Titelverteidiger hat Schalke im Griff

Von Daniel Reimann
Real Madrid kam gegen Schalke anfangs nur schleppend ins Spiel
© getty

Der FC Schalke 04 musste im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid eine 0:2 (0:1)-Heimpleite hinnehmen. Damit ist der Viertelfinaleinzug in weite Ferne gerückt.

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Vor 54.442 Zuschauern in der ausverkauften Veltins Arena brachte Cristiano Ronaldo die Gäste mit seinem 58. Tor im 58. Champions-League-Spiel in Führung.

Schalke machte lange eine gute Partie, kam aber kaum zu Großchancen. In der zweiten Halbzeit war es CL-Debütant Felix Platte, der nur den Querbalken traf (75.). Wenig später traf Marcelo sehenswert ins rechte Kreuzeck zum 2:0 (79.).

Das Rückspiel im Bernabeu findet am 10. März statt.

Reaktionen:

Roberto Di Matteo (Trainer Schalke 04): "Die Qualität hat schon den Unterschied gemacht. Real hatte vielleicht drei Chancen und damit zwei Tore geschossen. Ein entscheidender Punkt war außerdem unser Lattentreffer in der zweiten Halbzeit, wenn wir da den Ausgleich erzielen, kann das Spiel auch anders ausgehen. Man hat aber gesehen, dass Real auf allen Positionen ganz stark besetzt ist."

Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid): "Es war ein gutes Spiel. Unsere Einstellung hat gestimmt. Wir sind zwar kein enormes Tempo gegangen, haben aber das Spiel kontrolliert und geduldig auf das Tor gelauert. Auch wenn wir fast den Ausgleich kassiert hätten, war es eine gute Leistung. Cristiano lebt für Tore. Es ist klar, dass dieses Tor ihm gut getan hat. Es war eine gute Reaktion in einer wichtigen Phase der Saison. Wir sind wieder in der richtigen Spur."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke beginnt mit Fünferkette und drei defensiv orientierten Mittelfeldspielern. Davor sollen Choupo-Moting und Huntelaar für Offensivakzente sorgen.

Bei Real beginnt Lucas Silva im Mittelfeld neben Kroos und Isco. Vorne das bewährt-gemeingefährliche Trio Benzema/Bale/Ronaldo.

20.: Choupo-Moting setzt sich auf rechts ganz stark gegen zwei Mann durch und findet Höger in der Zentrale. Der legt auf links zum aufgerückten Aogo ab. Der Ex-Nationalspieler hat an der Strafraumkante plötzlich ganz viel Platz gegen Carvajal und zieht direkt ab, doch sein Schuss streicht doch gut einen Meter über die Latte.

25.: Huntelaar setzt sich gegen Marcelo und Varane durch, zieht unmittelbar aus 20 Metern ab und zwingt Casillas zu einer richtigen guten Parade. Den muss man erst einmal so aus dem rechten, unteren Eck fischen.

26., 0:1, Ronaldo: Zum ersten Mal an diesem Abend lässt Aogo Carvajal auf dem rechten Flügel zu viel Platz. Der Ex-Leverkusener darf unbedrängt von der Strafraumkante mit Schnitt auf das Tor flanken. Im Sechzehner entwischt Ronaldo im Rücken von Matip und köpft vor dem herausgeeilten Wellenreuther ins rechte Eck.

31.: Kroos spielt einen fantastischen Pass in die Lücke zwischen Aogo und Nastasic. Dort steht Benzema alleine auf weiter Flur und darf unbedrängt auf Wellenreuther zustürmen. Der Schuss durch die Beine sitzt dann zum Glück nicht richtig, sodass der Youngster den durch seine Beine trudelnden Ball rechtzeitig vor der Linie aufnehmen kann.

33.: Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab! Huntelaar fiel vor drei, vier Minuten unglücklich auf die Hüfte und zeigt nun an, dass es nicht mehr weitergeht. Für den Niederländer kommt Felix Platte, der erst am Wochenende sein Bundesligadebüt feierte.

34.: Boateng kommt gegen CR7 zu spät und kassiert zu Recht die Verwarnung. Der Ghanaer fehlt damit im Rückspiel.

