Bayer gewinnt wilden Schlagabtausch

Das 1:0: Stefan Kießling brachte Leverkusen in seinem Jubiläumsspiel in Führung
© getty

Bayer Leverkusen hat das Hinspiel der Champions-League-Playoffs um den Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse mit 3:2 (3:2) beim FC Kopenhagen gewonnen und sich somit eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel in der kommenden Woche verschafft.

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Vor 18.221 Zuschauern im Stadion Parken erwischte Leverkusen einen Traumstart und erzielte bereits nach fünf Minuten durch Stefan Kießling die Führung. Für den Bayer-Stürmer war es im 50. Europapokal-Spiel der zwölfte Treffer.

Nur drei Minuten und 38 Sekunden später fiel jedoch schon der Ausgleich: Mathias Jörgensen traf für die Hausherren, die in der zwölften Minute dann sogar in Führung gingen. Daniel Amartey markierte den Treffer.

Dann war allerdings Leverkusen an der Reihe, das Spiel zu drehen: Erst glich Karim Bellarabi nach 31 Minuten aus, dann netzte Heung-Min Son zum 3:2 ein (42.).

Bayer kann mit dem Sprung in die Gruppenphase ein Novum im deutschen Fußball schaffen: Zum zweiten Mal in Folge würden vier deutsche Teams an der Champions League teilnehmen. Vier deutsche CL-Teilnehmer gab es bisher nur 1999/2000, 2001/2002 und in der vergangenen Saison.

Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Wir haben das hinten raus super gemacht. Normalerweise müssen wir ein paar Tore mehr schießen. Wenn wir weiter konzentriert bleiben, dann werden wir das nächste Woche zu Ende bringen."

Rudi Völler (Sportdirektor Leverkusen): "Wir hatten Riesenchancen zum vierten Tor, aber wir wollen nicht meckern. Vor dem Spiel wären wir mit dem Ergebnis zufrieden gewesen. Wir haben das heute recht gut gemacht. Die Ausgangspositon ist besser als vor dem Spiel. Wir dürfen nicht nachlassen, dann kommen wir auch weiter."

Stale Solbakken (Trainer Kopenhagen): "Leverkusen war die bessere Mannschaft. Vor dem 2:2 hatten wir noch gute Kontrolle über das Spiel, aber danach haben wir Probleme mit dem wechselnden Tempo der Leverkusener gehabt. Das ist vielleicht normal mit dieser jungen Mannschaft. Wir müssen in Deutschland jetzt versuchen, das erste Tor zu schießen."

Stefan Kießling (Leverkusen): "Ich fühle mich gut und dann kann ich der Mannschaft auch helfen. Das Zusammenspiel vorne läuft gut. Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und das Spiel verdient gedreht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Kopenhagen-Trainer Solbakken verändert seine Startelf im Vergleich zum 1:2 in der heimischen Liga gegen den FC Midtjylland auf zwei Positionen. Bengtsson und Jörgensen verdrängen Pourie und Antonsson.

Leverkusens Coach Schmidt nimmt im Vergleich zum 6:0 im DFB-Pokal gegen Waldalgesheim drei Änderungen in der Anfangself vor: Toprak, Boenisch und Son ersetzen Jedvaj, Wendell und Brandt, die allesamt auf der Bank Platz nehmen.

5., 0:1, Kießling: Donati schickt Calhanoglu rechts in den Strafraum. Der passt scharf und flach an den kurzen Pfosten. Dort ist Kießling vor Nilsson am Ball und netzt links unten ein.

8.: Ein misslungener Befreiungsschlag von Boenisch landet bei Delaney, der mit links abzieht. Abgefälscht von Topraks Rücken fliegt die Kugel auf die rechte untere Ecke. Leno muss sich lang machen und wehrt zum Eckball ab.

9., 1:1, Jörgensen: Und den versenkt Kopenhagen! Von rechts kommt der Ball in den Strafraum. Jörgensen steigt zentral hoch und köpft links neben den Pfosten ein.

12., 2:1, Amartey: Spiel gedreht! Kopenhagen bringt einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Strafraum. Zentral vor dem Kasten verlängert Jörgensen vor Rolfes den Ball. Am linken Pfosten köpft Amartey freistehend ein.

15.: Rolfes verliert im Vorwärtsgang den Ball, der FCK kontert. Amankwaa schickt Kadrii auf den linken Flügel. Dessen Pass in die Mitte, wo Cornelius blank stand, grätscht Spahic im letzten Moment zur Seite.

28.: Starke Gegenpressing-Aktion von Bayer. Castro schnappt sich die Kugel und legt halblinks raus auf Boenisch. Der schlenzt mit seinem schwächeren rechten Fuß in Richtung rechter Pfosten - einen halben Meter daneben.

31., 2:2, Bellarabi: Langer Ball von Toprak von der Mittellinie über die beiden Viererkette zu Son in den Strafraum. Von Nilssons Rücken prallt der Ball zum eingelaufenen Bellarabi, der mit links aus zehn Metern rechts unten einnetzt.

37.: Kadrii setzt sich links im Strafraum gegen Rolfes und Toprak durch und flankt nach innen. Von Topraks Arm springt der Ball nur haarscharf am rechten Pfosten des Leverkusener Tores vorbei.

