Leverkusen vor dem CL-Aus

Christoph Kramer (l.) und Bayer Leverkusen müssen um den Verbleib in der CL zittern
© getty

Bayer Leverkusen hat am sich 5. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase mit 1:1 (0:1) von Bate Borisov getrennt und kann das Überwintern in der Königsklasse nicht mehr aus eigener Kraft schaffen. Die zweite Partie der Gruppe E könnte das Aus der Werkself noch am Dienstagabend besiegeln.

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Mikhail Gordeychuk brachte Bate Borisov vor 13.000 Zuschauern in der ausverkauften Borisov-Arena mit dem schnellsten Tor der laufenden Champions-League-Saison nach nur 68 Sekunden mit 1:0 in Führung. Dem Treffer ging ein grober Patzer Bernd Lenos voraus.

In der 68. Minute erzielte Admir Mehmedi den Ausgleich für die Werkself. Damit erzielte der Schweizer in seinen ersten vier CL-Spielen für Bayer jeweils mindestens ein Tor. Das gelang zuvor nur Diego Costa, Jose Carlos, Alessandro Del Piero und Filippo Inzaghi.

Durch das Remis steht Bayer vor dem Aus in der CL. Der AS Rom könnte mit einem Sieg gegen Barcelona schon im zweiten Spiel der Gruppe E alles klar machen. Tritt dieser Fall nicht ein, braucht Leverkusen am letzten Spieltag eine Überraschung gegen die Katalanen, wobei Rom gleichzeitig gegen Borisov patzen müsste.

Bate bleibt hingegen weiter auf dem letzten Platz, hat aber bei einem Dreier gegen Rom im letzten Spiel noch die Möglichkeit, Bayer zu überholen und in die Europa League einzuziehen.

Die Reaktionen:

Roger Schmidt: (Trainer Leverkusen): "Es ist sehr ärgerlich, dass wir nicht gewonnen haben. Durch das frühe Gegentor sind wir nicht wie gewünscht in unseren Rhythmus gekommen. Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, um ins Spiel zu finden. Wir hatten genügend Chancen um zu gewinnen, was auch verdient gewesen wäre. Wir haben nur einen Schuss aufs Tor bekommen, und der war drin. Das ist schade."

Rudi Völler (Geschäftsführer Sport Leverkusen): "Fast ist der Worst Case eingetreten, aber so bleiben wir wenigstens Dritter. Das ist in dieser Gruppe keine Schande. Die erste Halbzeit war nichts, das war schwach, vielleicht wegen des Schocks zu Beginn. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: BATE-Coach Yermakovich nimmt im Vergleich zum 0:3 in Barcelona drei Veränderungen vor. Gayduchik, Stasevic (beide nicht im Kader) und Maksim Volodko (Bank) werden durch Zhaverchnik, Hleb und Aleksey Rios ersetzt.

Auf der anderen Seite stellt Schmidt die Mannschaft, die 3:1 in Frankfurt gewann, auf einer Position um. Ramalho ersetzt den rotgesperrten Toprak in der Abwehrzentrale. Leno führt Bayer erstmals in der Champions League als Kapitän auf das Feld.

2., 1:0, Gordeychuk: Bate braucht hier nur 68 Sekunden zur Führung! Volodko spielt Gordeychuk links im Strafraum frei. Der legt den Ball nach innen, verlädt Donati und schließt ab. Leno ist zwar unten, lässt den Ball aber durch die Hosenträger gleiten.

43.: Chicharito geht nach einem Zuspiel von Mehmedi im Strafraum zu Boden. Turpin verzichtet zu recht auf den Elfmeterpfiff.

45.: Die erste wirkliche Chance der Werkseld. Diesmal kommt Mehmedi nach feinem Bellarabi-Zuspiel über rechts und gibt flach ins Zentrum. Chicharito ist da, scheitert aus kurzer Distanz aber an der guten Redaktion von Bate-Keeper Chernik.