35.: Ronaldos Freistoß segelt in der gewohnt krummen Flugbahn direkt auf die linke Ecke zu, doch Wellenreuther schraubt sich in die Luft und fischt das Gerät aus der Ecke. Nastasic hat den Rebound und klärt.

75.: Der lange Ball von Boateng findet Uchida rechts im Strafraum. Der Japaner legt direkt auf den Platte ab, der aus 20 Metern ein Geschoss an die Latte setzt. Der Ball springt nach vorne, wo Uchida an die Kugel kommt. Der Japaner wird arg bedrängt, sodass lediglich ein Grätsch-Schuss auf das Gehäuse von Casillas zu Stande kommt.

79., 0:2, Marcelo: Ronaldo vernascht Uchida und Höger auf der rechten Außenbahn. Der Portugiese spielt den Querpass auf Marcelo, der plötzlich halblinks im Strafraum ganz viel Platz hat und die Kugel traumhaft schön ins rechte Kreuzeck nagelt.

Fazit: Verdienter Sieg eines spielerisch überlegenen und effektiveren Titelverteidigers. Schalke machte dennoch über weite Strecken eine gute Partie.

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Der Star des Spiels: Isco. Seine Ballannahme und Ballmitnahme sind eine Augenweide. Doch Isco spielt nicht nur für die Galerie, sondern zielgerichtet. Hat Zug zum Tor und ein gutes Gespür für sich öffnende Räume und die Laufwege der Mitspieler. Dazu selbst unter Druck kaum vom Ball zu trennen - beeindruckend! Ebenfalls stark: Ronaldo, Varane und Marcelo.

Der Flop des Spiels: Kevin-Prince Boateng. Keiner der Schalker hatte einen rabenschwarzen Auftritt. Aber Boateng ist von seiner Form aus früheren CL-Spielen mit Milan weit entfernt, was auch an der Position liegen mag. Nichtsdestotrotz: Vor dem 0:1 hätte er Aogo links unterstützen und Druck auf Carvajal üben müssen, was nicht geschah. Auch sonst defensiv oft passiv und ohne entscheidende Impulse im Spiel nach vorne. Bisweilen fehlte ihm der Blick für den freien Mitspieler.

Der Schiedsrichter: Martin Atkinson. Der Engländer behielt nicht immer eine stringente Linie. Wandelte zwischen kleinlichen Entscheidungen und Großzügigkeit, ohne dass darunter eines der beiden Teams häufiger litt. Ließ sich jedoch keine größere Fehlentscheidung zuschulde kommen.

Das fiel auf:

  • Schalke begann mit viel Vorsicht und Kontrolle. Die Fünfer- und Dreierkette verschoben sehr gewissenhaft und wiesen anfangs nahezu keine Lücke auf. Im Spiel gegen den Ball agierte Königsblau mit der richtigen Mischung aus Aggressivität und Konzentration.
  • Bei eigenem Ballbesitz suchte S04 vor allem den Weg über die Flügel, agierte unter Druck anfangs mit langen Bällen. Mit zunehmender gewannen die Gastgeber an Sicherheit. Vor allem Höger oder Choupo-Moting wussten Bälle trotz Madrids Gegenpressing gut zu behaupten.
  • Bei Real hing Benzema im Sturmzentrum lange in der Luft, weshalb er sich ins Mittelfeld oder auf die Flügel fallen ließ. Auch Ronaldo musste sich die Bälle teilweise sehr früh abholen. Einzig auf den Außen fehlte es bei Schalke manchmal an Druck auf den Ballführenden - so wie vor dem 0:1.
  • Ab der 60. Minute etwa zog Schalke spürbar an. Besonders der eingewechselte Platte war ein Unruheherd in der Offensive, bekam dazu öfter als noch zuvor Unterstützung im Angriffszentrum. Besonders über die Außenbahnen war Real verwundbar. Jedoch blieben die Turbo-Konter von Real über Bale und Co. stets gefährlich.

FC Schalke 04 - Real Madrid: Die Statistik zum Spiel