Naldo hievt Wolfsburg ins Achtelfinale

Der VfL Wolfsburg hatte das Hinspiel gegen Manchester United knapp verloren
© getty

Am 6. Spieltag der Gruppenphase der Champions League hat der VfL Wolfsburg mit einem 3:2 (2:1)-Sieg gegen Manchester United den ersten Achtelfinaleinzug der Vereinsgeschichte perfekt gemacht. Naldo (13.) und Vieirinha (29.) drehten einen Rückstand durch Anthony Martial (10.). Joshua Guilavoguis Eigentor (82.) blieb dank eines zweiten Naldo-Treffers (84.) unbestraft.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 26.385 Zuschauern erzielte Anthony Martial (10.) die schnelle Führung für Manchester United. Die Wölfe ließen sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen und drehten das Spiel noch vor der Halbzeit durch Tore von Naldo (13.) und Vieirinha (29.). Ricardo Rodriguez und Matteo Darmian mussten das Feld noch vor dem Pausenpfiff verletzt verlassen, für sie kamen Marcel Schäfer und der erst 18-jährige Cameron Borthwick-Jackson in die Partie.

In der zweiten Halbzeit zeigte sich United deutlich verbessert, den Treffer erzielte allerdings Joshua Guilavogui (82.) in das eigene Tor. Naldo (84.) gelang der postwende Gegenstoß mit einem Treffer nach einer Ecke.

Naldo sah in der 71. Minute die Gelbe Karte nach Halten gegen Anthony Marthial und fehlt damit im Hinspiel der Achtelfinale-Begegnungen gesperrt. Der entsprechende Gegner wird am 14. Dezember in Nyon ermittelt, Wolfsburg geht als Gruppensieger in die Auslosung der UEFA. Manchester United muss durch den 2:1-Sieg von PSV Eindhoven gegen ZSKA Moskau im Parallelspiel in die Europa League.

Die Reaktionen:

Dieter Hecking (Trainer Wolfsburg): "Es war klar, dass Manchester bis zuletzt alles probieren würde. Ich glaube, dass es aber keine zwei Meinungen darüber gibt, dass wir verdient gewonnen haben. Heute hat alles gepasst. Ich würde mir wünschen, das wir die Konstanz jetzt auch in die Bundesliga mitnehmen."

Naldo (Wolfsburg): "Das ist ein besonderer Moment für uns, die Mannschaft hat eine tolle Leistung gegen eine Supermannschaft wie Manchester gezeigt. Schade, dass ich im nächsten Spiel gesperrt bin. Heute wird gefeiert."

Max Kruse (Wolfsburg): "Es war nicht gut für uns, so früh in Rückstand zu geraten. Aber dann hat man gesehen, was wir für eine Qualität in der Mannschaft haben. Wir wussten, dass wir heute eine Riesenmöglichkeit haben, und die haben wir mit Bravour genutzt."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dieter Hecking ändert im Vergleich zur 1:2-Pleite gegen den BVB am Samstag nur wenig. Vieirinha rückt eine Position nach vorne, Träsch kommt für Caligiuri (Bank) in die erste Elf. Naldo kam damit als bisher einziger VfL-Akteur in allen Pflichtspielen zum Einsatz.

Louis van Gaal sah am Wochenende ein 0:0 seiner Red Devils gegen West Ham und stellt auf zwei Positionen um. Varela spielt bei seinem ersten Startelfeinsatz rechts hinten für McNair (Bank), Depay kommt für Schneiderlin (verletzt) in die Mannschaft. Damit bilden Fellaini und Schweinsteiger das zentrale Mittelfeld.

3.: Kruse verlängert einen langen Ball mit dem Hinterkopf auf den völlig freien Schürrle. Der sucht von links kommend den direkten Abschluss und jagt den Ball auf die Tribüne.

10., 0:1, Martial: Mata bewegt sich klasse zwischen den Linien der Gastgeber und kann sich drehen, Martial läuft im Rücken der Innenverteidiger davon und bekommt das Zuspiel im genau richtigen Moment. Vor Benaglio bleibt er cool und schiebt ein.

13., 1:1, Naldo: Direkt die richtige Antwort! Rodriguez zieht einen Freistoß von der rechten Seite Richtung Elfmeterpunkt. Naldo läuft entgegen und trifft volley mit dem rechten Fuß an de Gea vorbei. Der Schweizer hat sich beim Flanken allerdings verletzt und wird wenig später durch Schäfer ersetzt.

27.: Riesentat von Benaglio gegen Fellaini. Der Keeper taucht nach einer Ecke blitzschnell ab und verhindert nach einem Kopfball des Belgiers den erneuten Rückstand.

29., 2:1, Vieirinha: Das ist einfach stark gespielt. Draxler wechselt auf Schürrle, welcher nach innen zieht und erneut auf Draxler wechselt. Der spielt den Doppelpass mit Kruse, legt quer auf Vieirinha und schon haben die Wölfe das Spiel gedreht.

39.: Schweinsteiger lässt Depay einen Ball liegen, der Niederländer rutscht aus. Schürrle schaltet am schnellsten und schickt Draxler auf die Reise. Nach zwei Haken im gegnerischen Strafraum folgt der Abschluss, de Gea steht aber im Gegensatz zu seinen Mitspielern noch und wehrt ab.

