Herdbrand erfolgreich gelöscht

Luis Suarez erzielte die beiden Treffer für den FC Barcelona
© getty

Der FC Barcelona gewinnt im Hinspiel des Viertelfinals der Champions League knapp gegen Atletico Madrid. Nach dem Clasico brauchte es ein Statement, das länger auf sich warten ließ.

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Es gibt nicht viele Mannschaften, denen bei einer Niederlage in 41 Spielen eine Krise attestiert wird. Der FC Barcelona ist eines dieser wenigen auserwählten Teams und musste dementsprechend nach dem verlorenen Clasico ordentlich einstecken. Während die Ruhe im Lager vorerst beschworen wurde und Trainer Luis Enrique gar angab, das Spiel direkt zu vergessen, war die Medienwelt anderer Meinung.

Zahlreiche Theorien wurden aufgestellt, Barca gar eine Schwächephase attestiert und in Arda Turan ein Spieler gefunden, der sich derart viel Kritik ausgesetzt sah, dass der Klub aufkeimende Wechselgerüchte dementieren musste. Drei Nächte später ist der Spuk wieder vorbei.

So einfach. Könnte man meinen. Denn doch zeigte sich gegen Atletico eines, was Enrique im Vorfeld der Partie wichtig gewesen war, zu betonen: "Wir sind nicht unschlagbar." Das Gesicht von Dani Alves nach dem 2:1-Siegtreffer von Luis Suarez am Dienstagabend sprach Bände. Der Brasilianer gestikulierte in die Kamera und machte damit deutlich, dass all die Berichte und Spekulationen, so lächerlich wie sie gewesen sind, doch nicht spurlos am Titelverteidiger vorbeigegangen sind.

Schwächen offensiv wie defensiv

Gerade die erste Halbzeit zeigte lange Probleme, wie sie gegen Real Madrid auch aufgetreten waren. Wenig Durchschlagskraft im letzten Drittel, relativ ineffektives Flügelspiel und ein Messi, der sich zwar bemühte, letztlich aber doch oft die falschen Entscheidungen traf und auch im falschen Moment gesucht wurde.

Atletico schaffte es, wie man es von den Rojiblancos kennt, mit guter Kompaktheit und starker kollektiver Arbeit gegen den Ball Barca den Schneid abzukaufen und war selbst nach dem Platzverweis für Torres noch in der Lage, die Angriffsbemühungen weitestgehend zu neutralisieren.

Die Angriffe konnte bisweilen Schwächen in Barcas Defensivverhalten aufdecken, die dem Trainerteam nicht unbekannt sein dürften. Das Herausrücken von Gerard Pique vor dem Gegentreffer ist etwa eine Fehler der Kategorie, wie sie auch gegen die Königlichen letztlich eine Niederlage bedeuteten.

"Der Platzverweis war der Schlüssel"

Zur Hilfe eilte mit Fernando Torres ein Mann, der eigentlich Gegner hätte sein sollen. Zwei Gelbe Karten bedeuteten eine lange Überzahl und damit die Wende in einem bisher ausgeglichenen Spiel. "Der Platzverweis war der Schlüssel", gab auch Doppeltorschütze Luis Suarez im Anschluss zu Protokoll.

Ohne Torres wurde der Druck Atleticos geringer, die Colchoneros mussten sich weiter zurückziehen, da Barca ungestört aufbauen konnte. In der ersten Halbzeit noch immer ideenlos, stellte sich nach dem Seitenwechsel eine deutliche Besserung ein. Das schnell auf den Platzverweis folgende Zeitspiel bewies: Wer gegen Barcelona am eigenen Sechzehner verteidigen muss, geht diese Aufgabe nicht mit großer Gewissheit an, ein Tor verhindern zu können.

"Das wichtigste ist, dass wir gewonnen haben", musste Suarez schlussfolgern und machte damit deutlich, wie schwer sich Barcelona trotz Überzahl tat. Und doch haben die Katalanen inzwischen Waffen entwickelt, um auch den größten Mannschaftsbus vor dem gegnerischen Tor zu bespielen.

Plan B greift in Hälfte zwei

Enrique verdichtete den Strafraum, ließ die beiden Außenverteidiger Breite erzeugen und Messi wie Neymar aus den Halbräumen heraus für Dynamik sorgen. Einfach gesagt: Er ließ flanken. Die Hereingaben von Jordi Alba und Dani Alves konnten ohne Eile geschlagen werden, mit Ivan Rakitic, Suarez und Pique fanden sich ausreichend Abnehmer.

Der Trainer konnte nach seinen Änderungen gar "ein anderes Team erkennen", das in der zweiten Halbzeit auf dem Platz stand. Glücklicherweise, verhinderte die deutliche Leistungssteigerung doch neue Diskussionen, die in dieser Phase der Saison nie willkommen sind. Exakt diese Steigerung hatte gegen Real gefehlt.

"Wir haben Atletico, einen extrem harten Gegner, wieder geschlagen. Das gilt es zu würdigen", war das Fazit, mit dem Enrique die Feuerlöschdecke über den kleinen Herdbrand in der katalanischen Küche legte, bevor dieser um sich schlagen konnte. Gerade Atletico, das nach der Auslosung schnell als schlimmstes aller Lose ausgemacht worden war, ist besiegt.

"Alles offen für das Rückspiel"

Vorerst besiegt, wartet doch noch ein Hinspiel. "Es bleibt eine Partie, die vielleicht noch härter wird als die heutige", meinte Andres Iniesta. Mit dem Auswärtstor in der Hand hat man dem Gegner eine Tür offen gelassen, ebenso mit den ausgelassenen Chancen, die Enrique bemängelte.

"Wir fahren ins Calderon, um zu gewinnen", will dieser zwar gar keine Zweifel aufkommen lassen, weiß aber doch um die Schwere des Hexenkessels in Madrid. Der Gegner ließ in Person von Kapitän Gabi schon eine Kampfansage in Barcelona: "Es ist alles offen für das Rückspiel und es gibt nichts schöneres, als vor den eigenen Fans zu gewinnen."

Noch ist nichts entschieden im Viertelfinale der Champions League. Das ist allen Beteiligten klar. Eine Partie mit "Perspektiven" wollte Diego Simeone erkannt haben, diese ist es tatsächlich. Allerdings nicht, wie der Trainer der Rojiblancos wohl meinte, auf Seiten seines Teams, sondern auf beiden.

Es war eines der schwierigeren Spiele für den FC Barcelona in dieser Saison, vielleicht das bis dato schwierigste und es ist gemeistert worden. Mit Hilfe, mit Glück, aber auch mit einer guten Leistung.

FC Barcelona - Atletico Madrid: Daten zum Spiel