Bayer stürmt die Tabellenspitze

Bayer Leverkusen tat sich gegen Zenit St. Petersburg lange schwer
© getty

Bayer 04 Leverkusen hat am 3. Spieltag der Champions League die Tabellenführung in der Gruppe C übernommen. In der heimischen Arena gelang der zuletzt kriselnden Werkself ein 2:0 (0:0) gegen Zenit St. Petersburg.

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Vor 27.254 Zuschauern in der BayArena brachte Giulio Donati die Hausherren nach einer wilden aber torlosen ersten Halbzeit nach einer knappen Stunde in Führung (58.). In Minute 63 erhöhte der erst kurz zuvor eingewechselte Kyriakos Papadopulos auf 2:0. Hakan Calhanoglu hatte beide Treffer vorbereitet.

Trotz des Platzverweises gegen den starken Wendell (79.) brachten die Leverkusener die Partie souverän nach Hause und stehen nach dem 0:0 im Parallelspiel zwischen Monaco und Benfica mit sechs Punkten auf Platz eins in Gruppe C.

Die Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Bayer Leverkusen): "Es war ein sehr intensives Spiel, ein sehr schwieriges Spiel, womit zu rechnen war. Es war ein sehr enges, ein sehr kampfbetontes Spiel. Der Schlüssel lag sicher darin, dass wir sehr geschlossen, sehr diszipliniert waren und selbst Akzente gesetzt haben. Trotz der Gelb-Roten Karte haben wir sehr leidenschaftlich gekämpft und einen verdienten Sieg geholt."

Andre Villas-Boas (Trainer Zenit): "Wir waren mit unsere ersten Halbzeit zufrieden, sie passte zu unserer Strategie. Das größte Problem der zweiten Halbzeit war, dass wir das zweite Tor zu schnell bekommen haben. Aber die Gruppe ist noch offen. Wir wissen, dass wir zu Hause einiges gutzumachen haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Roger Schmidt stellt die Werkself im Vergleich zum Remis in Stuttgart auf drei Positionen um. Jedvaj muss überraschend auf der Bank Platz nehmen, für ihn verteidigt Wendell auf der linken Seite. Auch Hilbert muss raus, Donati komplettiert die Viererkette. Bender feiert indes sein Comeback, Calhanoglu rückt wieder auf die Zehn und verdrängt damit Brandt auf die Bank.

Ande Villas-Boas nimmt im Vergleich zum 2:2 gegen Krasnodar vom Samstag in der Verteidigung ebenfalls zwei Änderungen vor. Lombaerts und Criscito beginnen für Neto und Smolnikov, zudem muss Arshavin im Mittelfeld für Witsel Platz machen.

5.: Leverkusen erobert früh den Ball, über Kießling kommt die Kugel ans linke Sechzehnereck zu Son. Der Koreaner wartet und chippt die Kugel in den Lauf von Wendell, der kurz vor Lodygin aus spitzem Winkel zum Abschluss kommt, den Keeper aber nicht überwinden kann. Die anschließende Ecke setzt Spahic aus neun Metern mit dem Kopf knapp vorbei.

40.: Doppelchance Leverkusen! Erst zieht Son aus gut 25 Metern ab und zwingt Lodygin mit dem tückischen Schuss zu einer Fußabwehr. Doch der Ball bleibt bei der Werkself, bis Bender eine Flanke von rechts in den Sechzehner zieht. Calhanoglu rauscht heran, scheitert mit dem Kopfball vom Elferpunkt aber wieder am Zenit-Schlussmann.

41.: Hulk wird's auf der anderen Seite zu bunt. Der Brasilianer huft aus 25 Metern drauf - der Ball rauscht am linken Pfosten vorbei.

58., 1:0, Donati: Bellarabi räumt Hulk am eigenen Sechzehner ab, doch die Pfeife bleibt stumm. Der Konter rollt über Calhanoglu, der links viel Zeit hat und rechts den komplett blanken Donati sieht. Der Außenverteidiger bekommt den Flachpass und schustert die Kugel aus 20 Metern wunderschön ins lange Eck.

63., 2:0, Papadopoulos: Unglaublich! Der ewig verletzte Grieche steht bei seinem CL-Comeback genau drei Minuten auf dem Platz, da klingelt's schon! Eine starke Freistoß-Flanke von Calhanoglu aus dem rechten Halbfeld beschert Papdopoulos seinen Kopfballtreffer aus kurzer Distanz.

