Das große Aber

David Alaba schied mit einer Innenbaldverletzung aus
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Der FC Bayern München ist der erste deutsche Klub, der sich nach vier Spieltagen als Gruppensieger für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert hat. Der Rekordmeister marschiert ohne größeren Widerstand durch die Wettbewerbe, doch die Freude über das bisher Erreichte wird arg getrübt - von David Alaba.

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Die Sache beschäftigte ihn. Josep Guardiola verließ schon die Trainerbank mit einigen Sorgenfalten im Gesicht. Und auch auf der anschließenden Pressekonferenz sah der Katalane nicht so aus, als hätte gerade seine Mannschaft das vierte Champions-League-Spiel in Folge gewonnen und schon Anfang November den Gruppensieg gesichert.

Nach den obligatorischen Glückwünschen seines Mediendirektors Markus Hörwick riss Guardiola das Thema kurz an, das ihn sehr beschäftigte und holte später richtig aus. David Alaba erlitt beim 2:0 (1:0) des FC Bayern München gegen den AS Rom eine schwere Innenbandverletzung im linken Knie.

Die Untersuchung ergab einen Teilriss des Innenbandes und eine Innenmeniskus-Verletzung, eine OP ist unumgänglich. 2014 wird der Österreicher wohl nicht mehr spielen, so viel steht fest. Ein herber Rückschlag für den FC Bayern, ein herber Rückschlag für Alaba, ein herber Rückschlag für Pep.

Alaba überragend

"David ist ein kompletter Fußballspieler. Er kann auf allen Positionen spielen. Mit ihm verlieren wir einen super Typen, der überragend Fußball spielt", sagte Guardiola. Mit ihm verliert Pep seinen Schlüsselspieler, der ihm schier unendliche taktische Flexibilität bescherte. So wie gegen Rom, als das etatmäßige Mitglied der defensiven Dreierkette hauptsächlich im Mittelfeld seinem Job nachging.

Alaba war zuletzt richtig gut drauf, gegen die Römer war der 22-Jährige gar bester Bayern-Akteur auf dem Platz. Die Vorlage zum 1:0 Franck Riberys zeugte von großer Klasse, der Freistoß kurz vor Schluss ebenso. Ganz zu schweigen von seiner Leistung über die Distanz.

Umso bitterer ist es, dass Alaba jetzt ausfällt. In einer Phase, in der Bastian Schweinsteiger noch behutsam an seinem Comeback arbeitet, Thiago und Javi Martinez noch einige Zeit benötigen, um zurückzukommen. Womöglich kehren sie im neuen Jahr nun gemeinsam zurück.

Mario Götze im Interview: "Wir sind nicht unbesiegbar"

Weiter in der schwersten Gruppe

Alabas Verletzung stellt das große "Aber" dar. Denn ansonsten eilt man beim FC Bayern wieder vor Erfolgserlebnis zu Erfolgserlebnis. Insbesondere die Leistung in der Champions League ist beeindruckend. Der FC Bayern hat "in der schwersten Gruppe", wie Mario Götze befand, alleine genauso viele Punkte wie die drei Gruppengegner zusammen und kann nicht mehr eingeholt werden.

"Es war nicht davon auszugehen, nach vier Spieltagen schon Gruppensieger zu sein", so Götze, der das 2:0 besorgte. Mehr oder weniger absichtlich. Das Tor war ein Spiegelbild der Partie. Es war keine Glanzleistung, es war nicht schön, aber dann doch effektiv und erfolgreich. Die Bayern können also auch anders.

Guardiolas Probleme mit dem Vorsprung

Und sie mussten anders, weil der Gegenüber so defensiv agierte wie sonst keine andere Mannschaft in dieser Saison. Rudi Garcia bot eine Viererkette auf und gab dieser noch Stützräder beim Ballbesitz der Bayern, indem er die äußeren Mittelfeldspieler zurückzog. "Sie haben 45 Minuten nur hinten gespielt", sagte Ribery. Doch selbst das genügte nicht, um den Schaden abzuwenden.

Größerer Schaden könnte nun auf die Spannung der Bundesliga zukommen, wenn die Münchner nun einen Monat lang ihre volle Konzentration auf die Liga lenken können und dort ihren Vorsprung weiter ausbauen. "Wir haben nur vier Punkte Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach", sagte Pep vor der Rom-Partie und setzte eine Miene auf, als wären die Bayern vier Punkte hinter den Fohlen.

Der Vorsprung ist dem Bayern-Trainer zu wenig. Zu wenig Polster für schwierige Zeiten, wenn die Mehrfachbelastung wieder beginnt. Die Spieler haben den Wink verstanden. "Jetzt müssen wir Gas geben", sagt Ribery. "Wir müssen nun bis zum Winter gut durchkommen und in der Bundesliga weiter Punkte holen", fordert auch Philipp Lahm.

Tipps von Götze

Niemand mag ein zweites April 2014 beim FC Bayern erleben, als man nach gewonnener Meisterschaft ein wenig die Körperspannung und die Motivation verlor und eine bis dahin perfekte Saison noch ernsthaft in Bredouille brachte. "Wir wissen, was da war, aber wir müssen dran bleiben. Ich will als Spieler ohnehin jedes Spiel gewinnen", so Robert Lewandowski.

Wer die Bayern ernsthaft gefährden soll, ist ohnehin unklar. Und vor allem mit welchen Mitteln? Götze, bester Bayern-Schütze 2014/15, gibt den Gegnern sogar ein paar Tipps: "Ich würde wahrscheinlich auch defensiv einstellen und auf Konter spielen." Borussia Dortmund hat es probiert, der AS Rom auch. Ohne Erfolg. Den nächsten Versuch hat Eintracht Frankfurt.

Bayern München - AS Rom: Die Statistik zum Spiel

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