag um 15.30 Uhr.

"Fußball ist nicht für den Wahlkampf da"

Einige Amateurvereine hatten lauthals protestiert. Ohne Wissen der DFB- und DFL-Vertreter waren auch Kritiker geladen worden.

Zwanziger: "Ich dachte bislang, Politik sei dem Gemeinwohl verpflichtet und müsse sich deshalb um Interessenausgleich bemühen. Wir im Fußball tun das jedenfalls, denn wir sehen die Gesamtheit. Ich habe kein Verständnis dafür, dass Interessenvertretern, die nicht demokratisch legitimiert sind, eine solche Bühne verschafft wurde. Der Sportausschuss hatte an diesem Tag keinen guten Tag. Der Fußball ist nicht dazu da, dass über ihn der Wahlkampf der Parteien vorbereitet wird."

Jürgen Rüttgers war schon weg

Zwanziger und Rauball hätten sich gewünscht, dass sie Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, diese Aussagen ins Stammbuch hätten schreiben können.

Aber der war zu dem Zeitpunkt, nachdem er im Medienzentrum noch hastig ein Stück Kuchen verspeist hatte, schon längst wieder entschwebt.

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