Bayer scheitert im Elfmeterkrimi

Von Daniel Reimann
Emir Spahic (l.) sah früh im Spiel die Gelbe Karte
© getty

Bayer Leverkusen ist nach einem dramatischen Elfmeterschießen mit 2:4 (0:1) gegen Atletico Madrid aus der Champions League ausgeschieden. Das Hinspiel hatte Bayer 1:0 für sich entschieden.

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Vor 50.100 Zuschauern im Vicente Calderon bescherte Marco Suarez den Gastgeber per Fernschuss die Führung (27.). In der Folgezeit entwickelte sich ein nicht schönes, aber spannendes Spiel mit reichlich Fouls und Verwarnungen.

Da beiden Teams fortan kein Tor mehr gelang, ging die Partie ins Elfmeterschießen. Für Atletico verschossen Raul Garcia und Koke, bei Bayer scheiterten Hakan Calhanoglu und Ömer Toprak. Den entscheidenden fünften Elfer für Leverkusen jagte Stefan Kießling in den Nachthimmel.

Für Atletico Madrid war es das erste Elfmeterschießen im internationalen Wettbewerb überhaupt, das gewonnen wurde.

Die Viertelfinals wird am Freitag in Nyon ausgelost (ab 12 Uhr im LIVE-TICKER) und finden am 14./15. sowie 21./22. April statt.

Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Bayer Leverkusen): "Es ist sicher einfacher, ein Elfmeterschießen im eigenen Stadion zu haben. Vielleicht haben die Pfiffe den einen oder anderen Spieler etwas verunsichert. Im Elfmeterschießen kann man aber verlieren. Dass wir dahin gekommen sind, das ist eine bemerkenswerte Leistung. Die Mannschaft hat einen großartigen Kampf geliefert. Es war ein sehr anstrengendes Spiel. Wir werden aus diesem negativen Erlebnis positive Schlüsse ziehen. Jetzt müssen wir die Köpfe frei bekommen. Das ist natürlich eine sauschwierige Aufgabe, jetzt nach 120 Minuten auf Schalke zu spielen."

Mario Suarez (Atletico Madrid): "Die Champions League ist der schwierigste Wettbewerb, wir wussten, dass diese Partie sehr hart wird. Wir haben diese Situation gut gelöst, die Fans haben dabei geholfen. Oblak hat das im Elfmeterschießen toll gemacht. Der nächste Gegner ist uns jetzt egal, wir werden die besseren sein, niemand will auf uns treffen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Simeone setzt überraschenderweise auf Cani im linken Mittelfeld, den anderen Flügel besetzt Turan. Im Sturm beginnen Griezmann und Mandzukic, Torres hingegen sitzt nur auf der Bank.

Bei Bayer gibt es zwei Änderungen gegenüber dem 4:0 gegen den VfB. Für Rolfes und Papadopoulos spielen Bender und Spahic. Vorne darf erneut Drmic ran.

10.: Bellarabi bekommt die Kugel von Castro auf halblinks, marschiert ein paar Schritte und probiert's aus 22 Metern. Knapp links vorbei, aber da war noch ein spanischer Verteidiger dran und es gibt die erste Ecke für die Gäste...

23.: Atletico-Keeper Moya das Feld nach einer kurzen Unterbrechung verletzungsbedingt verlassen. Er hat sich ohne gegnerische Einwirkung am Oberschenkel verletzt. Für ihn kommt Jan Oblak.

27., 1:0, Suarez: Bayer klärt eine Freistoßflanke nur halbherzig und das Leder landet bei Mario Suarez, der aus 22 Metern halblinker Position mit links abzieht. Toprak hält im Strafraum noch den Fuß rein und fälscht damit unhaltbar ab. Halblinks schlägt's ein.

70.: Koke zieht einen Freistoß von halblinks ganz fies auf den zweiten Pfosten. Leno kann nicht sicher sein, ob noch einer rankommt und muss sich ganz lang machen - der Ball geht Zentimeter rechts vorbei. Glück für die Gäste.

80.: Griezmann ist links im Strafraum sträflich frei und legt für Turan ab. Der Schuss kommt aus 16 Metern halblinker Position flach auf Leno, der nur nach vorne abwehren kann. Spahic klärt zur Ecke, die dann keine Gefahr aus Sicht der Werkself bringt.