42., 2:3, Son: Kopenhagen zu weit aufgerückt, Calhanoglu macht das Spiel per Steilpass schnell. Halbrechts ist Son gestartet, hat freie Bahn und schießt mit Hilfe des linken Innenpfostens ein.

45.+1: Leverkusener Konter über Kießling und Calhanoglu, der Bellarabi rechts in den Strafraum schickt. Frei vor Keeper Andersen lupft Bellarabi die Kugel aber über den Kasten.

49.: Calhanoglu spielt in die Spitze zu Son, der direkt zu Kießling weiterleitet. Der Stürmer rechts im Strafraum dann mit freier Schussbahn, sein Versuch geht aber rechts vorbei.

56.: Rolfes hat links Platz, zieht zur Grundlinie und flankt in die Mitte. Am kurzen Pfosten köpft Calhanoglu knapp über die Latte.

63.: Son spielt mit Calhanoglu an der Strafraumgrenze Doppelpass und schlenzt dann von halblinks aufs lange Eck. Andersen macht sich lang und wehrt zur Ecke ab.

66.: Die FCK-Abwehr pennt bei einem Seitenwechsel. Jedvaj spritzt dazwischen und spitzelt den Ball zu Bellarabi. Der schießt frei vor Andersen aber den Keeper an.

Fazit: Verdienter Sieg für Bayer, das die Partie vom bloßen Ergebnis her lange unnötig spannend hielt. Von den defensivschwachen Hausherren war im zweiten Abschnitt nichts mehr zu sehen.

Der Star des Spiels: Hakan Calhanoglu wurde von seinen Mitspielern gesucht und gefunden. War der Anker im teils unsauberen Leverkusener Spielvortrag. Fand am Ball immer eine Lösung und spielte einige tolle Bälle in die Schnittstellen. Bereitete dazu zwei Treffer blitzsauber vor, schoss selbst drei Mal aufs Tor und hatte die zweitmeisten Ballaktionen (78) aller Akteure.

Der Flop des Spiels: Pierre Bengtsson. Der Linksverteidiger bekam über die gesamte Spielzeit aufgrund seines schwachen Stellungsspiels seine Seite nicht zu. Spielte dazu noch mehrere Fehlpässe und zeigte sich in einigen Zweikämpfen nicht robust genug. Zwar gingen nicht alle drei Leverkusener Tore komplett auf seine Kappe, aber sie fielen über seine Seite.

Der Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien). Schwache Leistung. Die drei gröbsten Schnitzer: Hätte Kopenhagen einen Elfmeter zusprechen müssen, als Spahic bei einer Kadrii-Hereingabe die Hand aktiv Richtung Ball ausfuhr (37.). Übersah zudem Jedvajs Ellbogenschlag gegen Cornelius (50.), eine Rote Karte wäre hier berechtigt gewesen. Und: Amarteys Tritt in Spahics Hintern in der Nachspielzeit hätte ebenfalls als Tätlichkeit gewertet werden müssen. Dass Amartey beim Kopfball von Jörgensen zum 1:1 in Lenos Blickfeld stand, war nur sehr schwer zu erkennen. Blieb in seinen Entscheidungen bei direkten Duellen aber fahrig und ließ ein paar Mal zu oft die Gelbe Karte in der Tasche. So beispielsweise bei Castros Grätsche gegen Claudemir (17.) und Topraks Foul an Bengtsson (41.).

Das fiel auf:

  • Defensivtaktisch teils grausame erste 45 Minuten von beiden Teams. Da die Außenverteidiger extrem hoch aufrückten, klafften nach Ballverlusten in deren Rücken enorme Löcher. Die Rückwärtsbewegung war grundsätzlich unzureichend. Dass es ziemlich wild rauf und runter ging, lag auch an der schwachen Passquote beider Teams. Auf beiden Seiten wurden im Spielaufbau viele Abspielfehler im Vorwärtsgang begangen.
  • Die Werkself trat phasenweise wie in einem Heimspiel auf. Man schob mit allen Mann früh raus und ging beim Passspiel ins Risiko. Das bescherte den Hausherren nicht nur einige gute Umschaltsituationen, sondern auch zeitweilige Sicherheit im Spielvortrag. Bisweilen kam Leverkusens Spiel sehr unruhig daher.
  • Der FCK letztlich aber nur über Standardsituationen gefährlich. Leverkusen pennte bei (einfachen) langen Bällen mehrfach, nicht nur bei den beiden Gegentoren. Die Abstimmung innerhalb der Viererkette ließ noch sehr zu wünschen übrig.
  • Bayer in der Offensive allerdings mit einigen guten Momenten im Gegenpressing tief in des Gegners Hälfte. Nach diesen Ballgewinnen nahm Bayer sofort Tempo auf, forcierte das Vertikalspiel und kam ein ums andere Mal in den Rücken der Kopenhagener Abwehr.
  • Die Dänen fast durchgängig seltsam passiv rund um den eigenen Strafraum und ohne jeglichen Druck auf den Ballführenden, obwohl derjenige meist in der akuten Gefahrenzone stand. Bei besserer Chancenverwertung hätte Bayer aufgrund dieser Zurückhaltung des Gegners früh ein halbes Dutzend Tore erzielen können.

FC Kopenhagen - Bayer Leverkusen: Die Statistik zum Spiel