Kur der Brennpunkte

Thomas Müller erzielte die Führung gegen PSV
© getty

Der FC Bayern zeigt nach drei sieglosen Spielen die erwartete Reaktion und besiegt PSV Eindhoven deutlich. Während vor der Partie nur ein Aspekt im Fokus stand, behandelt das Spiel auch zwei weitere Brennpunkte.

Cookie-Einstellungen

Es ist ein wiederkehrendes Muster, Jahr für Jahr: Der FC Bayern München siegt mal ein, zwei oder gar drei Spiele in Folge nicht souverän und so stellt sich doch gleich die Frage nach der Einstellung. Dem Team fehlt es ganz offensichtlich an Spannung, klar, sind sich dann viele doch recht schnell einig.

Nicht ganz so wiederkehrend ist jedoch die Tatsache, dass sich Karl-Heinz Rummenigge öffentlich gegen die Mannschaft stellt und die mediale Kritik anheizt. Diesmal tat er das ausdrücklich.

"Ich habe gehofft, dass es diese öffentliche Reaktion gibt, denn wir haben am Samstag mit der falschen Einstellung gespielt. Die muss heute und in der Zukunft besser werden", untermauerte der Vorstandsvorsitzende des FCB kurz vor dem Spiel gegen Eindhoven am Mittwoch bei Sky noch einmal seine Worte.

Nicht erst zu diesem Zeitpunkt, aber in dem Moment dann doch ganz besonders, wurde der Fokus für das Spiel gegen den niederländischen Meister ausschließlich auf die Mentalität gelegt. Taktik und Personal waren erst einmal zweitrangig. Einzig die Frage nach der Trotzreaktion hing in der Luft.

Aus eins mach drei

Die Antwort darauf gaben die Bayern innerhalb von 21 Minuten. 2:0 stand es da bereits - hochverdient nach Toren von Thomas Müller und mal wieder Joshua Kimmich.

Der deutsche Rekordmeister strahlte ab der ersten Minute die Dominanz aus, die in den Spielen gegen Atletico, Köln und Frankfurt über weite Strecken gefehlt hatte. "Die Kritik war berechtigt. Von daher wollten wir natürlich eine Reaktion zeigen", sagte David Alaba und genau jene Reaktion war deutlich zu spüren. Es sollte mal wieder knallen - rein sportlich natürlich.

Das tat es auch. Den Haken hinter den Tagesordnungspunkt "Einstellung" setzten die Bayern früh in der Partie: "Wir haben das gemacht, was ich gehofft habe, dass wir es tun", befand Mats Hummels. Er war derjenige, der am Dienstag auf der Pressekonferenz die fehlende Gier moniert hatte.

Der geforderte Siegeswille war also wieder da. Doch so schnell das allen im Stadion klar wurde, so schnell taten sich auch wieder andere Brennpunkte hervor, die den Bayern zuletzt den Erfolg verwehrten: Die fehlende Konsequenz im Angriff und die Unordnung im defensiven Umschalten.

Kehren und schärfen

So viel Tempo und Dynamik wie gegen PSV hatte das Bayern-Spiel in der gegnerischen Hälfte in den letzten Wochen nicht gesehen. Arjen Robben, der auch in Sachen Moral vorweg ging, belebte die Offensive der Gastgeber mit seinen Tempodribblings und genialen individuellen Momenten deutlich.

Doch auch Thomas Müller und Robert Lewandowski waren wieder mehr in den Zwischenräumen unterwegs, stets anspielbar und auch auf engem Raum kombinationssicherer als zuletzt. Es war eine deutliche Erlösung fürs Bayern-Spiel, dass ausgerechnet alle drei Angreifer trafen. Müller (zuvor 406 Minuten ohne Tor) und Lewandowski (519) beendeten endlich ihre Durststrecken - wichtiges Selbstvertrauen für die nächsten Wochen inklusive.

"Für Thomas und mich ist es als Stürmer sehr wichtig, getroffen zu haben. Selbstbewusstsein spielt eine große Rolle, insofern sind wir wieder auf dem richtigen Weg", sagte der Pole. Müller unterstrich: "Jeder hat mal wieder vor seiner eigenen Haustür gekehrt. Auch wir Offensivspieler."

Nicht ganz so zufriedenstellend war dagegen das Defensivverhalten. Erneut liefen die Bayern jeweils kurz vor und nach der Pause in gefährliche Konter, was Mats Hummels als "kleine Schwächephase" abtat: "Da haben wir ein paar riskante Bälle ins Zentrum gespielt, wo 15 oder 16 Spieler standen und wir so den Ball hergegeben haben. In der Phase ist ein bisschen eingerissen, was wir uns vorher aufgebaut haben. Das ist aber ein guter Warnschuss, dass wir weiter dran bleiben müssen. Es hilft, unsere Sinne zu schärfen."

Kur mit Abstrichen

Ganz gleich, welchen Bayern-Spieler man in der Mixed Zone vor die Mikros treten sah, alle vermittelten das Gefühl, im Spiel gegen PSV einen deutlichen Lerneffekt erzielt zu haben - die drei großen Aspekte des Spiels betreffend.

Die Einstellung wird aber sicher nicht das letzte Mal Thema gewesen sein. "Es wird solche Spiele immer wieder geben, vor denen man unzufrieden ist und eine Reaktion zeigen muss. Das ist einfach so bei 50 Spielen im Jahr, da gewinnt man nicht immer 4:0", rechtfertigte sich Müller bereits vorausschauend. Fokussiert bleiben, Gier entwickeln: Das steht also weiter auf der bayerischen Agenda.

Die formulierte Müller für die nächsten Wochen dann sogar vollständig aus - und er orientierte sich an den drei grundlegenden Themenfeldern der Partie: "Wir haben einen Denkzettel bekommen und den müssen wir jetzt auch nutzen. Im mentalen Bereich, im individuellen Bereich und im taktischen Bereich als Mannschaft. Darum geht es in den kommenden Spielen."

FC Bayern - PSV Eindhoven: Die Statistik zum Spiel