Wieses Hoffnung auf Debüt gegen England

SID
Tim Wiese polarisiert. Der Bremer Torwart überzeugt derzeit mit guten Leistungen
© dpa

Der einstige Lautsprecher gab sich betont einsilbig, der Bundestrainer überlegt noch. "Dazu kann ich gar nichts sagen", versicherte Tim Wiese und wiegelte Fragen zu seinem möglichen Debüt in der Fußball-Nationalmannschaft ungewohnt wortkarg ab.

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Der sonst eher redselige Torwart des Bundesligisten Werder Bremen hatte zuvor Taten sprechen lassen und beim glanzlosen 3:1-Arbeitssieg gegen den 1. FC Köln erneut stark gehalten.

"Es gibt Überlegungen", bestätigte Bundestrainer Joachim Löw die Planspiele, den 26 Jahre alten Wiese in England zumindest für eine Halbzeit erstmals ins Tor des DFB-Teams zu stellen.

Adler wohl in der Startformation

Auch Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke, mit dem Löw die Frage nochmals besprechen will, hält eine Job-Teilung für "möglich". Rene Adler dürfte dabei beginnen. "Man wird sehen, wie der Spielverlauf sein wird", sagte Löw.

Der einzige Bremer Spieler, der in den zurückliegenden Wochen keine Krisensymptome gezeigt hatte, parierte im der Bundesliga-Partie gegen Köln bei den Chancen des Aufsteigers prächtig - wollte anschließend aber die Chance auf den Einsatz gegen England nicht durch unbedachte Äußerungen gefährden.

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Wiese profitiert von Enkes Verletzung

"Ich habe bisher auch nur aus der Presse davon erfahren", bemerkte der Bremer Schlussmann, der nach der Europameisterschaft im Sommer von Löw eigentlich als Nummer 3 in den Kader genommen wurde. Durch die Verletzung von Robert Enke aber ist Wiese inzwischen zur Nummer 2 aufgerückt.

Ein ruhiger Wiese - das war nicht immer so. Vor allem als Sprücheklopfer im rosa Trikot hatte er sich zunächst einen Namen gemacht.

Löw ist nicht nachtragend

Passend dazu hatte der selbstbewusste Profi seine Karriere beim DFB eigentlich schon beendet, bevor sie überhaupt begann. "Das Kapitel Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw ist damit für mich kein Thema mehr. Es ist abgehakt", verkündete der Keeper im September vergangenen Jahres und lästerte noch über die Konkurrenten.

Doch Löw ist nicht nachtragend, Wiese hat sich weiterentwickelt. "Wir haben sehr intensiv mit ihm gearbeitet", erklärte Werder-Trainer Thomas Schaaf, nachdem sein Team gegen Köln durch Tore von Diego (15. Minute/Foulelfmeter), Naldo (45+1.) und Hugo Almeida (55.) gewonnen hatte.

Wiese vereitelt Kölner Chancen

Vor allem auch, da die Bremer dank Wiese nur den Gegentreffer zum 1:2 durch Milivoje Novakovic (48.) kassiert hatten. "Er hat aber auch an sich selbst gearbeitet", lobte Schaaf den Keeper.

Dass der mit Worten nun vorsichtigere Wiese ausgerechnet gegen England sein Deutschland-Debüt feiern könnte, ist für Köpke zweitrangig.

"Er muss immer konzentriert sein, auch wenn er wegen anderer Gründe ins Tor kommt", erklärte der frühere Nationalkeeper, der in seinem ersten Länderspiel 1990 gegen Dänemark selbst mit Raimond Aumann den Job geteilt hatte.

Köpke analysiert Kandidaten

"Andreas Köpke hat noch einmal eine grundsätzliche Analyse unserer Kandidaten gemacht - auch im Hinblick auf das nächste Jahr", verriet Löw.

Wiese galt jahrelang als Torwart mit aufsehenerregenden Paraden, als Show-Mann. Oft stellte er sich dabei selbst ein Bein. Etwa in der Champions League gegen Juventus Turin, als er im März 2006 mit einer völlig unnötigen Einlage für Turins Emerson das 2:1 vorbereitete und Werder drei Minuten vor Abpfiff den Viertelfinal-Einzug vermasselte.

"Witz-Torwart" Wiese

Oder im März dieses Jahres, als er in Glasgow den Rangers gleich zwei Tore schenkte und von der "Sun" als "Witz-Torwart" veralbert wurde.

Wiese habe sich als Torwart jedoch stark verbessert, betonte Schaaf, zum Beispiel "fußballerisch, er kann mitspielen".

Die Fortschritte sieht der Werder-Trainer aber nicht nur im physischen, sondern auch im psychologischen Bereich: "Er hat viele Dinge umgesetzt."

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