"Das ist ein Unding"

Von Florian Bogner
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© Getty

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat Michael Ballack für seine Äußerungen gegenüber Bundestrainer Joachim Löw heftig kritisiert.

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"Grundsätzlich geht es nicht, dass ein Spieler den Bundestrainer in der Öffentlichkeit kritisiert", sagte der 53-Jährige, und legte noch einen drauf: "Das ist ein Unding! Das kann und darf nicht passieren."

"Wenn es irgendwelche Dinge gibt, die einem Spieler nicht gefallen, dann ist es seine Pflicht, dass man das hinter verschlossenen Türen bespricht."

Der Bayern-Boss sieht einen Rauswurf des Kapitäns aus der Nationalmannschaft allerdings nicht als den richtigen Schritt: "Die deutsche Nationalmannschaft ist nicht so stark, dass sie auf einen Michael Ballack verzichten kann."

Ballack müsse so schnell wie möglich das Gespräch mit Löw suchen und sich bei ihm entschuldigen: "Ich appelliere an beide Seiten, eine rationale Lösung zu finden. Die rationalste wäre, dass Ballack sich entschuldigt. Dann kann er auch als Kapitän weiter für die Nationalmannschaft spielen." Bereits am Vortag hatte sich Miroslav Klose verwundert über die Kritik Ballacks gezeigt.

"DFB muss Chelsea fragen"

Ballack selbst scheint im Moment weniger auf eine schnelle Aussprache zu drängen. Auf die Frage, wann und wo das von Löw gewünschte Vier-Augen-Gespräch stattfinden soll, meinte Ballack in der "Bild": "Das muss der Deutsche Fußball-Bund mit meinem Arbeitgeber Chelsea London absprechen."

Persönlich habe sich der Bundestrainer noch nicht bei ihm gemeldet, er selbst sei jedoch jederzeit bereit dafür.

Dass ihm der Rauswurf droht und Löw alles andere als glücklich mit seinen Aussagen war, scheint Ballack wenig zu stören. Er kann dem Ganzen sogar positive Aspekte abgewinnen. "Ich freue mich, dass der Trainer wieder den Dialog mit mir sucht", so Ballack.

Ballack fordert mehr Respekt

Ballack hatte am Dienstag in einem "FAZ"-Interview vor allem in Bezug auf die Personalie Torsten Frings mehr Respekt und Loyalität von Löw gefordert.

"Respekt und Loyalität ist doch das Wenigste, was man als verdienter Nationalspieler erwarten kann", meinte der 32-Jährige, der wegen des von Löw im Anschluss an die EM offen ausgerufenen Konkurrenzkampfes im Kreis der DFB-Auswahl offenbar die Felle der erfahrenen Nationalspieler davonschwimmen sieht.

Löw maßlos enttäuscht

Löw hatte daraufhin erklärt, dass "kein Spieler, auch nicht der Kapitän, das Recht hat, in Sachen Aufstellung oder Personalpolitik den Trainer zu kritisieren oder sogar öffentlich Stimmung gegen das Trainerteam zu machen".

Der Bundestrainer will deshalb ein klärendes Gespräch mit Ballack führen, "um ihm zu sagen, dass ich von dem Weg, den er gewählt hat, maßlos enttäuscht bin und die inhaltlichen Aussagen von ihm nicht akzeptabel sind. Ich lasse mir das nicht gefallen und werde auf diese Unterredung bestehen."

Nächster Streit nach Bierhoff-Zoff

Mit der öffentlichen Kritik an Löws Führungsstil hat der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler vom FC Chelsea allerdings bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit gegen den Verhaltenskodex der Nationalmannschaft verstoßen.

Zuvor hatte bereits die Fehde mit Teammanager Oliver Bierhoff wochenlang für Unruhe gesorgt. Vor dem Länderspiel-Klassiker am 19. November gegen England in Berlin hält nun der Machtkampf zwischen Ballack und Löw den Vizeeuropameister in Atem.

"Es ist wichtig, dass Michael Ballack akzeptiert, dass er über das Ziel hinausgeschossen ist und sich beim Bundestrainer auch dafür entschuldigt", fordert Rummenigge deshalb. "Man kann Michael nur empfehlen, ganz schnell das Gespräch zu suchen. So war das der völlig falsche Weg. Öffentliche Kritik kann sich kein Trainer gefallen lassen."

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