44.: Mata versucht es per Kopf nach einer Flanke des eben eingewechselten Borthwick-Jackson, der Ball rutscht aber einfach durchs ins Tor. Das Schiedsrichterteam lässt sich viel Zeit und entscheidet letztlich doch auf Abseits. Richtige Entscheidung, nachdem Dante auf den Linienrichter einredete, der Spanier irritierte Benaglio doch beträchtlich.

60.: Wieder hält Benaglio die Führung fest. Der Schweizer pariert diesmal einen Seitfallzieher aus kurzer Distanz von Depay schulbuchhaft zur Seite weg.

64.: Jetzt zeichnet sich Gegenüber de Gea aus. Erst kommt er aus dem Tor und klärt, dann pariert er im Rückwärtsgang mit einer herausragenden Parade den Versuch von Schürrle aus knapp 30 Metern. Wenig später behält er wieder die Überhand im Duell mit dem deutschen Nationalspieler und lenkt einen Schuss über die Latte.

68.: Zunächst hält de Gea gegen Arnold, dann verpasst Naldo nach einer Ecke knapp. Kruse lauert aber im Rücken des Brasilianers und drischt direkt drauf. Sein Versuch rauscht am rechten Pfosten vorbei.

82., 2:2, Guilavogui: Oh man! Nach einer Ecke überspringt Fellaini Dante und köpft Richtung Tor. Benaglio kommt heraus, Guilavogui köpft den Ball aber über seinen Torwart hinweg ins eigene Netz.

84., 3:2, Naldo: Dieser Naldo ist unglaublich. Ecke Wolfsburg, wieder ist der Brasilianer nach einem Standard zur Stelle und köpft diesmal nicht zum Ausgleich, sondern zur Führung.

88.: Kollektives Herzrasen auf der Tribüne. Martial steht frei vor Benaglio, Dante springt irgendwie hinein. Im Anschluss segelt eine flache Flanke quer durch den Strafraum, diesmal riskiert Schäfer Kopf und Kragen.

Fazit: Ein verdienter Sieg der Wolfsburger, die United sehr gut und über einen Großteil der Partie die Stirn boten, in manchen Phasen aber die Kontrolle über das Spielgeschehen verloren. Die Engländer wachten erst mit Beginn der zweiten Halbzeit auf.

Der Star des Spiels: Naldo ist einfach zur Stelle, wenn man ihn braucht. Der Innenverteidiger war neben dem wackligen Dante der stabilere Part im Zentrum, entschied die Partie letztlich aber im gegnerischen Strafraum. Seine Direktabnahme nach Rodriguez-Flanke hätte kaum ein Stürmer besser hinbekommen, der Treffer zum 3:2 war ebenso wichtig, wie angesichts der unglaublichen Präsenz in der Luft vorherzusehen.

Der Flop des Spiels: Guillermo Varela spielte sein erstes Spiel in der Königsklasse und das angesichts der Verletztenmisere der Red Devils direkt von Beginn an. Seine Aufgabe erfüllte er aber nicht so, wie er sollte, kam oft zu spät und konnte die großen Räume in seinem Rücken nur seltenst absichern.

Der Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien) gilt für viele als einer der besten seiner Zunft und stellte das in Wolfsburg tatkräftig unter Beweis. Das Schiedsrichtergespann leistete sich kaum Fehler, entschied in allen kniffligen Situationen richtig und lieferte so eine einwandfreie Leistung ab.

Das fiel auf:

  • Wolfsburg versuchte durchaus, das Spiel flach und mit kurzen Pässen aufzubauen, entschloss sich aber doch in den meisten Situationen früher oder später zu einem langen Ball. Die starke Verschiebebewegung der Engländer wurde hierbei oft ausgehebelt, Schürrle und Vieirinha konnten viele der Zuspiele behaupten.
  • Die Wölfe hatten Smalling merklich als Schwachpunkt im Aufbauspiel der Gäste ausgemacht, stellten Nebenmann Blind eher zu und versuchten so, die Red Devils auf Smalling zu lenken. Dafür rückte Arnold oft hoch heraus, während Schürrle und Vieirinha in eine 4er-Kette im Mittelfeld zurückfielen. Oft entstand aber ein unbesetztes Loch im Mittelfeld, das Guilavogui nicht alleine stopfen konnte.
  • Auch ManUnited entschied sich dazu, hoch zu attackieren und verfolgte dabei eine ebenfalls 4-4-2 ähnliche Ordnung. Mit vielen herausrückenden Bewegungen wurden Naldo, Dante und Guilavogui unterschiedlich unter Druck gesetzt, aber auch die Verteidiger zögerten nicht, eine Linie weiter aufzurücken, um die beweglichen Stürmer zu verfolgen.
  • Deutlich war zu sehen, dass United die höhere Spielweise in dieser Saison noch nicht oft umsetzte. Schaffte es Wolfsburg, sich aus dem ersten Druck zu befreien, wurde es nahezu immer gefährlich. Die Abstände waren vertikal wie horizontal sehr groß, nach Ballverlusten fehlte in der defensiven Umschaltbewegung oft jede Absicherung. Zwei Gegentore hatten die Red Devils in den letzten neun Pflichtspielen zusammen hinnehmen müssen.
  • Nach der Pause bewegte sich Schweinsteiger deutlich tiefer, stellte Überzahl gegen Wolfsburg erste Pressingreihe her und half so entscheidend mit beim deutlich verbesserten Spielaufbau der Red Devils. United kam so besser ins Spiel, Mata bekam mehr Freiräume neben Fellaini. Später übernahm Carrick diese Rolle.

VfL Wolfsburg - Manchester United: Die Statistik zum Spiel