BVB zieht sich selbst aus dem Sumpf

Von Stefan Rommel
Ciro Immobile brachte mit seinem Blitztor den BVB auf die Siegesstraße
© getty

Borussia Dortmund hat am zweiten Spieltag der Champions League den zweiten Sieg eingefahren. Gegen den RSC Anderlecht dauerte es nicht einmal drei Minuten, bis Ciro Immobile die Führung für den BVB besorgen konnte. In der zweiten Halbzeit traf Joker Adrian Ramos doppelt und machte das 3:0 (1:0) klar.

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Durch den ersten Pflichtspielerfolg nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg bleibt der BVB Erster in der Gruppe D. Vor 20.000 Zuschauern im ausverkauften Constant-Vandenstock in Brüssel erzielten Ciro Immobile (3.) und Adrian Ramos mit einem Doppelpack (69./79.) die Tore für die Borussia.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer BVB): "Grundsätzlich ist es als Trainer das Beste, was ich mir vorstellen kann. Wir haben es nicht perfekt, aber leidenschaftlich verteidigt und brauchten in manchen Momenten das Glück, das wir heute dann auch hatten. Aufgrund der Verteilung und der Größe der Torchancen sind wir der hochverdiente Sieger in einem Spiel mit perfektem Start und großen Chancen. In der zweiten Halbzeit haben wir den Sack zugemacht. Das Zu-Null ist das Krönchen."

Sebastian Kehl (BVB): "Wir waren insgesamt sehr kompakt, und der Sieg war auch in der Höhe verdient. Heute war es ein Schritt nach vorne in allen Belangen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Anderlecht mit einer Änderung im Vergleich zum Remis gegen Galatasaray vor zwei Wochen: Für Acheampong beginnt Suarez links im offensiven Mittelfeld.

Dortmund wieder im 4-2-3-1, mit Rückkehrer Kehl neben Bender auf der Doppel-Sechs und Kagawa in der offensiven Zentrale. In der Viererkette ändert der BVB auf zwei Positionen: Schmelzer rückt für Durm auf die linke Seite und Sokratis ersetzt Hummels in der Innenverteidigung.

3., 0:1, Immobile: Leichter Ballverlust der Gastgeber im Mittelfeld. Bender dazwischen, Kagawa kommt dann 25 Meter vor dem Tor an den Ball. Immobile geht tief, Kagawa lupft den Ball über die Abwehr. Immobile ist nicht im Abseits und frei vor Proto und versenkt aus acht Metern unhaltbar ins linke Eck. Zweitschnellstes Tor der Dortmunder CL-Historie. Andreas Möller war vor 19 Jahren mal schneller.

9.: Anderlecht mal schnell durch die Mitte. Conte mit der Hacke in den Lauf von Mitrovic. Der geht alleine auf Weidenfeller zu, legt dann aber nochmal rüber zu Suarez. Jetzt ist es hauchdünn Abseits, Suarez' Schuss ins leere Tor ist abgepfiffen.

10.: Sensationell gut gespielt von Kagawa, der am Sechzehner aufzieht und dann doch auf Großkreutz durchspielt. Der spielt den klugen Querpass durch den Strafraum auf Aubameyang. Völlig unbedrängt schiebt der den Ball aber aus sechs Metern am fast leeren Tor vorbei.

15.: Bender spitzelt einen Ball aus dem Mittelfeld aufs eigene Tor. Praet alleine, ca. 16 Meter vor dem Tor. Satter Volleyschuss, aber direkt auf Weidenfeller, der halb mit dem Körper, halb mit dem linken Arm rettet.

18.: Dortmund kombiniert wieder blitzschnell, diesmal über rechts. Immobile auf Großkreutz in den Sechzehner, der legt zurück auf Aubameyang. Stark bedrängt schießt der aufs Tor, Proto wehrt mit dem linken Fuß ab.

26.: Aubameyang sieht am zweiten Pfosten Großkreutz einlaufen. Der schiebt den Ball aus sieben Metern flach ins Tor, steht dabei aber angeblich ein paar Zentimeter im Abseits. Sehr enge Entscheidung, die wohl eher falsch ist.

30.: Langer Seitenwechsel auf Schmelzer, der elf Meter vor dem Kasten in den Ball rutscht und diesen aufs Tor zimmert. Wieder ist Proto mit dem Fuß zur Stelle.

58.: Mbemba zieht eine Flanke von links fies direkt aufs Tor. Weidenfeller schaut nur hinterher, der Ball senkt sich aber knapp überm langen Eck ins Aus.

