Krimi! Real holt sich La Undecima

Real Madrid und Atletico Madrid schenkten sich nichts im Finale
© getty

Real Madrid sichert sich nach einem Krimi gegen Atletico Madrid mit 6:4 (1:1, 1:1, 0:0) nach Elfmeterschießen La Undecima. Die Königlichen siegen nach dem entscheidenden Treffer von Cristiano Ronaldo im Finale der Champions League.

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Vor 80.000 Zuschauern im Stadio San Siro erzielte Sergio Ramos (15.) die frühe Führung für Real Madrid. Er trat dabei einem illustren Kreis von lediglich fünf Spielern bei, die in zwei Finals der Königsklasse treffen konnten. Zudem war es sein erstes CL-Tor seit dem Treffer im Finale von Lissabon 2014 zum 1:1 Ausgleich gegen Atletico.

Antoine Griezmann vergab direkt nach Wiederanpfiff einen Foulelfmeter. Bereits sein dritter Strafstoß, der gegen Keylor Navas nicht ins Tor fand. Wenig später musste Dani Carvajal unter Tränen verletzt ausgewechselt werden.

Yannick Carrasco (80.) gelang zehn Minuten vor Schluss der Ausgleich nach Vorarbeit von Juanfran und rettete sein Team damit in die Verlängerung. Diese blieb ereignislos, die Entscheidung im Elfmeterschießen fiel pro Real Madrid.

Die Reaktionen:

Zinedine Zidane (Real Madrid): "Nach all der harten Arbeit, macht uns dieser Europapokaltriumph unglaublich stolz. Wir haben einen ausgezeichneten Job gemacht. Ich bin sehr glücklich, nun werden wir dieser Erfolg genießen."

Diego Simeone (Atletico Madrid): "Zunächst möchte ich Real gratulieren, sie waren wir besser als wir. Dieses Mal eben im Elfmeterschießen. Niemand erinnert sich an die Zweitplatzierten. Zwei Finals zu verlieren ist ein Versagen. Nun müssen wir nach Hause gehen und unsere Wunden lecken."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Real Madrid mit zwei Änderungen im Vergleich zum 0:0 gegen Manchester City. Karim Benzema und Casemiro rücken für Jese und Isco in die erste Elf. Zinedine Zidane vertraut somit der erwarteten Elf. Sechs Spieler standen auch 2014 in Lissabon auf dem Platz.

Nicht anders sieht es bei Atletico Madrid und Diego Simeone aus. Alles so wie erwartet, das heißt im Gegensatz zur 1:2-Pleite gegen die Bayern im Halbfinale macht nur Gimenez Platz für Savic in der Innenverteidigung. Fünf Spieler waren 2014 ebenfalls am Start.

6.: Riesiges Ding von Oblak. Freistoß Bale von rechts, Casemiro hält aus zwei, drei Metern den Fuß hin. Oblak reagiert sensationell und verhindert den frühen Rückstand.

15., 1:0, Ramos: Wie in Lissabon markiert Ramos den ersten Treffer für Real. Bale verlängert einen Freistoß von Kroos in den Fünfer. Dort drückt Ramos den Ball irgendwie an Oblak vorbei.

32.: Real mit der Balleroberung am Mittelkreis, Casemiro macht sofort Meter und schickt Benzema raus an den rechten Strafraumrand. Der tanzt Godin aus und flankt, Oblak klärt mit einer Hand.

46.: Pepe rennt Torres im Strafraum von hinten um. Klarer Elfmeter, den Griezmann zentral an die Latte hämmert.

54.: Nach einer Ecke wird es wild im Real-Strafraum. Erst Godin, dann Griezmann, dann Carrasco. Sein Versuch aus kurzer Distanz zappelt dann aber nur am Außennetz.

70.: Modric schickt Benzema mit einem tollen Pass, der aus etwas spitzem Winkel auf Oblak zugeht. Wieder ist der Slowene zur Stelle und pariert stark, sein Gegenüber legte partout nicht quer.

78.: Doppelchance für Real auf die Entscheidung. Erst hält Oblak doppelt gegen Ronaldo, dann scheitert Bale auf das keeperbefreite Tor an Savic.

80., 1:1, Carrasco: Das könnte doch die Rache für Lissabon sein? Dieses Mal gleicht Atletico kurz vor Schluss aus. Flache Flanke von Juanfran, Carrasco entwischt Lucas Vazquez und grätscht den Ball ins Tor.

94.: Nach einer Ecke kommt Ronaldo an den Ball. Allerdings kann er ihn nicht ordentlich drücken und so kann Oblak unter Raunen des Stadions locker zupacken.

120.: Flanke von rechts, Oblak ist einen Schritt zu weit vorne und kann den Ball nicht vollends klären. Über mehrere Stationen landet er bei Danilo, dessen Flanke zur Ecke wird, die wieder geklärt wird. Elfmeterschießen!