106.: Die Hausherren noch mal! Turan bedient Raul Garcia halbrechts im Strafraum, der sich das Leder ganz in Ruhe zurecht legt und dann aufs kurze Eck zielt. Leno klärt mit beiden Händen zur Ecke.

111.: Aus dem Nichts drückt Rolfes mal ab! Sein Schuss aus über 25 Metern rauscht vielleicht 20 Zentimenter links am Kasten der Hausherren vorbei. Ein Raunen geht durchs Rund.

Elfmeterschießen:

Raul Garcia schießt drüber

Oblak hält gegen Calhanoglu

2:0 Griezmann

2:1 Rolfes

3:1 Mario Suarez

Toprak schießt drüber

Leno hält gegen Koke

3:2 Castro

4:2 Torres

Kießling schießt drüber

Fazit: Ein unfassbar unattraktives Fußballspiel hat am Ende immerhin irgendwie noch einen Sieger gefunden.

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Der Star des Spiels: Koke. Der Mittelfeldmann leitete Dutzende Angriffe der Spanier ein und setzte seine kreativen Offensivspieler immer wieder zuverlässig in Szene. Stark als Passgeber und Antreiber, aber genauso wichtig als Abräumer vor der eigenen Abwehr. Hatte die meisten Ballsicherungen (18) sowie die beste Passquote (80 Prozent) und gewann mehr als zwei Drittel seiner Zweikämpfe. Verschoss zwar seinen Elfmeter, war aber in den 120 Minuten zuvor stärkster Mann.

Der Flop des Spiels: Josip Drmic. Bayer war darauf angewiesen, dass sein Stürmer im Zentrum Bälle festmacht und Lücken reißt. Doch Drmic fand kaum statt. Schoss nicht einmal Richtung Tor, verlor bei 30 Ballaktionen 16 Mal den Ballbesitz und gewann kaum einen Zweikampf. Wurde in der 69. Minute durch Kießling ersetzt.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli. Erwischte einen zuverlässigen und gerechten Auftakt - trotz zahlreicher Fouls und hitziger Stimmung. Als die Partie in Durchgang zwei noch rauer wurde, verlor er bisweilen den Überblick. So hätte er Atletico bei einem Foul von Toprak einen Elfmeter zusprechen können (80.). Der Ellbogenschlag von Rolfes gegen Raul Garcia (96.) hätte mindestens Gelb verdient gehabt.

Das fiel auf:

  • Die Partie begann in vielerlei Hinsicht wie erwartet: Das Vicente Calderon machte pausenlos Lärm, die Atmosphäre auf dem Platz war aufgeheizt. Beide Teams schenkten sich wenig im Pressing und so entwickelte sich vom Anpfiff weg eine unheimlich intensive Partie.
  • Die Gastgeber wussten Bayer unter Druck zu setzen. Oft wusste sich Leverkusen nur mit langen Bällen aus Atleticos Offensivpressing zu befreien, die meist in der gegnerischen Innenverteidigung hängen blieben.
  • Zu oft verpasste Bayer Gelegenheiten, das Spiel breit zu machen und häufiger zu verlagern, setzte stattdessen auf Kurzpasskombinationen auf engem Raum. Bestes Beispiel: Son, der meistens in die Mitte zog, anstatt Juanfran oder Koke auf seiner Seite zu binden.
  • Gleiches Bild nach Wiederanpfiff - mit einer entscheinden Modifikation: Bayer konnte sich fast gar nicht mehr befreien. Lange Bälle, Unmengen an Fehlpässen und schnelle Ballverluste kennzeichneten Leverkusens "Offensivspiel". Atletico wiederum konnte zwar nie ein konsequentes Powerplay entwickeln, blieb aber stets durch gute Einzelaktionen gefährlich.
  • Je länger das Spiel dauerte, desto hässlicher wurde es. Die Konzentration ging verloren wie auch das Timing bei Tacklings. Das Resultat: Es hagelte Gelbe Karten. Allerdings boten sich dank schwindender Kräfte auch deutlich mehr Räume für Konter. Dass diese meist fahrlässig zu Ende gespielt wurden, steht auf einem anderen Blatt.

Atletico Madrid - Bayer Leverkusen: Die Statistik zum Spiel