69., 0:2, Ramos: Piszczek flankt aus dem rechten Halbfeld flach zur Mitte. Der eben erst eingewechselte Ramos schiebt sich am Fünfer vor Mbemba schiebt und ins rechte Eck eindrückt. Erstes Champions-League-Tor für Ramos.

72.: Kehl bedient Schmelzer auf links, der eigentlich Aubameyang am Fünfer sucht - doch seine Hereingabe verfehlt das lange Eck um Zentimeter.

75.: Najar von rechts, Subotic verschätzt sich ein weiteres Mal. Mitrovic kommt in seinem Rücken an den Ball, setzt den aus 13 Metern aber nur an den rechten Pfosten.

79., 0:3, Ramos: Toller Konter über links. Aubameyang startet den Turbo und entwischt nach Kagawas Pass seinem Bewacher. Rückpass auf Ramos, der sich blendend gegen Nuytinck durchsetzt und den Ball unhaltbar aus 14 Metern ins rechte untere Eck schlenzt.

Fazit: Verdienter Erfolg für den BVB, der ein klares Chancenplus hatte. Offensiv war das teilweise stark von den Gästen, in der Defensive bleiben die Abstimmungsprobleme.

Der Star des Spiels: Adrian Ramos kam und entschied die Partie binnen zehn Minuten. War vor dem 0:2 clever im Zweikampf und bei seinem zweiten Tor auch unter Gegnerdruck robust. Ebenfalls stark bei den Gästen: Kagawa, der zwei Treffer einleitete.

Der Flop des Spiels: Aleksandar Mitrovic erwischte nicht den besten Tag, hatte einige unglückliche Aktionen und Pech bei seinem Pfostenschuss. Wurde bereits in der ersten Halbzeit von den eigenen Fans ausgebuht. In einer homogenen Dortmunder Mannschaft fiel Neven Subotic ein wenig ab, der zweimal richtig schlecht zum Ball stand und im Zweikampf nicht immer sicher wirkte.

Der Schiedsrichter: Paolo Tagliavento aus Italien hatte die faire Partie gut im Griff. Lag mit seinem Gespann bei den kniffligen Abseitsentscheidungen oft richtig, bei Großkreutz' Tor Mitte der ersten Halbzeit aber eher nicht. Ansonsten keine großen Fehler, abgesehen von ein paar Entscheidungen nach Zweikämpfen.

Das fiel auf:

  • Dortmund viel wacher und aggressiver als zuletzt im Derby im mit Kagawa als zentraler Anspielstation in der Offensive viel lebendiger, schneller und mit mehr Ideen. Immer wenn der BVB den Ball im letzten Drittel schnell machte, hatte Anderlecht unglaubliche Probleme.
  • Kagawa war die entscheidende Figur, er bestimmte das Tempo der Angriffe. Großkreutz assistierte mit vielen Läufen in die Tiefe und Rochaden mit Aubameyang. Nach 25 Minuten bekam Anderlecht das Zentrum besser geschlossen und gewährte Kagawa nicht mehr so viel Platz beziehungsweise stellte den Japaner früher.
  • Ein Problem der Gastgeber blieb das zu verhaltene Zweikampfverhalten. Zu oft bekamen Dortmunder Spieler lediglich Geleitschutz in der gefährlichen Zone. Auf der anderen Seite waren die Gastgeber in der Offensive immer mal wieder gefährlich und nutzten die Abstimmungsprobleme in der Dortmunder Defensive. Es fehlte lediglich die Kälte im Abschluss.
  • Die Zuschauer bekamen so 30 Minuten lang eine überaus attraktive Partie serviert, in der beide Mannschaften vor dem Tor aber zu inkonsequent waren. Zur Pause hätte es auch gut 2:4 stehen können. Nach dem Wechsel variierte der BVB das Tempo nicht mehr so geschickt, sondern spielte zu schnell und zu unkontrolliert in die Spitze, weshalb die Partie einigermaßen unruhig wirkte.
  • Dortmund versäumte es zunächst, die größer werdenden Löcher im belgischen Mittelfeld konsequenter auszunutzen und vehementer auf das zweite Tor zu gehen. Erst eine einigermaßen banale Aktion mit Piszczeks Flanke und Ramos Abschluss besorgte dann die Vorentscheidung. Somit trafen nach Aubameyang und Immobile gegen Arsenal nun erneut zwei Angreifer für den BVB.

RSC Anderlecht - Borussia Dortmund: Die Statistik zum Spiel