Elfmeterschießen:

2:1 Vazquez

2:2 Griezmann

3:2 Marcelo

3:3 Gabi

4:3 Bale

4:4 Saul

5:4 Ramos

Juanfran schießt an den Pfosten

6:4 Ronaldo

Fazit: Ein komisches Spiel, in dem Atletico nach frühem Rückstand ein gänzlich ungewohntes Spiel aufziehen musste. Real rettete sich bis ins Elfmeterschießen und siegte dort in der Lotterie.

Der Star des Spiels: Casemiro wurde vor der Partie von Simeone über den grünen Klee gelobt. Der Mittelfeldspieler bestätigte den Atletico-Trainer mit einer starken Partie. Überzeugte mit vielen wichtigen Balleroberungen, sicherte seine bisweilen faulen Vorderleute ab und war auch in Reals schwacher zweiter Halbzeit noch einer der besseren Spieler. Ebenfalls stark: Ramos, Oblak, Carrasco und Gabi.

Der Flop des Spiels: Fernando Torres rieb sich in der Offensive auf, kämpfte und ackerte. Dennoch verpasste er es, anderweitig am Spiel teilzunehmen. Kaum nennenswerte Aktionen, oft wirkte er langsam und unkonzentriert. Holte allerdings den Elfmeter heraus.

Der Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England) hatte direkt von Anpfiff an alle Hände voll zu tun. Zog seine Linie dann beim Foul von Carvajal an und hielt diese bei. Ramos stand praktisch unsehbar bei seinem Tor im Abseits und in der 28. Minute spielte er den Ball im Strafraum mit der Hand. Der Elfmeter kurz nach Wiederanpfiff war korrekt gesehen, zudem fiel er nicht auf das Theater von Pepe herein. Gelb gegen Ramos kurz vor Schluss der regulären Spielzeit war korrekt.

Das fiel auf:

  • Atletico variierte aus der 4-4-2-Grundordnung heraus flexibel die Höhe ihres Pressings. Stets blieb allerdings das Zentrum von Torres oder Griezmann besetzt, während der andere Druck herstellte. Dabei fehlte ihnen allerdings die Kompaktheit, die sie noch gegen Bayern oder Barcelona ausgezeichnet hatte. Der Raum vor der Abwehr war oft zu groß.
  • Dies lag auch daran, dass BBC hoch stehen blieb und damit die gegnerische Viererkette band. Atletico konnte nicht weit aufrücken, weil Real sonst einen hohen Ball auf die startende Offensive gespielt hätte. Besonders über die linke Seite Ronaldos initiierten die Königlichen derartige Angriffe.
  • Das Team von Zidane zeigte prognostizierte Schwächen nur bedingt. Die Anbindung der Offensive funktionierte besser als in den letzten Wochen, Bale und Ronaldo zeigten sich auch ohne Ball diszipliniert und höchstmotiviert. Durch den ausweichenden Benzema wurden die Außenverteidiger Atleticos gefordert, das Mittelfeld überzeugte mit guten Passabständen und schnellen Kombinationen.
  • Die Rojiblancos brauchten fast eine halbe Stunde, um anzukommen. Sie wirkten stets bemüht aber unsicher. Erst mit zunehmender Spieldauer wurden die Pässe sicherer und das Spiel ging langsam in ihre Hände über. Mehr als Halbchancen entstanden dennoch nicht, weil Real auch schlichtweg gut verteidigte.
  • Besonders der linke Flügel wurde von den Colchoneros in der zweiten Hälfte für Angriffe genutzt. Filipe Luis, Carrasco und Koke düpierten dort mehrfach Marcelo, um anschließend zu flanken oder den Ball entlang der Sechzehnerlinie nach innen zu tragen. Dies funktionierte auch, weil BBC die vorbildliche Defensivarbeit aus der ersten Halbzeit einstellte und Ramos wie Pepe das Zentrum aufgrund von möglichen Flanken nur selten verließen.
  • Das Überladen des linken Flügels hatte seinen Ursprung darin, dass auch Saul ins Zentrum gezogen wurde. Simeone stellte auf ein asymmetrisches 4-5-1 um, in dem Griezmann mehr über den rechten Flügel kam. Saul, Gabi und Koke in der Mitte übernahmen die Kontrolle und konnten so Reals Lücken besser bespielen.
  • Entscheidend vielleicht die drei Wechsel, die Zidane schon in den regulären 90 Minuten tätigte. Der Real-Coach wechselte früh und sah sich gegen Ende mit völlig kraftlosen und von Krämpfen geplagten Bale und Ronaldo konfrontiert.

Real Madrid - Atletico Madrid: Daten zum Spiel

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