74.: Kuriose Szene! Lodygin kommt weit raus, um einen Ball abzufangen, wird aber vom eigenen Verteidiger Garay überrascht. Der Argentinier köpft an seinem Keeper vorbei, der Ball hoppelt neben das Tor - Dusel für Zenit!

76.: Hulk kommt etwas unverhofft am Sechzehner an den Ball, ist viel zu frei und versucht's wieder mit Gewalt. Dem Schuss aus 16 Metern stellt sich Donati in den Weg - und klärt zur Ecke!

79.: Bitter, bitter, bitter! Der so starke Wendell geht schon verwarnt im Mittelfeld reflexartig mit der Hand an den Ball und fliegt mit der Ampelkarte.

Fazit: Verdienter Sieg der Werkself, die in einem fahrigen Spiel das tonangebende Team war und die klareren Chancen auf ihrer Seite hatte.

Der Star des Spiels: Neben dem starken Wendell, der seine Leistung durch den Platzverweis schmälerte, stach vor allem Hakan Calhanoglu heraus. Der Deutsch-Türke verlebte eine unauffällige erste Halbzeit, taute dann aber richtig auf und kurbelte das Spiel aus dem Mittelfeld stark an. Super Übersicht vor dem 1:0, perfekter Freistoß als Assist zum entscheidenden Treffer durch Papadopoulos.

Der Flop des Spiels: Hulk war stets bemüht, schaffte es aber bis auf ein paar blinde Gewaltschüsse nicht, wirkliche Gefahr für das Leverkusener Tor zu erzeugen. Die Passquote von 50 Prozent ist vernichtend, gegen Ende des Spiels auch mehr auf dem Boden unterwegs, als am Fußballspielen interessiert.

Der Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande) hatte nach einer Viertelstunde schon dreimal Gelb gegen die Gäste gezogen, lag aber sowohl bei Fayzulin (7., taktisches Foul), als auch bei Javi Garcia (14.) und Hulk (14., Meckern) richtig. In der Zweikampfbewertung allerdings nicht immer auf der Höhe. Hätte Bender spätestens nach seiner Grätsche gegen Witsel (33.) ebenfalls verwarnen müssen. Dem 1:0 ging ein ganz klares Foul von Bellarabi voraus und hätte schon in der Entstehung unterbunden werden müssen. Den Schubser gegen Donati in der Nachspielzeit nicht als Elfmeter zu werten, war ebenfalls strittig.

Das fiel auf:

  • Beide Teams legten mit offenem Visier los. In der hektischen Anfangsphase erspielten sich die Gastgeber mit ihrem brutalen Pressing schnell ein Übergewicht, richtig kontrollieren konnte die rasante Partie aber zunächst keines der Teams.
  • Die Russen waren bei eigenem Ballbesitz sichtlich überfordert mit dem starken Druck der Werkself, die aus einem 4-2-3-1, dass im Pressing-Modus zum 4-2-4 wurde, heraus schon weit in der Hälfte von Zenit zu stören begann. In der Defensive wiederum standen die Gäste sicher, profitierten dabei aber von dem zeitweise schlampigen und schlecht getimeten Spiel nach vorne.
  • Da Zenit mit schnellem Umschalten und schnörkellosem Spiel in die Spitze die gleiche Spielanlage zeigte wie Leverkusen, entwickelte sich ein wildes Hin und Her mit viel Tempo aber wenigen Chancen. Beide Teams mieden zudem die Flügel und suchten den Weg oft durchs Zentrum, wodurch das Spiel noch gedrängter wurde.
  • Im Laufe der zweiten Halbzeit gelang es den Leverkusenern, den eigenen Angriffen mehr Struktur zu geben. Während die Gäste immer noch fahriger und ungenauer wurden, konnte die Werkself nach einer Stunde die unorganisierte Defensive mit dem vorentscheidenden Doppelschlag ausnutzen.
  • Nach Wendells Platzverweis wechselt Schmidt geschickt und brachte unter anderem Jedvaj zur Absicherung. Die Werkself formierte sich in einem defensiven 4-4-1, gegen das die ohnehin schwachen Russen nichts mehr ausrichten konnten.

Bayer Leverkusen - Zenit St. Petersburg: Die Statistik zum Spiel