Troche sprengt die Mauer

Von Andreas Lehner / Stefan Rommel
Deutschland, Wales, Schweinsteiger, Trochowski
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft bleibt weiter auf Kurs WM 2010 in Südafrika. Gegen Wales kam die Elf von Bundestrainer Joachim Löw zu einem mühevollen, aber hoch verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg.

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Dabei musste die DFB-Elf lange auf den erlösenden Treffer warten. Erst in der 72. Minute sicherte Piotr Trochowski den wichtigen Dreier in der WM-Qualifikationsgruppe 4.

Zuvor bissen sich die Deutschen vor 44.500 Zuschauern im Mönchengladbacher Borussia-Park immer wieder die Zähne an der vielbeinigen walisischen Abwehr aus.

Deutschland geht damit mit zehn Punkten als Tabellenführer ins nächste Jahr. Russland liegt mit sechs Punkten auf Rang zwei, punktgleich mit Wales.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die deutsche Mannschaft mit derselben Anfangself wie gegen Russland. Also auch mit Michael Ballack, dessen Einsatz wegen einer Wadenverletzung gefährdet war. 

16.: Erste dicke Chance für Deutschland. Schweinsteiger geht auf rechts bis zur Grundlinie und passt in den Rücken der Abwehr. Der Ball wird abgeblockt und kommt zu Klose. Der Bayern-Stürmer trifft aus rund 15 Metern nur das Außennetz.

29.: Bale spielt Bellamy den Ball auf links in den Fuß. Der Stürmer von West Ham United zieht aus rund 15 Metern ab. Adler muss nicht eingreifen. Der Ball streicht rechts am Tor vorbei.

31.: Ballack spielt Schweinsteiger aus dem Mittelfeld an. Der nimmt den Ball kurz mit und hämmert die Kugel aus 22 Metern an die Latte - und das mit seinem schwächeren linken Fuß.

43.: Ballack setzt sich gegen zwei Gegenspieler durch und zieht aus rund 20 Metern ab. Hennessey ist schnell im linken Eck und hat den Ball.

50.: Podolski wird steil geschickt und bindet drei Gegenspieler im Strafraum, hat dann noch das Auge und legt zurück auf Trochowski. Der Schuss des Hamburgers wird kurz vor der Torlinie abgeblockt.

54.: Klasse Konter der Waliser. Bellamy kommt aus elf Metern zum Schluss. Rene Adler rettet mit einer starken Parade zur Ecke.

60.: Tohuwabohu im Strafraum von Wales: Podolski bringt eine Flanke von links messerscharf in den Fünfer. Erst rutscht Helmes am Ball vorbei, dann verpasst Ballack. Collins drückt den Ball über die Auslinie.

72., 1:0, Trochowski: Der Hamburger spielt mit Davies und Edwards an der linken Ecke des Strafraums Katz und Maus. Mit rechts donnert er den Ball ins rechte Eck. Trochowskis erster Treffer und gleich ein Traumtor!

80.: Die beste Chance für Wales. Bellamy überläuft Lahm und spielt den Ball im Strafraum diagonal zurück. Mertesacker blockt den Schuss von Gunter im letzten Moment.

So lief das Spiel:

Die Anfangsminuten zeigten gleich, was auf die deutsche Nationalmannschaft zukommt. Die Waliser standen extrem tief und reihten vor einer Fünfer-Abwehr ein Vierer-Mittelfeld. Teilweise waren dabei neun Mann am eigenen Strafraum. Die walisische Offensive hieß Craig Bellamy.

Es entwickelte sich ein Geduldsspiel, in dem die Deutschen zwar viel Ballbesitz, aber wenig Chancen hatten. Auch weil sie es zu oft durch die Mitte versuchten und auf den Außen nur selten bis zur Grundlinie durchkamen. Insgesamt fehlte dem Spiel die Dynamik.

Anfangs der zweiten Hälfte erhöhte die DFB-Elf das Tempo und kam zu einer Reihe guter Möglichkeiten. Doch letztendlich verpufften die Angriffsbemühungen am Waliser Abwehrriegel. So dass schließlich ein Fernschuss für die Entscheidung sorgen musste.

Der Star des Spiels:

Piotr Trochowski. Der Hamburger war mit Philipp Lahm auf der linken Seite ein Aktivposten des deutschen Spiels und sorgte mit Distanzschüssen immer wieder für Gefahr. Einer davon brachte schließlich die Erlösung. Der verdiente Lohn für Troche: Note 2 in der SPOX-Einzelkritik.

Die Gurke des Spiels:

Die walisische Mauertaktik. Natürlich ist es das gute Recht einer Auswärtsmannschaft, sich zunächst auf die Defensive zu konzentrieren. Aber die Waliser wichen selbst nach dem Rückstand kaum von ihrem 5-4-1-System ab und waren nur aufs Toreverhindern ausgerichtet.

Die Lehren des Spiels:

Arne Friedrich ist und bleibt das Sorgenkind des deutschen Fußballs. Sind sein Stil und seine Defensivqualitäten gegen offensivstarke Mannschaften durchaus zu gebrauchen, ist er gegen defensivorientierte Teams ein Hemmschuh. Bastian Schweinsteiger ist auf rechts komplett allein und zieht deshalb immer wieder zur Mitte.

Auch deshalb tut sich die Löw-Elf gegen tief stehende Gegner schwer, das Kombinationsspiel findet zu oft in der Zentrale statt und kann dort vom Gegner leichter unterbunden werden. Daraus resultieren gefährliche Gegenstöße, die gegen stärkere Gegner bestraft werden.

Dazu kommt, dass Lahm defensiv im Moment ein Stück von seiner absoluten Leistungsfähigkeit entfernt und in jedem Spiel für einen Bock gut ist.

In der Offensive zogen die Deutschen aber ihr Spiel konsequent durch, behielten die Ruhe und wurden mit dem Siegtreffer belohnt.

Die WM-Quali-Gruppe 4 im Überblick

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