49.: Mehmedi kontrolliert den Ball im linken Halbfeld und flankt butterweich zu Bellarabi, der sich am zweiten Pfosten davongeschlichen hat. Aus spitzem Winkel ist der Abschluss aber kein Problem für Chernik.

54.: Bayer wird besser. Bellarabi sitzt im Zentrum zum Dribbling an, kommt an drei Leuten vorbei und zieht ab. Milunovic bekommt sein Bein gerade noch in die Schussbahn und klärt zur Ecke.

68., 1:1, Mehmedi: Calhanoglu bedient den startenden Mehmedi mit einem genialen Lupfer in den Strafraum. Der ehemalige Freiburger will wohl flanken, hebt den Ball aber vom rechten Fünfereck direkt aus der Luft über Chernik hinweg ins lange Eck.

87.: Wendell hat auf der linken Seite viel Platz und zieht den Ball von außen mit viel Zug aufs Tor. Chernik lässt den Ball abprallen, Polyakov will klären und schießt Brandt den Ball an den Kopf. Von dort springt die Kugel ganz knapp am Kasten vorbei!

Fazit: Ärgerlicher Ausgang für Bayer, das 45 Minuten brauchte, um sich vom frühen Gegentor zu erholen und die Partie dann nicht mehr drehen konnte. Bate tat fast nichts für das Spiel, stand hinten aber sicher.

Der Star des Spiels: Admir Mehmedi. Wenn bei Bayer etwas ging, dann über den Schweizer. Hatte bei allen guten Leverkusener Szenen seine Füße im Spiel und erzielte den Ausgleichstreffer. Bei Bate überzeugten Zhavnerchik und Yablonski.

Der Flop des Spiels: Bernd Leno. Ganz bitterer Abend für den jungen Keeper. Bekam nur einen Schuss auf das Tor, patzte dabei aber böse und spielte Bate enorm in die Karten.

Der Schiedsrichter: Clement Turpin. Verdeutlichte seine strenge Linie bereits nach neun Minuten mit der ersten Gelben Karte und behielt diese im Verlauf der Partie konstant bei. Bewertete alle entscheidenden Szenen im Verbund mit seinem Team richtig. Chicharito hätte er für dessen Schwalbe vor der Pause allerdings verwarnen müssen.

Das fiel auf:

  • Die Partie hätte für Leverkusen nicht schlimmer anfangen können. Bate, das vor dem Anpfiff in der Pflicht war und auf dem Papier ein offensives 4-3-3 aufbot, stellte nach dem Treffer auf ein 4-5-1 mit zwei sehr tief postieren Ketten um.
  • Bayer fand überhaupt in den ersten 45 Minuten überhaupt kein Mittel, diesen Abwehrverbund zu durchbrechen. Im Zentrum bekamen Kramer und Kampl keinen Zugriff, auf den Außen rannten sich Mehmedi, Bellarabi und Calhanoglu gegen meist zwei Gegenspieler fest.
  • Die Werkself kontrollierte in der Folge zwar das Spiel und hatte mehr als 70 Prozent Ballbesitz, kam allerdings überhaupt nicht in die Zweikämpfe und konnte dem körperlichen Spiel Bates nicht viel entgegensetzen. Aus nur rund 40 Prozent der Zweikämpfe ging Leverkusen als Sieger hervor.
  • Nach dem Seitenwechsel zeigte sich Bayer deutlich engagierter sowie ideenreicher und schaffte es vermehrt, Bate am Strafraum festzumachen. Die sich bietenden Chancen wurden dann jedoch nicht konsequent zu Ende gespielt. Auch der Ausgleichstreffer war ein Zufallsprodukt.
  • Gleichzeitig agierte die Viererkette der Gäste in Abwesenheit von Toprak oftmals ungeordnet und anfällig gegen Tempogegenstöße der Weißrussen.

Borisov - Leverkusen: Die Statistik zum Spiel