"Wir wollten kein Risiko eingehen"

Niemand in Deutschland hat so viele Champions-League-Spiele bestritten wie Philipp Lahm
© getty

Philipp Lahm absolvierte gegen Atletico Madrid sein 104. Champions-League-Spiel und ist damit deutscher Rekordhalter. Im Interview in der Mixed Zone sprach der Kapitän über das verpasste Ziel Auswärtstor, die schwache Anfangsphase und die Herangehensweise ans Rückspiel.

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Frage: Herr Lahm, Sie haben vor dem Spiel gesagt, dass es die Aufgabe sei, ein Tor zu schießen. Warum hat das nicht geklappt?

Philipp Lahm: Weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben, Möglichkeiten waren definitiv da. Wir hätten vor dem Spiel nicht gedacht, dass wir uns so viele Chancen erarbeiten können, vor allem in der zweiten Halbzeit. Die Chancen muss man halt dann nutzen, das haben wir leider nicht geschafft.

Frage: Am Anfang wirkte es so, als sei die Mannschaft nicht sofort bei 100 Prozent gewesen.

Lahm: Erstmal ist es so, dass wir nicht wirklich viele Torchancen zugelassen haben. Das Gegentor darf normalerweise nicht passieren, da waren wir klar in Überzahl. Wir wollten am Anfang kein Risiko eingehen, deswegen haben wir mit mehr langen Bällen operiert, als man es von uns gewohnt ist, weil wir um die Stärken von Atletico wussten. Danach haben wir wieder versucht, Fußball zu spielen. Dann wurde es auch besser.

Frage: In den letzten beiden Jahren setzte es ebenfalls Auswärtsniederlagen zu Null in den Halbfinal-Hinspielen in Madrid und in Barcelona. Was macht Sie für das Rückspiel am Dienstag zuversichtlich, dass es dieses Mal besser läuft?

Lahm: Dass wir uns vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit viele Torchancen erarbeitet haben, die wir dann eben im Heimspiel nutzen müssen. In den letzten Jahren haben hier nicht viele Mannschaften so viele Chancen kreiert wie wir in der zweiten Halbzeit.

Frage: Hilft die Erfahrung aus den letzten beiden Jahren?

Lahm: Das Rückspiel gegen Barcelona im letzten Jahr kann man vielleicht ausschließen, weil wir da schon 0:3 in Rückstand waren. Das vorletzte Jahr können wir sicher hernehmen, weil wir da nicht so gespielt haben, wie wir das von uns gewohnt und in Konter gelaufen sind. Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass wir nicht in den ersten fünf, zehn Minuten jedes Ergebnis drehen müssen. Wir haben 90 Minuten Zeit.

Frage: Welches Gefühl überwiegt im Moment: Die Niedergeschlagenheit aufgrund der Niederlage oder die Angriffslust auf die Revanche im Rückspiel?

Lahm: Erstmal sind wir niedergeschlagen, weil wir hier nicht verlieren und ein Tor schießen wollten. Aber wir schauen auch nach vorne, wir haben noch ein Rückspiel und wissen, was für eine Stimmung in der Allianz Arena herrschen kann, wenn die Fans mitgehen. Mit der Unterstützung haben wir sicher eine Chance, das Finale zu erreichen.

Frage: Atletico spielt gute Konter. Was müssen Sie tun, um diese Qualität des Gegners zu kontrollieren?

Lahm: Wir müssen ähnlich agieren wie heute. In der zweiten Halbzeit hatte Atletico nach einem Ballverlust von uns im Mittelfeld noch eine gute Konterchance, aber ansonsten haben wir so gut wie nichts zugelassen. Ich schaue positiv nach vorne, auch wenn wir heute verloren haben. Und es spricht auch für uns, dass der Platz in der Allianz Arena sicher besser ist als hier.

Frage: Haben Sie sich auch gewundert, dass Thomas Müller und Franck Ribery nicht von Anfang an gespielt haben?

Lahm: Wir haben einen breiten Kader mit viel Qualität und es entscheidet immer der Trainer, wer spielt.

Frage: Am Samstag kann die Mannschaft den vierten Meistertitel in Folge einfahren. Wäre der vorzeitige Erfolg ein Vorteil für das Rückspiel am Dienstag?

Lahm: Das spielt für Dienstag keine Rolle. Wir wollen am Samstag Meister werden. Je früher man Meister ist, desto besser. Eine große Party wird es aber nicht geben, die können wir dann hinterher nachholen.

Atletico Madrid - FC Bayern München: Daten zum Spiel